Hallo Patrick...
Ich weiß, was du meinst, und auch mich frustet es immer wieder. Aber ich will nicht resignieren, ich will nicht sagen: man kann ja nichts machen.
Zitat
Was will denn der Einzelne tun, wenn der tägliche Wahn staatlich verordnet ist und 'von Oben' gebilligt, ja sogar gefördert wird?
Ich glaube: Jeder Einzelne kann trotzdem etwas tun, nämlich so leben, dass er selbst möglichst wenig Qual und Leid verursacht. Es gibt so viele Möglichkeiten, Massentierhaltung nicht zu unterstützen.
Die bequeme: in den Bioladen gehen.
Die sicherere: Einen Bio-Hof deines Vertrauens auswählen und dort kaufen.
Die anstrengende: Auf einen Bio-Hof ziehen oder einen aufmachen und selbst Lebensmittel produzieren.
Die idealistische: Sich selbst versorgen und nur das besitzen, was man braucht, um zufrieden zu sein (streben wir an, in nicht zu ferner Zukunft).
Mein Freund und ich haben bei Bioläden angefangen und leben und arbeiten inzwischen auf einem Demeter-Hof. Auch das für uns nur ein Schritt auf den richtigen Weg, dem Weg, den wir für richtig halten.
Utopisch? Sinnlos?
Für mich hängen Tierquälerei/Zerstörung der Natur/Respektlosigkeit gegenüber dem Leben und Konsum/Besitz eng zusammen. Wenn ich keinen Fernseher, kein Premiere, kein neues Handy, kein Strasshalsband für den Hund, keinen Urlaub auf Teneriffa etc. brauche, kann ich mein Geld für wichtigeres ausgeben. Gute, umweltfreundliche Lebensmittel zum Beispiel. Wenn ich mich nicht zumülle, obwohl mir ständig suggeriert wird, ich müsste es tun, habe ich zeit, den Blick auf das Wesentliche zu richten.
Das erfordert Konsequenz, aber in meinen Augen keinen Verzicht. Denn ist es ein wirklicher Verlust, mir nicht ständig die Werbesendungen, Talkshows etc. reinzuziehen?
Ich besitze zwei kleine Kartons mit Büchern. Ich frage mich oft, warum ich so viel Zeug habe. Wozu? Steigert das die Qualität meines Lebens? Liegt diese nicht vielmehr darin, etwas sinnvolles zu tun, und darin, in den kleinen Dingen das große Ganze zu erkennen, wie im "Was ist Glück"-Thread beschrieben?
Natürlich: indem ich mein Konsumverhalten ändere, vermag ich nichts gegen die langen Schlachtransporte zu tun, gegen die McDoof-Esser, die nicht darüber nachdenken, wie das Hack (wenn es welches ist) gelebt hat, gegen die Logik, die in dieser Gesellschaft herrscht: Das Geld. Ich denke schon, dass man verdummt wird, dass der ganze Konsumterror ein Instrument ist, uns ruhig zu stellen, dass wir belogen und beschissen werden, dass die Demokratie eine Farce und die Wahlen sinnlos sind. Ich glaube nicht an das politische System, ich glaube nicht, dass Politiker etwas ändern können und wollen, glaube nicht mehr, dass es einen Unterschied macht, welche Marionette gerade von der Wirtschaft gegängelt wird, rot, schwarz, grün...
Aber muss ich deswegen alles machen, was man mir sagt? Habe ich nicht ein Hirn, das ich benutzen kann? Muss ich wegschauen und wiederkäuen, was mir eingetrichtert wird?
Ich habe die Möglichkeit zu versuchen, zufrieden zu leben. Und ich bin nicht zufrieden, wenn ich weiß, dass wegen meiner Müslimilch eine Kuh Schmerz erlitten hat. Dass wegen Tolstopis Futter ein Rind oder ein Huhn gequält wurde.
Natürlich: ich kann nicht (kaum) wirklich konsequent leben. Dann dürfte ich weder einen Rechner besitzen noch im Netz surfen (ja, ich habe darüber nachgedacht, ob ich das vor mir verantworten kann). Dürfte nie Bananen essen, auch nicht in Bio- und FairTrade-Qualität, wegen der Umweltverschmutzung. Dürfte das Demeter-Feld nicht mit dem Trecker bestellen, weil er Diesel verbraucht. Dürfte keine Musik hören (alles aus Plastik, und woraus wird Plastik hergestellt? Eben). Etc. Etc. Aber ich kann etwas tun.
Denn:
Ich denke ja auch nicht: Oh Gott, es gibt so viele Menschen, die Hunde prügeln und Igel aufspießen, was nützt es, wenn ich es nicht mache. Sondern ich sage mir: Solange ich es nicht mache, geht es zumindest einem Igel oder einem Hund besser.
Ist das nichts?
Grüße,
Stine