Mir geht da auch was durch den Kopf.
Ich hab im Grunde nichts gegen Neuzüchtungen und neue Hunderassen. Solche Rückbesinnungen auf Gesundheit, wie z.B. die Continental Bulldogge, welche sich als Rasse zu etablieren versucht, finde ich positiv. Und auch einige durchaus bekannte und häufig vertretene Rassen sind nicht vom FCI anerkannt und da sagt auch niemand was (Weißer Schweizer Schäfer und Dogo Argentino z.B.--oder sind die mittlerweile anerkannt? ).
Was mich allerdings an der ganzen Sache stört sind einige Ungereimtheiten worin denn der Sinn einer neuen Rasse besteht? Und ich hab die ganze Zeit während ich diesen Thread gelesen habe angestrengt nach einem anderen Zuchtziel des Labi-Pudels gesucht als Allergikerfreundlich (was sich ja erledigt hatte) und bin immer wieder ausschließlich bei der Optik hängengeblieben.
Dazu kommt noch, das ein Labi-Pudel wie man es auch dreht und wendet, womöglich immer noch eine durchaus angenehme Mischung ist, vielleicht sogar mit ursprünglichem Tiefgang hinter der Idee.
Aber ganz ehrlich, was rechtfertigt denn die zum Teil lächerlichen Kreuzungen, welche aus Amerika kommen, wo die Hunde- wie Cocktails- nach Belieben gemixt werden? Da wird doch vorne und hinten ohne Sinn und Verstand rumgemischt damit was Nettes mit dollem Namen rauskommt. Bulldogge-Shi-Tzu zum Beispiel: Lustig abgekürzt wird der Bull-Shit genannt! Ha ha- da ist doch nichts als ein blöder Name der Zweck der Mischung gewesen. Gerechtfertigtes Zuchtziel?
Es geht hier doch nicht nur um die Labi-Pudel, warum führen die meisten Befürworter dann immer nur diese eine Version der Designer Hunde in ihren Pro-Argumenten auf? Das stört mich ein bisschen. Gut, das ist EINE passende Mischung (beide Apportierer- beide lernwillig etc.), aber was ist mit den Hunderten von total unsinnigen kaum händelbaren Mischungen (Jagd x Hütehund etc) die auch zu den Designer Hunden aus Amerika zählen?
Und woran ich noch zu knabbern hab: Im Laufe des Threads kamen irgendwo das Argumente das viele Retriever oder auch Pudel kaum noch ihr ursprüngliches Zuchtziel verfolgen können, weil schlichtweg auf Optik gezüchtet wurde. Also ist ein spritziger gesunder Mix aus beiden Rassen
nicht zu verwerfen und ein Anwärter als Allroundfamilienhund, denn die Ursprungsrassen sind ja verzüchtet.
NUR woraus entstehen denn die meisten Designer Labi-Pudel? Sehr wahrscheinlich jawohl aus Showlabis oder Showpudel.
Ich bezweifel das es zumindest auf Retrieverseiten das rare und ursprüngliche Potenzial der Field Trial Linie, sagen wir mal, vermixt wird um es als idealen Familiendoodle an den Mann zu bringen. Da werden noch alte Zuchtziele verfolgt, ebenso wie in den Dual Purpose Linien. Ich bezweifle nicht, das es unter den Showies nicht auch herausragende Apportiertalente gibt, aber trotzdem ist die Gefahr eben größer einen Hund zu erwischen der kein Peil hat vom apportieren.
Und wo soll der Labradoodle jetzt seine herausragenden Fähigkeiten herbekommen? Wenn er mit großer Wahrscheinlichkeit aus Rassehunden entstanden ist, die wiederrum selbst nur nach optischen Kriterien entstanden sind? Und wo soll die Gesundheit herkommen, wenn die meisten Designer Dogs Produkte von Rassehunden sind, die selbst mit Zuchtproblemen zu kämpfen haben? Wo soll da der Top Familienhund entstehen wenn es selbst unter seriösen Züchtern mit enormen Datenbanken schwierig ist, einen gesunden Zuchtkandidaten mit rassetypischen Anlagen zu finden? Wie soll das dann funktionieren wenn alleine das Genpotential schon dadurch eingeschränkt ist, das Hunde mit offiziellen Papieren nicht für eine Mischlingszucht zur Verfügung stehen?
Wie viele Top-Labis bleiben da übrig? Wie viele Top-Pudel? Und warum soll dann genau das Produkt aus diesen Rassehunden besser sein als die Rassen selbst? Das ist doch total unlogisch...Selbst wenn der Designer Mix gut aufgezogen und geprägt wird, so ist er doch immer nur so gut wie das "Ausgangsmaterial". Aber wie gut ist das? Wenn kaum gute Kandidaten in Frage kommen, weil die Labis an sich zum Teil sehr verzüchtet sind, warum sollten dann durchweg gesunde, wesensfeste, sportliche Familienhunde entstehen? Weil man den Pudel mit einmixt?
Dann kann man auch direkt beim Pudel bleiben.
Und all diese Fragen hab ich mir nur zu der einen Mischung gestellt.
Das sind alles solche Dinge die mir das Ganze ein bisschen komisch erscheinen lassen, wenn von neuen Züchtungen die Rede ist. Es ist eben alles ein bisschen komplizierter geworden als vor hundert Jahren, als die ersten Mischlinge zu Rassen wurden. Ich finde das kann man nicht mehr vergleichen, dafür ist das ganze zu komplex geworden. Früher waren die meisten Hunde robust. Züchtet man heute "neu", hat man nur eine begrenzte Auswahl an gesundem Genpool und auf diesen ist auch nur über Verbandszugehörigkeit Zugriff möglich (zumindest wenn man über Generationen hinweg sichergehen will.) Das schränkt doch von vornherein ein.
Zumal ich auch ganz ehrlich gesagt nicht weiß, ob ich einen Labradoodle der über Generationen lediglich auf einheitlichen Phänotyp unter Ausschluss von irgendeiner Leistung oder Brauchbarkeit gezüchtet wird so optimal finde...Enstehen da nicht irgendwann eher total verdummte Schönlinge? Oder sieht so der optimale Familienhund aus?
Das waren nur die Dinge die mir durch den Kopf gingen...
Das soll alles nicht heißen das ich Labradoodle oder deren Besitzer irgendwie kritisiere. Jetzt sind die Hunde da und sie haben alle ihre Daseinsberechtigung. Ich finde sie zum Teil sogar total schön, zumindest rein optisch.
Aber sie sind und bleiben nunmal was sie sind. Eine Mischung. Wie viel mehr oder weniger gelungene Mischungen auf dieser Welt. Und wie die vielen Mischungen die ungesehen in Tierheimen sitzen, nur weil sie nicht doodlen. Und alle nicht mehr oder weniger gesund als die Rassen, aus denen sie entstanden sind.