hallo,
bei mir leben inzwischen sheltie 2 und 3, scout ist jetzt knapp 2 1/4, pearlie knapp 19 monate.
keins meiner shelties hat richtig angst vor neuen situationen gehabt.
lediglich pearlie hatte, nachdem sie gebissen wurde (mit 16 wochen), mit anderen hunden probleme. sie war unsicher, ist dann noch zweimal gemobbt worden und schon hatte sie generalisiert: andere hunde sind doof, außer scout und andere shelties. pearlie war da ganz konsequent mit shelties toll und auf unserem hundeplatz alle hunde toll, draußen alles, was man kennt auch toll, was man nicht kennt bah und flucht. ich habe erst mit der schlepp versucht, dran zu arbeiten. das war aber in meinen augen nicht so zielführend. also habe ich sie frei laufen lassen, umgebung gescannt und an die normale 2 meter leine genommen, wenn ein hund in sichtweite kam.
so konnte ich ihr mit aller ruhe zeigen, dass sie jederzeit bei mir schutz hat. wir haben es so angefangen, dass wir abgewartet haben und ich ihr die anderen hunde quasi schöngefüttert habe - schon bevor die so nah dran waren, dass pearlie vor konzentration auf die situation und muffe nicht mehr futtern konnte.
genauso würde ich auch an die sache rangehen, wenn sie umweltängste hätte: rantasten und schauen, wo die grenze erst mal erreicht ist. dort eine rast einlegen und dann erst weiter rantasten. bei pearlie ist es so, wenn sie noch futtern kann, ist alles ok. aber mein fresskopp fraß schlagartig nicht mehr, wenn der stress für sie zu groß war - sprich, die fremden hunde schon zu dicht an ihr dran waren. inzwischen kann sie wieder zu 95% hundebegnungen alleine händeln und sucht schutz bei mir, wenn es ihr zu unheimlich wird. das ist immer dann der fall, wenn ein anderer hund schnell und unhöflich auf uns zukommt. bin ich mir von weitem schon nicht sicher, ob sie es händeln kann oder nicht, leine ich sie an.
ich bin heute noch traurig darüber, dass pearlie, die ein superaufgeschlossener hund allen hunden gegenüber war, an so eine mistbiene geraten musste, die erst mal total freundlich war und dann zugehackt und nachgesetzt hat. keine chance mehr zu blocken und fatale auswirkungen auf einen jungen, sensiblen und "leider" (nein, natürlich nicht leider!) sehr klugen hund.
ansonsten möchte ich mal hier noch etwas zu bedenken geben...
ich finde, dass häufig mit welpen zuviel und zu früh an sozialisierung gemacht wird. klar, gute züchter zeigen ihren welpen auch schon einiges draußen. aber: da sind die geschwister dabei und meist auch die mutter. das gibt ein gutes gefühl und sicherheit. der welpe hat dann nicht das gefühl, alleine dieser situation ausgesetzt zu sein.
ist der kleine welpe dann frisch in der neuen umgebung, ja wie soll er denn wissen, dass er bei seinem neuen menschen vollen schutz kriegt? shelties sind nun mal ziemliche weicheier, was sie unter anderem so sympathisch macht, finde ich.
mit scout (einziges sheltie, das bei mir für 9 monate als einzelsheltie gelebt hat) habe ich erst mal überhaupt kein stadttraining in dem sinne gemacht. noch dazu hatte ich das glück, den wurf ab der 4. woche mindestens zweimal wöchentlich begleiten zu dürfen. sie kannte mich also schon ein bisschen. wenn wir in der stadt (eher am stadtrand, aber vielbefahrene einfallstraße) von a nach b mussten, habe ich sie mir kurzerhand untern den arm geklemmt. ok, scout ist ziemlich klein, ausgewachsen 32,5 cm und 4,2 kg.
bei uns war erst mal wichtiger, dass sie mit menschen klarkommt, weil sie zu meinen eltern muss, wenn ich lange im auftrag sitze. da ich nur eine halbe woche komplett frei hatte, musste sie also meine eltern und deren haus direkt vom ersten tag an kennenlernen. und natürlich auch die leute, die da sonst noch so verkehren, wie meine brüder, meine tante, meine nichte und meine neffen usw.
wenn ich da auch noch stadttraining direkt mit eingebaut hätte, wäre mein welpe sowas von reizüberflutet worden, dass ich das erst mal ganz hinten angestellt habe. diese reizüberflutung wäre mit sicherheit kontraproduktiv gewesen.
ok, auch da bin ich in einer luxusposition. wir haben hier, trotz mietshaus mit 4 parteien, einen 600 m² großen garten, wo meine hunde frei mit reindürfen. wir mussten also nicht raus in die große, weite welt, um stubenreinheit zu erlernen. spazierengegangen sind wir ausschließlich da, wo der zwerg ohne leine laufen konnte.
dann ergab es sich, dass ich mit scout für die weihnachtseinkäufe in die innenstadt musste. da war sie 4 1/2 monate alt. nun wusste ich ja nicht, ob sie das kann oder nicht, weil wir es noch gar nicht trainiert hatten. im notfall hätte ich abgebrochen und wäre wieder raus aus der stadt. aber siehe da, es ging auch im weihnachtsgeschäft völlig problemlos. das einzige problem war, dass ich nicht aus den geschäften rauskam, weil jeder mindestens einen blick auf diesen kleinen, selbstbewussten puschel werfen wollte. als wir uns dann auch noch auf dem weihnachtsmarkt eine bratwurst geteilt haben, wollte der zwerg die stadt nur noch unter protest verlassen.
warum ging das so gut? ich denke, weil sie mich ja schon richtig gut kannte und wusste, dass ich sie schütze, und dass sie sich auf mich verlassen kann. scout ist so eine richtige rampensau geworden. bei ihrer begleithundprüfung hat sie mühelos geduldet, dass sie 6 fremde leute eng um sie stellen und über ihr klatschen, sich zu ihr runterbeugen etc. nur eins fand sie da doof: es wollte doch wahrhaftig keiner ein nettes sheltie kennenlernen, und dabei hat sie diese leute doch soooo lieb angeschaut. irgendein besonderes training für den verkehrsteil habe ich mit ihr überhaupt nicht gemacht und mich darauf verlassen, dass scout jede alltagssituation, die dort gestellt wird, auch meistern kann.
mit fairy, meinem ersten sheltie, habe ich es ähnlich gehandhabt. da habe ich noch in berlin gewohnt und hatte öfter mal fußstrecken durch die stadt zu bewältigen, die klein-sheltie noch nicht hätte laufen können. fairy hat sich diese strecken aus dem rucksack beguckt und ist öfter als ein paar mal dabei einfach im rucksack eingepooft. außerdem hatte sie mit pamina, meiner weimihündin, ja einen souveränen großen hund an ihrer seite, die sich durch absolut nichts hat aus der ruhe bringen ließ. das zählt also nicht so wirklich.
ebenso pearlie...die hat ja mit scout auch eine freundin an der seite, die sich völlig cool selbst über eine kirmes bewegen kann und jetzt letzte woche das erste mal in einen aufzug (gleich auch noch ein panoramaaufzug) gestiegen ist und getan hat, als wäre sie schon ihr leben lang aufzug gefahren. wenn ich cool bleibe, und scout cool bleibt, welchen grund hat also pearlie zu sagen, dass das mordsgefährlich ist? pearlie hat zwar ungefähr so geguggt: ihr habt ja ein rad ab, aber wenn ihr meint...
jetzt ist es mal wieder lang geworden *sorry* aber ich denke, anhand solcher geschichtchen kann man besser nachvollziehen, was ich damit sagen will.
ich würde mit einem jungen hund erst mal daran arbeiten, dass er eine gute bindung zu mir bekommt und weiß, dass ich ein rückzugspunkt bin, schutz und sicherheit biete und sachen für den hund regele.
wenn der hund das begriffen hat, sind neue situationen von sich aus nicht mehr so bedrohlich. wenn ich jedoch den hund zu früh in solche situationen schmeiße, baut sich automatisch eine spannung auf, die in die nächste neue situation mitgenommen wird. wenn ich dann auch noch den hund und seine reaktionen mit argusaugen beobachte oder der hund merkt, dass ich die situation übermäßig beobachte, dann kann es schon sein, dass man mit dem training das gegenteil dessen bewirkt, was man eigentlich erreichen wollte. stichwort ist hier sicher auch die eigene souveränität.
genauso sehe ich das auch mit welpenstunden. gerade shelties finden das spiel in den welpenstunden häufig nicht so prickelnd. ich kenne auch andere fälle, die da mittoben, als gäbe es geld dafür. viele shelties finden ein raues spiel aber eher nicht toll, was für andere rassen einfach schick ist. manchmal zweifle ich da an meinem verstand, wenn ich scout und pearlie miteinander spielen sehe. rauer geht es nicht. auch mit anderen shelties geht die post ab. aber ohweh ein anderer hund würde es sich wagen, so mit der sheltiebande spielen zu wollen. der wäre ja das allerletzte...ok, vielleicht nicht, wenn es ein papillon wäre
mit anderen hunden machen sie rennspiele, wenn sie mit denen spielen. beide spielen gerne mit anderen hunden, wenn sie diese kennen und einschätzen können. dieses "kennen" kann bei sauber kommunizierenden hunden schon nach wenigen augenblicken soweit sein.
wenn ich aber in erwägung gezogen hätte, mit meinen shelties in die welpenstunde zu gehen, dann hätte ich auch da gesehen, dass sie sich das erst mal in ruhe angucken können und merken, dass ich als schutzinstanz da bin.
Monsterlinchen: schön, dass ihr es langsam angehen lasst und fortschritte macht. das wird schon!
lg cjal