bei echten angststörungen, bei denen ängste nicht durch training durchbrochen werden können, kann der einsatz von "beruhigungsmitteln" unter sachkundiger anleitung durchaus sinn machen.
das ist der einzige bereich, in dem ich selber mal erfahrung gemacht habe. sicher gibt es weitere anwendungsbereiche, wo ein einsatz gerechtfertig sein kann.
selber die erfahrung gemacht habe ich mit meiner weimhündin, die mit 1 1/2 jahren 2 mal innerhalb von 6 wochen von anderen hunden sehr schwer verletzt worden ist. pamina war an diesen beiden beißvorfällen übrigens nur in der art und weise beteiligt, dass sie zur falschen zeit am falschen ort anwesend war.
während sie die erste bissverletzung psychisch noch gut weggesteckt hat, ist ihr verhalten nach der 2. verletzung aufgrund von anhaltenden schmerzen (verletzung war direkt neben der wirbelsäule einen schäferhundfangzahn-tief mit neurologischen ausfallerscheinungen) gekippt. es hatte sich eine zyste gebildet und jede berühung hat schmerz ausgelöst. sie fand selbst ihre hundefreunde nur noch bedrohlich. in diese angst begann sich aggression einzuschleichen.
abhilfe geschafft hat ein einfacher kniff. mir war durchaus aus der älteren verhaltensforschung bei hunden ein begriff, dass man ängste mit sedativa behandeln kann. sedieren nur zum ausprobieren wollte ich keinesfalls. aber die zyste musste operiert werden. nach der narkose, als aber der "rausch" noch nicht ganz weg war, habe ich ihre 3 besten hundefreunde samt besitzern zusammengetrommelt. die 3 hunde mussten an der leine bleiben und sich passiv verhalten (absitzen, abliegen, sich in eine andere richtung bewegen etc.), während pamina frei laufen durfte und selber kontakt suchen durfte.
diese kontrollierte begegnung mit hunden, die sie eigentlich ja sehr mochte war eine initialzündung für die aufbauende arbeit. die angst vor ihren freunden war durchbrochen, weil sie in dieser noch gedämpften stimmung nach der narkose erfahren hat, dass hundebegegnungen nicht immer weh tun müssen. der rest war konsequente arbeit ohne jegliche sedierung. knackpunkt war einfach, dass diese angst einmal durchbrochen werden musste.
mein vor den vorfällen super sozialisierter hund ist wieder ein solcher geworden. und das war eine zeitlang wirklich fraglich nach der 2. verletzung. das hätte sicher nicht bei jedem hund geklappt. aber erstens hat pamina eine extrem gute bindung zu mir (stichwort einmannhund) und zweitens kenne ich meinen hund sehr gut. ich empfehle diese vorgehensweise ausdrücklich NICHT zur nachahmung, weil man ohne entsprechende kenntnisse sehr viel falsch machen kann. nebenbei möchte ich noch erwähnen, dass ich durchaus auch ältere verhaltensforschungsansätze zu rate gezogen habe wie z.b. brunner (erstmals erschienen 1973 - der unverstandene hund). es wäre also keine neue modeerscheinung sondern das aufkochen von alten ansätzen, wenn man wirklich verhaltensauffälligkeiten (wie auch immer entstanden...die weitaus meisten vermutlich wirklich durch falsche prägung, sozialisierung und erziehung) mit bunten pillen bekämpfen will.
lg cjal
*edit* zum eigentlichen thema...vor lauter "schreibwut" glatt vergessen...
wie diagnostiziert man bei einem tier depressionen in abgrenzung z.b. zu schmerzen? bei pamina weiß ich, dass sie soetwas ähnliches wie depressiv wird, wenn sie verletzt ist und sich eigentlich nicht bewegen dürfte. das äußert sich darin, dass sie nicht schlafen mag und traurig wirkt. deshalb darf sie sich immer bewegen, wie sie mag...sie passt sich ihren umständen dann an. darf sie sich bewegen, schläft sie, ist nicht "traurig" und alles heilt besser und schneller, auch wenn bewegung an sich kontraproduktiv wäre. das ist so mit dem ta unseres vertrauens abgesprochen und hat den selber ziemlich zermürbt, weil es entgegen jeder schulbuchmeinung ist.
sprich: pamina hat ihr höchsteigenes antidepressivum eingebaut und benötigt keine pillen.