Hallo Patrick!
Erstmal herzlichen Glückwunsch zu Eurem wunderschönen Neuzugang - schaue zwar immer wieder begeistert in den Véro-Willkommen-Foto-Thread, hatte es aber bisher nicht gebacken bekommen, was reinzuschreiben. Ist hiermit nachgeholt! 
Zu Euren "Problemchen": Ich weiß nicht, ob ich wirklich viel Hilfreiches schreiben kann, aber zumindest kann ich meine Erfahrungen mitteilen, da ich im Prinzip mit meinen beiden jagdbegeisterten, südländischen Grazien ganz ähnliche Baustellen bearbeite.
Hast du eigentlich das Buch Antijagdtraining von Pia Gröning? Daraus habe ich extrem viele nützliche Tips entnommen, obwohl ich mich vom zunächst aufgestellten, enthusiastischen Trainingsplan inzwischen weit entfernt habe, da es mir zeitlich (und nervlich!) einfach nicht möglich war, dauerhaft mit zwei Hunden getrennt zu gehen. Das wäre an sich schon ein Fulltime-Job, aber wer bezahlt mir den?
Bereite dich aber darauf vor, auf Seite 185 einen erheblichen Motivationsdämpfer zu bekommen, wo es sinngemäß heißt, Antijagdtraining mit zwei jagenden Hunden sei "nicht völlig unmöglich", nachdem es vorher hieß, man solle sich einen Zweithund, der vielleicht jagt, erst anschaffen, wenn der erste vollständig kontrollierbar und ohne Leine abrufbar sei. Öhm, ja.
Ist ja auch richtig so und würde ich auch jedem raten, aber die Kira war so süß und niemand wollte sie und sie vertrug sich so gut mit Nellie, und... 
Ich denke, besonders wichtig ist, daß du deine beiden Griechen zunächst mal auf keinen Fall ungesichert zusammen frei laufen läßt. Ich habe den Fehler am Anfang gemacht, als meine spanische Pointerin noch nicht gelernt hatte, was für ein geniales Spürnäschen sie da vorn an der Schnauze spazierentrug und meine windhundige Griechin noch viel zu verschüchtert war, um mir draußen von der Seite zu weichen. Ich habe einfach unterschätzt, wie rasend schnell Hunde untereinander lernen. Nellie hat von Kira das Stöbern gelernt und Kira von Nellie die Unabhängigkeit.
Das Ergebnis ist ein absolutes Jagd-Dream-Team, das ohne pausenlose Überwachung sofort die Gelegenheit nützt, um sich vom oder besser über den Acker zu machen. Allein hören sie inzwischen recht zuverlässig (naja, meine Ansprüche sind gesunken :D), zusammen sind sie unausstehlich.
Unterschätz die Véro nicht. Kira ist auch so Angstkandidatin, aber dennoch ist der Reiz des Jagens viel zu hoch, als daß sie noch Schutz suchen würde, wenn ihr eine frische Spur unters Näschen gerät. Sie neigt übrigens auch - ähnlich wie Jimmy - dazu, überhaupt nicht zu reagieren, wenn man sie anspricht. Dabei ist sie nicht (zumindest nicht erkennbar) unbedingt auf Spurensuche, sondern einfach abwesend. Den "Look" kenne ich bei meiner Griechin auch, leider meist von hinten.
Wenn sie nicht reagiert, bleibe ich zur Not auch mal 10 Minuten stehen und warte, daß sie doch mal guckt, woraufhin ich dann losjubele. An der Schleppi ranziehen tue ich sie wenn möglich nicht, sie soll wirklich aus freien Stücken reagieren, sonst lernt sie meines Erachtens nur, daß sie passiv bleiben kann.
Gehe ich mit beiden, ist mindestens eine immer an der Schleppi. Das hat auch den Vorteil, daß ich einen Hund habe, um den anderen zu motivieren (wurde hier auch schon geschrieben). Wenn Nellie ansetzt, ihre Kreise über die Wiesen zu ziehen, habe ich garantiert mit Kira am Flußufer ein suuuuuper-interessantes Mauseloch gefunden und verschwinde begeistert rufend in der Böschung. Was meinst du, wie schnell da ein schwarzes fragendes Fellgesichtchen auftaucht, das auch mitbuddeln will - auf Nellies Neugier ist (fast) immer Verlaß. Ich pöhses Frauchen weiß natürlich, daß Kira auch viel lieber mit Nellie stöbernd Kreise ziehen würde, als mit mir die Böschung runterzukraxeln, aber dafür habe ich ja 1. die Leine, und 2. tolle Leckerchen. In die entgegengesetzte Richtung rennen oder verstecken wären Varianten. Wir haben den Ruf "Wir gehen HIIIIIIER LANG", um einen Richtungswechsel anzudeuten. Da das Nellchen immer gern weit voraus unterwegs ist, liebt sie das, weil sie dann zu uns rennen kann.
Wichtig ist auch, daß ihr öfters mal mit den Hunden getrennt geht, um gezielt Abrufen, Grundkommandos, etc. üben zu können. Mein Freund hat Mittwochs und am Wochenende Zeit, daß wir getrennt mit den Hunden arbeiten können. Den Traum, irgendwann mal entspannt zu zweit mit zwei Hunden spazieren gehen zu können, habe ich noch nicht völlig begraben, aber für die nächsten 1-3 Jahre zumindest mal auf Eis gelegt. *heul* 
Zu Véros Aggressionsproblem noch ergänzend: Ich sehe schon die Gefahr, daß das auf Jimmy abfärben könnte. Nellie war zunächst ein fantastisch umgänglicher, super sozialisierter Hund, während Kira bei anderen Hunden entweder sehr unsicher oder aber feindlich reagierte (alles noch im Rahmen, mit den üblichen Vorzeichen, nicht so einfach drauf wie das Veroleinchen). Nellie hat sich leider ein paar unschöne Dinge abgeguckt und neigt inzwischen auch zu Leinenpöbelei - wenn Kira dabei ist. Allein benimmt sie sich immer noch meist gesittet, was ich auch immer bestärke.
Aber du solltest da schon ein Auge drauf haben.
Mein Fazit nach einem dreiviertel Jahr mit meinen beiden Südländerinnen: Sie sind großartig und ich würde es jederzeit wieder tun! Man gewöhnt sich an Schleppleine und ewig versiffte Klamotten, an das ständige Scannen nach Wild, bevors die Hunde sehen. An die Tatsache, daß man nicht mehr in Hundegruppen laufen kann, da niemand so gerne in zwei Schleppis verwickelt am Boden schleift. Aber ehrlich gesagt bin ich heute noch nicht viel weiter als ich es am Anfang war. Sie hören ja im Prinzip, allein und ohne Wildablenkung. Aber das taten sie letzten Herbst auch schon. Ich mache halt weiter und freue mich auch über winzige Fortschritte.
Ich weiß, daß ich es nicht schaffe, sie im Haus zu ignorieren, auch wenn ich diesen Hinweis selbst schon oft genug gelesen habe. Also, was das angeht, bin ich sicher die schlechteste Ratgeberin von allen. Aber es freut mich so sehr, daß es deinen beiden so gut bei euch geht!
Liebe Grüße (und entschuldigt diesen Roman),
Anja und ihre beiden Jagdmäuse