Huhu,
ich habe zwei Jagdhundmixe und keinen Jagdschein. Werde ich wohl auch nicht machen, da ich nicht so recht sehe, wo für meine Hunde dann der Unterschied liegen würde. Nellie will hetzen und reißen, was sie auch nicht dürfte, wenn ich einen Jagdschein hätte und Kira will streunen, dito. Ich lehne Starkzwangmethoden ab, also mühe ich mich seit einem Jahr mit Schleppe, alternativen Auslastungen und der nimmer endenen Suche nach wildfreien Gebieten.
Klappt leider nur bedingt.
Nellie ist ein Pointermix aus Spanien, die Orga ist meines Erachtens seriös. Sie unterstützen Kastrationsprojekte vor Ort, sie vermitteln keine "echten" Straßenhunde, sie geben bereitwillig Auskunft über Herkunft der Hunde und wofür die Schutzgebühren und Spendengelder verwendet werden.
Kira ist ursprünglich aus Griechenland, wir haben sie allerdings hier in Deutschland aus zweiter Hand übernommen. Die Orga, über die sie vermittelt wurde, würde ich als eher unseriös einstufen, da sie ausschließlich Welpen und Junghunde vermitteln, in den meisten Fällen von trächtigen Straßenhündinnen. Kiras Mutter wurde mit ihren sieben Welpen nach Deutschland gekarrt, die Welpen bereits mit wenigen Wochen von der Orgavorsitzenden (sie ist TÄ) selbst kastriert und dann vermittelt. Dabei wurde kein Wert auf eine gute Vermittlung gelegt, Kira kam entsprechend in eine schlechte Haltung, zwei ihrer Geschwister wechselten auch mehr als einmal den Besitzer. Die Orga inseriert hier wöchentlich in unserem Lokalblättchen, mit immer wieder neuen Welpen.
Zum Jagen: Nellie hat extrem starken Jagdtrieb, den wir zu Beginn unterschätzt haben. Soweit bekannt, hat sie aber in Spanien nicht gejagt, sondern wuchs auf der Tierstation Esperanza in Andalusien auf. Deshalb muß ich mir an die eigene Nase fassen. Ich habe ihr zuviele Freiheiten gewährt, und unser Problem ist somit teilweise hausgemacht. Wir arbeiten aber dran, und ich bin zuversichtlich, daß sie eines Tages fast ganz ohne Schleppleine auskommen wird.
Kira ist das größere Problem. Sie ist vermutlich auch ein Jagdhundmix, sieht nach Labbi und irgendwas Windhundartigem aus und hat auch Jagdtrieb, ist aber reine Sichtjägerin, im Gegensatz zu Nellie, die vor allem auf Spur geht. Eigentlich wäre sie vermutlich leicht zu händeln, da sie - an der Schleppe - wirklich sehr gut hört. Während Nellie draußen ausschließlich auf der Suche nach Spuren ist, geht Kira wie ein "normaler Familienhund" spazieren, liest Zeitung, ist interessiert an anderen Hunden und Menschen, etc. Sie hat allerdings bei ihren Vorbesitzern das Streunen kennengelernt, war oft halbe Tage unterwegs und fand das offensichtlich so toll, daß sie jede Gelegenheit nützt, um wieder mal auszubüchsen. Ist ihr ein paar Mal gelungen, das längste war sechs Stunden (!) - der blanke Horror. Das wiederum heißt, sie kann definitiv nie ohne Schleppleine laufen, da dieses Umschalten einfach unberechenbar ist, da sie ja nicht auf Wildsuche ist, mit all den entsprechenden, erkennbaren Anzeichen, sondern einfach auf Gelegenheiten wartet, um wegzulaufen. Ich fürchte, sie hat auch gelernt, es sich nicht anmerken zu lassen. :/
Fazit: Mein "echter" Jagdhund stellt im Prinzip ein viel geringeres Problem dar als mein in DE aufgewachsener "Familienhund", der durch Erziehungsmängel zur Streunerin wurde. Also mal wieder ein Beispiel, daß sich die Aussage "Jagdhund in Nichtjägerhänden" nicht so pauschal verneinen oder bejahen läßt.
Ich persönlich habe allerdings auch nicht gezielt nach einem Jaghund gesucht, ich habe mich halt in die beiden Hundepersönlichkeiten verliebt, und wir müssen nun eben das Beste draus machen.
Wie gesagt, auch wenn ich nun einen Jagdschein hätte, würde sich für meine Hunde im Prinzip nix ändern. Nellie darf auch jetzt schon Mäuschen buddeln (darin geht sie voll auf ;)) und kontrolliert Spuren verfolgen. Und Kira dürfte auch als Jagdhund nicht streunen gehen.
Liebe Grüße,
Anja