Vielleicht hilft es manchen zukünftigen Hundebesitzern und auch denen, die sich wundern, warum ein Hund vom Züchter ca. 1000 € und von einem anderen „Züchter“ nur 300 € kostet.
Seit Mitte letzten Jahres denken wir darüber nach, einem Hund ein zu Hause zu geben. Wir hatten es nicht eilig und darum auch Zeit, uns in diversen Tierheimen und auf Seiten für Hunde in Not im Internet umzuschauen. Einzig die Rasse stand schon fest und später entschieden wir uns auch, dass es ein Welpe sein sollte. Ein Weisser Schäferhund sollte es sein. Ich habe bereits Erfahrung mit dieser Rasse, (allerdings mit erwachsenen Tieren aus dem Tierschutz, nie mit Züchtern (!)) und konnte meinen Mann auch für die Rasse begeistern.
Eines Sonntag morgens (Mitte 2007) stand in der Zeitung: WSH-Welpen günstig abzugeben…Handynummer dabei! Wir riefen kurzerhand dort an. Eine Frau meldete sich und nannte uns eine Adresse, wo wir uns die Elterntiere anschauen könnten, die Welpen aus der Anzeige sind allerdings alle schon weg. Da der Ort nur 20 km entfernt war, machten wir einen Termin noch am selben Tag aus, die Hunde waren superlieb, der Garten war gepflegt. Es handelte sich um einen Rüden und drei Hündinnen. Es sei ein weiterer Wurf Ende 2007 geplant, hieß es. Der Vater wird wieder der dort lebende Rüde und die Mama ist eine der Hündinnen, die jetzt nicht trächtig waren. Anscheinend wurden die Hündinnen einfach abwechselnd belegt. Auf HD angesprochen meinte sie nur: „ham die nich!“. Ins Haus durften wir nicht, denn da hörte man zwei weitere Hunde bellen. Es handelte sich dabei wahrscheinlich um zwei kleine Mischlinge, man konnte sie kurz sehen. Nach einer halben Stunde war der Termin auch schon wieder erledigt. 350 € wollte sie für den Welpen, gechipt und geimpft, ohne Papiere, es sei ja nur eine Hobbyzucht. Wir sollen einfach mal im Dezember anrufen, ob die Hündig trächtig sei, dann wisse sie mehr...
Auf der Heimfahrt war uns klar, dass wir dort einen Hund holen wollen!....Richtig, ich gebe es offen zu, dass ich wusste, dass es sich um Geldmacherei handelte, allerdings dachte ich mir zu dem Zeitpunkt, andere Züchter wollen doch auch nur Geld machen…es fehlte mir einfach die Erfahrung. (Wer jetzt anfängt, mich zu verteufeln, soll bitte zuerst weiterlesen!) Es verging also ein halbes Jahr und ich rief im Dezember dort an, und: im Februar sind die Welpen zur Abgabe bereit. Dann las ich eine Annonce im Internet. Kleine putzige Mischlingswelpen günstig abzugeben, Handynummer, Adresse mit dabei….kam mir bekannt vor, ich verglich die Nummer: es kam, was kommen musste, auch die beiden Mischlinge waren vermutlich Eltern geworden…Mein Gewissen wurde immer schlechter und wieder dachte ich, die anderen Züchter wollen doch auch nur Geld machen, vielleicht war die Sache mit den Mischlingen ein Unfall (ja nee, is klar)…und wieder gebe ich zu: ich wollt es mir schön reden und wollte Geld sparen…was sollte schon falsch daran sein, einen Welpen zu nehmen, der weniger Geld kostet, wenn ich ihn nicht nehme, tuts ein anderer…Und den Eltern ging es dort ja gut, keine Zwinger, nicht aggressiv, ganz liebe Hunde eben…Ich sollte mich Ende Januar noch mal melden…
Das tat ich dann nicht! Die Vernunft (und mein Gewissen) siegte. Ich hatte zwar keinen Vergleich, wie es „richtig“ ablaufen sollte, wenn man einen Welpen kaufen will, aber das konnte nicht der richtige Weg sein. Mein Mann kannte sich diesbezüglich gar nicht aus, war aber auch meiner Meinung. Also vorerst kein Hund.Das Thema war dann auch einige Wochen auf Eis gelegt, da wir beruflich und privat viel um die Ohren hatten.
Vor gut einem Monat dann, kamen wir wieder darauf zu sprechen. Diesmal ging die Initiative von meinem Mann aus. Wir hatten einige Züchter-Seiten im Internet angeschaut und er überraschte mich letzte Woche damit, daß wir uns Welpen anschauen gehen, bei einem Züchter. Es waren ca. 250 km bis dahin. Wir also ins Auto und losgedüst. Kamen dann dort an und so allmählich dämmerte es mir, wieso man einen Unterschied zwischen Züchtern und solchen, die sich so nennen, machen muss.
Zuerst einmal bat man uns ins Haus. Es war alles sehr ordentlich und sauber. Die Mutter war mit den Kleinen in einem extra Raum untergebracht, war sehr lieb und ruhig. Wir standen ca. eine ¼ Stunde vor der Box, da die Welpen (damals 2 Wochen alt) gerade schliefen, war nicht viel zu sehen . Dann liefen wir über das komplette Grundstück. Man zeigte uns, wo die Welpen im Garten spielten. Man erklärte uns das Sozialisierungsprogramm, was mit den Welpen gemacht wird. Es wird z. B. schon Autofahren geübt oder auf verschiedenen Untergründen gespielt (z.B. auf Gittern), es sind Kinder im Haushalt und auch zu Besuch, es gibt 3 Katzen im Haus und natürlich noch 3 weitere Hunde. Umgebungsgeräusche auf CD werden nebenbei auch mal abgespielt, z.B. Straßenlärm, Knallgeräusche. Die ganze Zeit wird für die Welpen verwendet, nicht nebenbei und zwischendurch.
Die meiste Zeit verbrachten wir beim persönlichen Gespräch. Der Züchter wollte uns kennenlernen und umgekehrt. Nach ca. 4 Stunden verließen wir den Züchter. Uns war beiden klar, daß es das Geld wert ist, daß man für einen Hund vom richtigen Züchter zahlt, und zwar nicht nur, weil er Papiere hat.
Durch die Lernspiele und die Prägungsphasen, in denen sich intensiv mit den Tieren beschäftigt wird, lernt der Hund schon für später. Den Eindruck hatte ich bei der günstigen „Züchterin“ wirklich nicht. Dort war es doch eher:die kriegen zu Fressen, bis sie 8 Wochen alt sind, dann werden sie abgegeben und fertig. Und dann steht der (evtl. unerfahrene) Hundehalter alleine da. Unser Züchter steht uns auch nach dem Kauf mit Rat und Tat zur Seite. Einmal im Jahr findet ein Treffen statt bei ihm und er nimmt die Hunde sogar im Urlaub zu sich (wenn’s die Entfernung zulässt). Wir fühlen uns einfach gut aufgehoben.
Natürlich kann aus einem günstigen Hund auch DER Traumhund werden, und auch vermeintlich seriöse Züchter können schwarze Schafe sein, aber ich möchte mit meiner Erfahrung einfach denen helfen, die sich vielleicht nicht sicher sind oder den hohen Preis für einen Hund vom Züchter nicht nachvollziehen können.
Für Anfänger und dessen Hund kann ein erfahrener Züchter vielleicht die letzte Rettung sein, wenn’s Probleme gibt.
Ich fand es selbst immer überzogen, beim Züchter einen Hund zu kaufen, bin aber nun eines besseren belehrt worden. Die Hunde werden dort von Anfang an gefordert und gefördert und nicht sich selbst überlassen. Erst jetzt ist mir klar, wie unverantwortlich manche Menschen mit den Tieren umgehen.
Anfang Juli holen wir unsere Süße nach Hause, mit reinem Gewissen und einem guten Gefühl.
Viele Grüße
Madness