hi martin,
nein, das hast du nicht falsch verstanden im endeffekt ist es genau das: bindungstraining mit besonderheiten.
das mit dem bindungstraining hat mir mein neuf beigebracht. das war ein absolut ungeeigneter ersthund, aber sie kam nun mal zu mir. und nachdem zu anfang so einiges schief gegangen ist, weil ich es nicht besser wusste oder auf die falschen leute gehört habe (bzw. nicht hören wollte) und der hund darauf hin nicht "besser" wurde, habe ich angefangen, die sache theoretisch anzugehen. ich bin aber kein wirklicher theoretiker sondern eher praktiker. zu gute gekommen ist mir dabei mit sicherheit, dass ich immer mit tieren zu tun hatte (vorher hauptsächlich mit pferden) und mit deren ausbildung. zu dem zeitpunkt als mein erster eigener hund zu mir kam, war ich über den punkt weg, die schuld beim tier zu suchen und gegen sogenanntes fehlverhalten hart und oder massiv vorzugehen (das hatte man mir als kind bzw. jugendlicher versucht beizubringen, ist mir aber immer schon gegen den strich gegangen).
und was es mir noch leichter macht als einigen anderen: ich kann von natur aus gut beobachten. ich weiß nicht, ob man das lernen kann, oder ob das ein "geschenk der natur" ist. jedenfalls hilft mir das ungemein.
bevor hier der falsche eindruck entsteht: ich bin weder unfehlbar noch super talentiert oder gar ein flüsterer. ich habe lediglich respekt vorm tier, den erwarte ich im gegenzug aber auch vor mir. und zum respekt gehört für mich dazu, dass man einem lebewesen zeit und rüstzeug gibt, die wesentlichen dinge zu lernen. wesentlich ist für mich im verhältnis zum hund die bindung, der rest, den ich für unser leben für wichtig erachte, klappt dann aus der intakten bindung heraus eher spielerisch.
oder wie eine freundin von mir das formuliert: meine hunde lernen mühelos alles, was mir wichtig ist. was sie nicht können, war mir wohl nicht wichtig genug.
was mir immer noch gut geholfen hat, ist wissenschaftlich zu wissen, wie hundeverhalten entsteht, an welcher stelle man eingreifen kann und wo es schlicht zwecklos ist. z.b. meine große und ihre leidenschaft hinter joggern herzurennen als sie jung war. wenn sie den jogger bemerkt hat, war das der letztmögliche augenblick einzugreifen. war sie auf dem weg, war sie weg, da hätte ich noch so brüllen können. noch einfach war es, sie vorher abzulenken. also habe ich lernen müssen, den jogger vor ihr zu sehen und zu reagieren. einmal erkannt, war das total einfach und vor allem für alle beteiligten angenehmer, als sie abschießen zu lassen und anschließend zu bestrafen. strafe nutzt immer nur, wenn sie als unangenehmer empfunden wird als das vorangegangene tun (und natürlich überhaupt damit in verbindung gebracht werden kann). aber wieso strafen, wenn man es überhaupt nicht so weit kommen lassen muss? aber warnung: das ist sehr unkommunikativ im verhältnis zu anderen menschen in berlin wimmelt es von joggern und ständig haben die meine gespräche mit leuten unterbrochen, mit denen ich zusammen spazieren war *frechheit*
umgekehrt klappt das natürlich auch. wenn der hund auf ein gewünschtes verhalten zusteuert, kann ich ihn zu beginn schon bestärken, dass das gut ist und ihn so annimieren, das verhalten weiter aufzubauen.
und trotz allem kann mal der punkt kommen, wo man energisch werden muss. man kann nicht immer alles voraussehen und dann gibt es immer nette mitmenschen, die durch ihre art alles sabotieren usw.
wenn es also wirklich nötig wird, gibt es auch schon mal ein energisches wort oder den "bösen blick" - aber sparsam und oft in der nachschau mit einem kritischen blick auf mich: das hättest du vielleicht doch rechtzeitig mitkriegen können.
gruß cjal