hi,
ne ziemliche miststory hast du da. aber dieses hätte könnte usw. bringt nichts im nachhinein. und vorwürfe schon mal gar nicht. und klar, es war wohl ein fehler, ihn in der angespannten situation weiter bürsten zu wollen - das hast du ja erkannt im nachhinein. das geheimnis gewaltfreier erziehung ist unter anderem, dass man solche situationen vorab erkennen und vermeiden kann.
in einem stimme ich dir zu - gescheuert hätte ich ihm wohl auch keine. naja, vielleicht im reflex schon, bin auch nur ein mensch und kein übermensch, der alle reflexe abschalten kann.
bei klarem verstand hätte ich allerdings wohl keinesfalls geduldet, dass er meine hand mit aller macht festhält, sondern mit der anderen hand das maul aufgemacht, im notfall auch mit der nötigen "gewalt".
und eins möchte ich auch noch anfügen. ich befürworte und praktiziere die weiche methode mit positiver verstärkung. es gibt allerdings immer wieder situationen, wo das an seine grenzen stößt. und zwar immer dann, wenn akute gefahr droht und man keine zeit hat, irgendwas zweimal zu probieren, um etwas zum bestärken zu haben oder in die richtigen bahnen zu lenken. inwieweit der "biss" (ich möchte passives festhalten eigentlich nicht als biss bezeichnen, weil ein wirklicher hundebiss immer mit einer wunde einhergeht) in die kategorie zählt, kannst nur du als betroffene einsortieren (bestand die gefahr, dass es eskaliert und es wirklich noch ein biss wird?).
übrigens habe ich immer wieder feststellen können, dass auch eine härtere reaktion in einer akutsituation das vertrauen des tieres nicht notwendigerweise zerstört - ganz im gegenteil. das sauge ich mir jetzt nicht so aus den fingern. ich habe mit pferden gearbeitet, die keiner mehr reiten wollte, oder die man nicht mal mehr aus der box oder von der weide holen konnte. da konnte es durchaus vorkommen, dass es völlig gewaltfrei nicht ging. zum schutz des lebens aller beteiligten (ich hatte auch ein pferd dabei, dessen alternative gewesen wäre, geschlachtet zu werden, weil es mehrfach menschen lebensbedrohlich angegriffen hat. das hat man mir zu beginn der arbeit mal vorsorglich verschwiegen, sonst wäre ich da auch nicht mehr dran gegangen). die beiden schlimmsten fälle haben trotzdem derart schnell und nachhaltig vertrauen zu mir gefasst, dass es kaum zu glauben war. allerdings durften sie sich auch in jedem moment des umgangs mit mir sicher sein, dass sie nicht aus heiterem himmel ärger kriegen, dass sie immer die chance haben, es "richtig" zu machen, dass lob immer das stärkste mittel bei mir ist, und dass sie sich 100 pro auf mich verlassen können.
hak die situation für dich bald ab. bleibst du aus dieser situation heraus unsicher, dienst du deinem eh schon schwierigen hund mit sicherheit nicht. um das vertrauen eines tieres zu haben, kommt es nämlich nicht darauf an, immer nur nett und lieb zu sein. noch wichtiger ist, dass das tier weiß, dass es sich auf dich verlassen kann. dazu gehört auch, dass du eindeutig der stärkere part in der beziehung bist - jemand, dem man abkauft, dass man z.b. auch in einer angespannten situation gebürstet werden kann.
also nur mut!
gruß cjal