hallo tröte,
über die krankheit myasthenia gravis kann ich nicht viel sagen. habe aber mal bei wikipedia nachgelesen. hat dein hund einen so schweren verlauf, dass er als unheilbar gilt?
mit der autoimmunhämolytischen anämie bin ich leider vor gut 1 1/2 jahren bei meiner damals 4 1/2-jährigen sheltiehündin konfrontiert worden. die symptome traten ebenfalls nach der jahresimpfung (allerdings ohne zwingerhustenimpfung) auf. sie bekam einen knubbel an der einspritzstelle und war nach der impfung maddelig, hatte auch kurz fieber. ich war natürlich mir ihr beim tierarzt und zunächst wurde es als normale impfreaktion abgetan. irgendwie kam sie nach der impfung überhaupt nicht wieder richtig auf die beine, war lustloser und nicht mehr so fröhlich und bewegungsfreudig. das ging alles so schleichend, dass man es an nichts konkretem festmachen konnte. ich war dann noch mal beim tierarzt, aber es wurde nicht wirklich was festgestellt.
dann waren wir mit den pferden auf der kreismeisterschaft und es war ein sehr heißes und anstrengendes frühsommerwochenende. danach war die kleine noch schlapper. am donnerstag nach dem we gefiel sie mir gar nicht mehr und ich habe mal wieder vorsorglich fieber gemessen: fast 40 grad. die schleimhäute waren auch gelbweiß und ich meinte auch, dass der urin etwas ins orange ging - also mit blaulicht zum ta.
dort blutabnehmen, virusverdacht und vorsorgliche behandlung mit prednisolon und antibiotikum. rein subjektiv ging es ihr an nächsten morgen besser. das fieber war runter, der urin gelb, sie hat gut gefressen, war auch wieder etwas fröhlicher. und dann erreichte mich auf der arbeit der anruf aus der tierarztpraxis, dass ich sofort mit dem hund eine klinik aufsuchen solle. die blutwerte wären katastrophal (hämatokrit knapp 18, billirubin extrem erhöht, im weißen blutbild ausreißer außerhalb des messbaren bereichs), eine bluttransfusion wäre wohl unumgänglich. ich bin direkt losgedüst in die nächste klinik, obwohl die meinten, wenn die behandlung anschlagen würde, könne ich auch nachmittags kommen - und anschlagen würde sie ja wohl, wenn es dem hund besser ging als am vorabend.
ich hatte aber keine ruhe und bin direkt gefahren. in der klinik wurde noch mal blut genommen und wir für eine halbe stunde spazieren geschickt, bis die werte da waren. als wir wieder rein kamen, brach die hölle los, die werte hatten sich in den letzten 14 stunden massiv verschlechtert. während man rätselte, wie der hund mit einem hämatokritwert von knapp 11 überhaupt noch auf seinen pfoten stehen konnte, geschweige denn noch laufen konnte, wurde mein weimaraner angezapft, um blut zu haben. das blut der kleinen wurde auf mittelmeerkrankheiten untersucht (obwohl wir nicht im ausland waren). es wurde nichts gefunden. daraus ergab sich die diagnose autoimmunhämolytische anämie (wurde später auch durch den coombstest bestätigt).
der seniorchef der klinik hat die behandlung selbst überwacht und mir von anfang an keinerlei hoffnung gemacht. einen so schweren fall hätte er noch nicht auf dem tisch gehabt. die kleine wog vor der behandlung 3,8 kg - nach der 4 1/2 stündigen behandlung, bluttransfusion, diversen infusionen wog sie 4,8 kg. sie hat während der behandlung schwer geschockt und war auch kurz im koma. ich habe gefragt, ob man ihr das überhaupt zumuten darf. der klinikchef war toll. er meinte nur: schauen sie mal, wie ihr kleiner hund darum kämpft, leben zu dürfen, wie er sich an sie klammert und sich darauf verlässt, dass sie ihm helfen (stimmt, je schlechter es der kleinen ging, um so mehr hat sie sich an mich gepresst und meine kraft aus mir herausgesaugt - anders kann ich das nicht beschreiben). natürlich ist das quälerei, aber solange sie kämpft, hat sie alles recht, behandelt zu werden - es sei denn, sie wollen das nicht bezahlen *schock* ums geld gings nun wirklich nicht (obwohl ichs nicht so dicke habe).
nach 4 1/2 stunden hatten die tierärzte in der klinik alles getan, was medizinisch möglich war und ich hatte ein kleines fellbündel in den armen, das mehr tot als lebendig war, nicht mehr stehen konnte, nicht mal mehr die augen öffnen konnte und sich verzweifelt an mich gepresst hat, als könnte ich es im leben halten. der klinikchef hat gesehen, wie sehr fairy sich an mich klammert und meinte, dass es zwecklos sei, sie stationär aufzunehmen. das würde stress bedeuten und stress wäre ihr sicherer tod. aber auch so solle ich mir keinerlei hoffnung machen. wir wurden verabschiedet mit den worten: wenn sie heute nachmittag noch lebt, müssen sie zu ihrer haustierärztin und wieder eine infusion geben lassen. und wenn sie dann noch lebt, schwebt sie mindestens noch 48 stunden in akuter lebensgefahr und kann jederzeit den letzten atemzug tun. aufwachen würde sie frühestens am nächsten tag.
ich bin dann die knapp 40 minuten nach hause gefahren und habe die ganze zeit damit gerechnet, dass die kleine nicht lebend zu hause ankommt. als wir vor der garage standen hat dieser kämpferzwerg sich aufgerappelt und hingestellt (ist natürlich direkt wieder umgefallen). man hatte den eindruck als würde sie denken: ein glück, wir sind zuhause. sie hat sogar noch kurz gepinkelt, dann habe ich sie ins bett gelegt und mein weimi und ich haben jeden atemzug überwacht. nachmittags waren wir zur infusion, da wollte sie schon wieder ständig aufstehen. unsere tierärztin war schwer geschockt über den zustand, aber auch völlig verblüfft, wie stark die kleine ist. sie bekam dann über 14 tage jeden tag infusionen, damit das blut nicht verklebt. die ersten tage hatten wir auch immer wieder schwankungen im hämatokritwert. sie hat hochdosiert prednisolon bekommen und es war die rede davon, dass sie die hochdosierung für den rest ihres lebens bekommen muss. schon nach kurzer zeit zeigte sie starke nebenwirkungen (hechelanfälle, viel durst, fressattacken). nach 6 wochen hatten wir das blut stabil und sie galt als über den berg. wegen der starken nebenwirkungen beim prednisolon haben wir in absprache mit dem klinikarzt die therapie teilweise auf azatioprin umgestellt. nach vier monaten haben wir angefangen die dosis abzusenken und die blutwerte blieben gleich. da habe ich allerdings immer wieder nachgefragt, ob man nicht versuchen könne, weniger zu geben. wir waren ja alle 14 tage zum blut kontrollieren da. am anfang waren die tierärzte zögerlich. aber als sie sahen, wie gut das geht, durften wir über die monate immer weiter reduzieren. zumal auch die nebenwirkungen noch stärker wurden und auch fellverlust dazu kam. nach 15 monaten hatten wir komplett ausgeschlichen. am anfang alle 10 tage blutkontrolle, inzwischen ist das intervall auf 3 monate hochgesetzt.
meine tierärztin hat mich am anfang ganz doll gewarnt, den hund ja nicht zu überanstrengen. die ersten 14 tage durfte sie nur zum pinkeln und häufchen machen vor die tür. 3 wochen nach der akutbehandlung wollte die kleine das erste mal freiwillig wieder 100 meter gehen. es hat dann weitere 4 wochen gedauert, bis sie wieder 10 bis 15 minuten mittrappeln konnte. bellen konnte sie fast 4 monate nicht, höchstens heiser krächzen.
nach 6 monaten konnte sie wieder normal mit spazieren gehen.
meine tierärztin hat mir immer wieder mut gemacht, besonders am anfang. dass sie auch schon patienten hatte, die damit noch etliche jahre gelebt haben. sie hat aber auch nie verschwiegen, dass meine kleine ein absolut schlimmer fall ist.
ich schreibe das hier so ausführlich, weil ich dir mut machen will. meine kleine galt als ziemlich hoffnungsloser fall (einer der klinikärzte murmelte zum abschied sogar: nehmen sie sie mit, dann können sie sie wenigstens beerdigen. die schafft das nicht, ist einfach zu schlimm) - und hey - sie ist wieder ohne medikamente und mein quicklebendiges, freches, ausgelassenes kleines sheltie.
dass dein hund ein riesiges ruhebedürfnis bei 2 solch dramatischen erkrankungen hat, ist wohl verständlich. gewähre ihm die ruhe. gib nicht auf, und such dir im notfall noch einen anderen arzt. meine tierärztin hat zb immer kontakt mit dem klinikarzt gehalten, weil sie sich den fall alleine nicht zugetraut hat. sie ist eine gestandene erfahrene tierärztin und der seniorchef der klinik ist ihr doktorvater gewesen.
wenn du wirklich feststellen musst, dass ihr es nicht schafft, musst du natürlich eine entscheidung treffen. ich drücke euch aber alle daumen, dass ihr es schafft!
liebe grüße, cjal