hallo björn,
erst mal ein paar dinge vorab:
super, dass emma organisch gesund ist! ok, das birgt nun allerdings das problem, dass es keine pillen gegen das problem gibt...
dann finde ich es toll, dass du bereit bist, dich so eingehend mit deinem "problem"hund zu beschäftigen.
und dann möchte ich noch bei aporebu unterschreiben: versuche, selber ruhiger zu werden.
konkret zu deinen problemen kann ich nur schreiben, wie ich es handhaben würde. das ist natürlich problematisch, weil ich weder dich noch emma persönlich kenne, aber vielleicht findest du ja den ein oder anderen ansatz, dem du zumindest eine chance einräumen kannst.
zu 1.: nein, ich denke nicht, dass es zuviel war, was du ihr da heute zugemutet hast. dass sie in einer stresssituation einschlafen konnte (noch dazu auf der seite), scheint zunächst mal, etwas gutes zu sein. du wirst allerdings spätestens bei der nächsten s-bahn-fahrt sehen, ob sie mit mehr oder weniger stress reagiert - dann kannst du auf jeden fall rückschlüsse ziehen, ob es zuviel für sie war oder nicht.
generell ist es ein mittel, den hund an sachen heranzuführen, auf die er zuverlässig mit stress reagiert, wenn er körperlich etwas müde ist. vorsicht, je nach hund kann das aber den stress auch erhöhen. da musst du sorgfältig beobachten.
zu 2.: ich würde das ziehen in der stresssituation nicht korrigieren. das erhöht vermutlich den stress. vielleicht fällt dir irgendwas ein, was dem hund einen unterschied zwischen "jetzt muss ich ohne ziehen laufen" und "jetzt darf ich ruhig mal ziehen, wenn es mir zu stressig wird" zeigt. das könnte eine andere führtechnik sein (z.b. andere leine, anderes geschirr oder halsband - oder geschirr und halsband - ich hoffe, das ist verständlich).
zu 3.: ich würde ausweichen lassen. und zwar das ausweichen erst mal unterstützen, indem ich rechtzeitig merke "aha, der hund will ausweichen" und so tue, als würde ich das ausweichen verlangen. wenn du das manöver rechtzeitig ansetzen kann, sollte dir gelingen, die konzentration des hundes wieder auf dich zu lenken. das kann auch bedeuten, dass du eine sache, vor der sie angst hat, sehr weiträumig umschiffen musst. unter umständen heißt das sogar: zurück in die richtung, aus der man gekommen ist (das wird immer schwierig, wenn man mit dem hund ein ziel erreichen muss - also besser erst mal keine ziele einplanen, oder genug zeit mitnehmen). dann wieder vorsichtig rantasten. ich habe damit die erfahrung gemacht, dass man peu à peu immer näher an die gefahrenquelle rankommt, weil der hund weiß, dass er kontrolliert flüchten darf und dadurch mehr ruhe gewinnt.
beruhigend einreden würde ich in dem moment nicht auf sie. sie soll ja nicht lernen, dass ihre angst berechtigt ist, sondern, dass man sich an eine sache rantasten soll.
zu 4.: wenn dein hund viel nähe duldet (kannst du sie neben ihr knieend in den arm nehmen?), kannst du versuchen, sie ein stück weit aus der paniksituation herauszunehmen, und sie rein körperlich ruhigstellen. bitte nicht von oben drüber beugen, das könnte wieder den stress durch eine empfundene bedrohung in der eh schon panikauslösenden situation hervorrufen - es ist ja das letzte, was du erreichen willst, dass sie dann auch noch meint, vor dir angst haben zu müssen. wenn sie es duldet, kannst du versuchen, blickkontakt aufzunehmen. wenn sie blickkontakt eh eher unangenehm findet, meide das. auch in dieser situation würde ich auf jeden fall versuchen, non-verbal mit ihr zu kommunizieren. das zauberwort ist hier: ruhe ausstrahlen und souveränität rüberbringen (ganz schön übermenschlich, oder?). so kann sie lernen, dass sie in deiner nähe schutz vor allem findet, was ihr angst macht.
letztlich wird dir dabei nur helfen, wenn du rechtzeitig anzeichen an ihr erkennen kannst, dass sie panik kriegen wird. die kommt selten von jetzt auf gleich (ausgenommen plötzliche geräusche oder plötzlich auftauchende gegenstände - da hilft dir nur schnelligkeit ohne eigene panik).
ich glaube, bei emma würde ich nicht mit irgendwas zur ablenkung arbeiten. ich denke, sie muss sich mit den "gefährlichen" sachen auseinander setzen - und das möglichst auf distanz. im schlimmsten fall erreichst du mit einer fehlgeschlagenen ablenkung, dass emma panisch auf den ablenkungsgegenstand reagiert, weil sie den mit den paniksituationen verknüpft. wenn du ein superleckerchen oder ein superspielzeug hättest, gäbe es diesen thread vermutlich nicht (korrigier mich bitte, wenn ich mich täusche).
abschließend möchte ich sagen: alles, was ich da geschrieben habe, sind sachen, die mir einfallen, wie ich es mit so einem hund angehen würde (und auch schon erfolgreich an angsthunden eingesetzt habe). die sache ist höchst zeitaufwändig und kostet ohne ende konzentration. frustration hast du immer wieder gratis dazu und darfst sie den hund nicht spüren lassen. da du vermutlich ein ganz anderer typ mensch bist als ich, und emma wahrscheinlich keinem angsthund gleicht, mit dem ich zu tun hatte, kann es sein, dass du mit meinen tipps nichts anfangen kannst. vielleicht kannst du aber aus dem geschriebenen die ein oder andere idee für euch beide entwickeln.
was mir unterstützend noch einfällt sind bachblüten (da habe ich absolut zu wenig ahnung von, um da etwas zu empfehlen) oder eine homöopathische typbehandlung. das alleine wird ohne das entsprechende training nichts nutzen, kann es aber vielleicht unterstützen.
ich wünsche dir viel erfolg für dein training mit emma und das nötige durchhaltevermögen (ein erfolg kann sehr lange auf sich warten lassen und rückschläge wird es en masse geben). und ich freue mich, dass du einem hund wie emma jede chance gibst, ein entspannteres leben zu führen.
liebe grüße
cjal