hallo,
dann melde ich (nichtjagender weimihalter mit wenig ambitionen zu jagdersatzarbeit) auch mal.
was du beschreibst, liegt auch in meinen augen an mangelnder auslastung des hundes.
im gegensatz zu vielen anderen meine ich, dass man einen jagdhund nicht nur über jagdliche ausbildung kopfauslasten kann. ich halte es auch für fatal, eine rasse ausschließlich in jägerhand abzugeben. selbst unter hochspezialisierten hunderassen gibt es immer exemplare, die nicht ihrer profession entsprechen. und da gerade beim weimi die zuchtbasis sehr klein ist in deutschland und der inzuchtfaktor dadurch recht hoch, finde ich es eine relativ gefährliche gradwandlung, diese hunde nur an jäger abzugeben.
ebenso halte ich es für völlig falsch, diese hunde an leute abzugeben, die nicht wissen, was sie sich da ins haus holen. leider ist die literatur zu thema weimaraner sehr einseitig und hilft auch nicht immer unbedingt weiter.
und was viele leute nicht wissen, was aber aus der zuchtbeschreibung des weimaraners eindeutig hervorgeht: es ist ein gemäßigtes temperament erwünscht.
zu dem problem konkret: einen jungen, gesunden weimaraner mit viel temperament wirst du nicht in einer 3/4 stunde mit einem ball müde spielen können - beim besten willen nicht. das kann meine heute mit ihren knapp 14 1/2 noch mal eben so.
ich spiele mit ihr ball, immer schon - aber eben nur selten stumpfes hinterherlaufen lassen. das zauberwort heißt beschäftigung. arbeiten für den ball oder einen dummy oder sonst etwas. gehorsam mit einbauen. sitzen lassen, ball werfen, eine kehrtwendung laufen lassen, dann als belohnung den ball suchen dürfen und wieder bringen. den ball nicht vor die füße "kotzen" lassen, der muss ordnungsgemäß abgegeben werden. die welt gemeinsam entdecken, also auch mal durch unwegsames gelände - hund ablegen, vorgehen und den hund den weg zu einem finden lassen. man kann was suchen lassen, bei uns war der verlorene handschuh ein ganz beliebtes thema. dafür muss der hund natürlich erst mal lernen, was er suchen soll. es gibt tausend sachen, die man da machen kann. kommt auch immer ganz auf den hund an.
eine ferndiagnose kann und will ich dazu nicht abgeben. ich kann dazu nur soviel sagen: mein weim ist mit 9 monaten als völlig hyperaktiv und angeblich unausbildbar zu mir gekommen. ich wusste, auf was ich mich einlasse. und was geholfen hat? beschäftigung, natürlich auch körperliche auslastung und: zu hause ist ruhepol. da ist auch mal angesagt, eine stunde auf seinem platz zu liegen (das war wohl die anstrengendste beschäftigung, die meine am anfang kennen gelernt hat). da liegt kein spielzeug rum, was einen immer wieder anstachelt aufzustehen und jemanden zum spielen zu überreden. natürlich haben wir auch zuhause gespielt, aber mehr konzentrationspiele.
mein weim liebt es zu arbeiten. die will mir gefallen. also habe ich sie z.b. auch mit einkaufen genommen und sie musste mir tragen helfen...stoffbeutel mit einkäufen drin. das liebt sie heute noch, dann ist man wichtig, man hat was zu tun und kriegt ein dickes lob dafür.
wir haben agility gemacht - auf wunsch meines hundes als leistungssport. halbe sachen macht die einfach nicht, und so ein bisschen nur für fun hätte sie wieder nicht ausgelastet.
wir waren im sommer schwimmen - ich mit, und wir sind zu besten zeiten 1 1/2 stunden am stück geschwommen, ohne einmal an land zu gehen und anschließend noch eine stunde spazieren gegangen mit beschäftigung.
und und und.
meinem ex war das immer zuviel, er wollte den weim eigentlich nur als familienhund. und er hat sich immer beschwert, dass der hund nie müde ist, wenn er 2 stunden mit ihr und fahrrad durch berlins wälder gerast ist. daran ist die beziehung nicht gescheitert, aber es hat schon manches mal für streit gesorgt, dass der hund so zeitaufwändig ist.
du wirst kaum drum herum kommen, dich eingehend mit dem thema zu beschäftigen, dir unter umständen auch professionellen rat und hilfe zu holen. und wenn du erwartest, dass 3 tage beschäftigung eine nachhaltige besserung der häuslichen lage bringen, wirst du dich schwer enttäuscht finden. jedenfalls würde ich den radius des hundes zu hause auf jeden fall soweit einschränken, dass er in dem bereich, in dem er sich aufhält, möglichst wenig schaden anrichten kann.
wie reagierst du (ihr) überhaupt, wenn ihr wieder zuhause seid und feststellt, der hund hat randaliert?
und bist du / seid ihr bereit, soviel zeit für einen solchen hund aufzubringen, wie es nötig ist? wenn dabei heraus kommt, dass der aufwand, der nötig ist, nicht in euer leben passt, tut euch allen einen gefallen sucht jemanden, der dazu bereit ist (wahrscheinlich ist das neben vielem anderen jetzt eine aussage, für die man mich hier steinigen wird...).
ich schließe mal etwas provokativ mit der frage: was bist du bereit dem hund zu geben, dass er sich problemlos in euer leben einfügt und ein "guter hund“ ist? immer streng nach dem motto: einen guten hund kann man nicht kaufen, den muss man sich machen…
gruß cjal
p.s.: ich hoffe, das oben ist nicht zu konfus, aber es ist wirklich kein thema, was man in einem thread mal eben kurz abhandeln könnte. das ganze würde eher ein buch umfassen. und noch kurz zur info: ich habe mit einigen anderen nicht jagdlich geführten jagdhunden gearbeitet. die probleme, die diese hunde hatten, resultierten ausnahmslos aus fehlender beschäftigung. jagdlich geführt habe ich keinen davon, das ist nicht meine profession. und das behalte ich mir auch weiter vor, weil ich wie die jungfrau zum kinde zum jagdhund gekommen bin. ob ich jemals wieder einen jagdhund haben werde, weiß ich noch nicht – allerdings bin ich bei allen erfahrungen mit jagdhunden zu einem heißen fan dieser spezies geworden, trotz aller vorurteile, die ich davor immer bereitwillig geglaubt hatte…