*schnief* Wie schön, das alles zu lesen! Danke für den tollen Thread!
Mein Nellchen:
Die Vorstellung, dass es da jemanden gibt, in Malaga, der im März 2007 zwei kleine schwarze Pointer-Mix-Welpen in der Tötungsstation abliefert, weil er sich mit dem Nachwuchs nicht belasten wollte, lässt mich schaudern, weil es noch ein harmloses von ach so vielen Beispielen ist, wie kaltblütig Menschen mit von ihnen abhängigen Wesen umgehen. Zu wissen jedoch, dass eines dieser beiden abgeschobenen Geschwisterchen, inzwischen eine große Hundedame, hier vor meinem Schreibtisch auf dem Teppich liegt und zufrieden schnaufend ihre für den schlanken Körper immer noch zu dicken Käsefüßchen in die Höhe streckt und ihr Brüderlein nach vielen vergeblichen Vermittlungsversuchen letztlich die Herzen seiner Pflegestelle in Süddeutschland erobern konnte, dass sie ihn behalten haben, macht mich glücklich.
"Nellie ist aber sehr dominant, da müßt ihr strenge Regeln aufstellen. Wie, ihr lasst den Hund auf die Couch? Sie darf vor euch essen? Sie darf sogar ins Bett? Ihr spielt mit ihr, wenn sie euch auffordert?" So oder so ähnlich, kamen Kommentare von Hundetrainerinnen oder Laien.
Und ja, Nellie ist ein kleiner Dreistling, aber mit unsagbar viel Charme. Sie darf ins Bett, aber sie muss fragen, was sie sehr pflichtbewußt und höflich tut, und auch ohne Murren wieder ins Körbchen wandert, wenn sie nicht erwünscht ist (was sehr selten passiert, weil es einfach zu schön ist, morgens ihre warme, weiche Fellnase auf dem Kissen vorzufinden und einen kleinen Kuss draufzuhauchen). Ja, wir spielen oft mit ihr, wenn sie mit dem niedlichsten Gesichtchen der Welt und einem Ball, Zerrtau, Stöckchen im Mund vor uns steht, weil ich es einfach nicht einsehen kann, ihr und mir den Spaß zu verderben, nur um irgendeine imaginäre Rangordnung festzuklopfen, so als wären wir Hunde, oder aber wir alle Hühner.
Dominant? Ich nenne es souverän und selbstbewußt. Und ja, sie bekommt ihren Napf voll, wenn wir vom Spaziergang heimkommen, egal wann ich nun Lust habe, mich zu füttern, weil sie sich so sehr aufs Essen freut, und weil es mir eine Freude ist, dass dieses Klappergestellchen von Hund nach vielen Monaten endlich ein paar Pfunde auf die Rippen bekommt.
Sie ist ein unglaublich tapferer Hund, hat in ihrem ersten Lebensjahr schon schlimme Verletzungen, Operationen und Krankheiten überstanden und hüpft trotzdem jedesmal wie ein Flummi vor der Tierarztpraxis auf und ab, weil sie sich so freut, "ihre" Tierärztin zu sehen. Und auch wenn wir nur eine Wurmkur abholen, besteht sie doch darauf, wenigstens einmal kurz auf den Behandlungstisch klettern zu dürfen, weil es sonst ja kein "richtiger" Tierarztbesuch war.
Sie ist so unglaublich freundlich zu allen Leuten, heult vor Freude wie ein Wolf, wenn Besuch kommt, was manch einen schon erschreckt hat, weil's echt gefährlich klingt, doch dabei wedelt der ganze Hund vor lauter Begeisterung.
Und sie ist so eine wilde Hummel! Sie strahlt so viel Lebensfreude aus, wenn sie rennen darf, in rasend schnellem Tempo gewaltige Kreise über Wiesen zieht. Und so unabhängig wie sie im Feld ist, so verschmust und anhänglich ist sie zu Hause.
Sie ist nicht "mein" Hund, nicht meine Seelenverwandte, nicht die Art von Hund, die mich anhimmelt, meine Gefühle liest oder mich tröstet, wennn's mir schlecht geht. Sie ist ein kleines unabhängiges Seelchen und ich habe eine Zeitlang gebraucht, mich von solch romantischen Vorstellungen zu trennen, da ich es von früheren Hunden so kannte.
Aber sie ist ein fantastischer Hund, sie ist ein Sonnenschein, wenn auch nicht mein Sonnenschein ;), und ich liebe sie von ganzem Herzen. Es soll ihr gut gehen, sie soll glücklich sein. Dann ist es gut.
Liebe Grüße,
Anja (die jetzt gerade keine Zeit hat, auch über Kira, die Sanfte, zu schreiben - hole ich aber nach!)