Zuerst einmal: ich finde es schön, daß du dir solche Gedanken machst, bevor du die Hündin aufnimmst.
Ich meine, du kannst deinem Kind einen alten Hund ruhig zumuten. Es gibt keine bessere Gelegenheit, den Umgang mit der Endlichkeit des Lebens, dem Sterben und dem Tod einzuüben. Die alte Hündin hat hoffentlich noch einige gute Jahre bei euch, allmählich werden aber Kräfte nachlassen, und diesen Weg kann man einem Kind ja auch erklären und es von Anfang an darauf vorbereiten, daß das gemeinsame Leben mit dem Hund in absehbarer Zeit enden wird. Der Tod kommt ja bei einem alten Hund nicht überraschend.
Bei einem Hamster weiß man ja auch, daß er nicht lange lebt, und mutet das einem Kind trotzdem zu.
Ich war so alt wie dein Kind heute, als ich meinen ersten, sehr zahmen und sehr geliebten Wellensittich bekam. Leider starb er schon zwei Jahre später. Er wurde krank und der Tierarzt konnte ihm nicht helfen. Abends saß er schwach im Käfig, starb in der Nacht, und am nächsten Morgen war der Käfig leer. Meine Eltern hatten ihn heimlich begraben, ohne mich zu wecken, um mir den Anblick des toten Vogels zu ersparen. Für mich war das kein "ersparen", sondern im Gegenteil sehr schlimm. Es war mein Vogel, und ich hätte ihn sehen, mich von ihm verabschieden und ihn selbst begraben wollen.
Ich habe das meinen Eltern jahrelang schwer übelgenommen, und kann noch jetzt, Jahrzehnte später, nicht ohne Gefühle des Zorns darüber schreiben.
Wenn es einmal bei dir soweit ist, kannst du dein Kind in alles einbeziehen, was du planst und tust. Wenn du dich dafür entscheidest, daß du deinen todkranken Hund einschläfern lässt, kannst du dein Kind fragen, ob es dabei sein will oder nicht.
Falls der Hund stirbt, während dein Kind in der Schule ist, kannst du es anschließend fragen, ob es ihn noch einmal sehen will oder lieber nicht, und ob ihr ihn gemeinsam begraben wollt oder ob du es lieber alleine tun sollst.
Dein Kind wird wissen, was es sich zumuten kann. Akzeptiere seine Entscheidung, wie immer sie ausfällt, und ihr werdet es nie bereuen.
Nicht umsonst wird heute bei Unglücksfällen jeder Art alles dafür getan, daß Leichen geborgen und ihren Angehörigen übergeben werden. Es ist bekannt, daß es den Angehörigen hilft, den Tod zu akzeptieren und daß sie sehr darunter leiden, wenn der Tote nicht geborgen werden kann und er einfach "verschwunden" bleibt.
Dagmar & Cara