Meine halbe Familie (Onkel, Cousins ect) ist ja bei der Bergwacht. Und ja, die Einsätze hier bei uns in den Chiemgauer Alpen sind in der Mehrzahl der Fälle tatsächlich Touristen, die sich entweder überschätzen oder die Touren unterschätzen. BGL ist allerdings noch schlimmer - vorallem rund um den Watzmann...
Ich leb ja hier im Chiemgau tatsächlich mitten in einer touristischen Hochburg. Eigentlich ist es traumschön hier - ich hab nur ein paar Minuten zum Chiemsee, zum Waginger See oder in die Berge....
Aber ich glaub ich war seit mindestens 10 Jahren nicht mehr in der Saison am Chiemsee. Da findet man mich nur in der Nebensaison bei schlechtem Wetter und um 5 Uhr früh......viel zuviele Frösche rund um den Teich. Ist nicht so mein Ding.
Aber ich weiss eben auch, dass die Chiemseegemeinden sehr auf den Tourismus angewiesen waren und sind. Vor Corona zumindest. Für die Einheimischen Segen und Fluch zugleich. Eben weils wie so oft zwar Jobs brachte aber eben auch vieles teuerer machte für die Anwohner.
Wenn man das Beispiel Seebruck nimmt: da liegen 80ger Jahre Ferienwohnungs/Apartmenthäuser/Hotels eins neben dem anderen quasi direkt am See...ein Cafe oder Lokal neben dem anderen, ein Andenkenladen neben dem anderen......in der Saison ist da immer ein richtiges gewusel....gewesen.
(Ich gruselte mich immer vor der Ortschaft im Winter oder zeitigen Frühjahr - da waren nämlich immer die Hotels zu und an all den Ferienapartments die Rollos zu....total düster und tot....schaurig, echt.)
Aber jetzt, seit Corona und all den Krisen danach....macht ein Lokal nach dem anderen zu, ein Hotel nach dem anderen und die Ferienwohnungen sind auch meistens nicht mehr voll belegt.
Sie finden nämlich keine Angestellten mehr. Da werden händeringend Köche/Küchenhilfen/Servicepersonal/Reinigungspersonal gesucht - aber niemand mehr wills machen. Hab im Bekanntenkreis mehrere Hotelfachleute - die sind allesamt raus aus dem Job. Und froh drüber.
Die Campingplätze bei uns sind immer sehr gut belegt. Das boomt noch immer. Und seit es EBikes gibt, ist das Fahrradfahren hier so richtig trendy geworden. Was vorallem Alpin ein echtes Problem ist teilweise. Jetzt kommen Menschen den Berg hoch mitm Mountainbike, die früher noch nicht mal drüber nachgedacht hätten.....das Problem ist auch nicht unbedingt das Hochfahren....aber runter müssen sie ja auch wieder irgendwie und da zeigt sich dann, dass sie überfordert sind. Sie können nicht richtig einschätzen wie man auf Kies oder Schotterfeldern bremst, sie können nicht einschätzen ob ein Weg ein Weg ist oder nur ein Trampelpfad und sie unterschätzen einfach, wieviel Kraft und Körperbeherschung man für ein anspruchsvolleres Downhill eigentlich braucht.....was ich da nicht in den letzten Jahren schon ausm Weg springen musste weil jemand sozusagen ungebremst den Berg runter geschossen kam....
Ich persönlich hab nix gegen Touristen. So die wirklichen Geheimtipps haben sie noch nicht entdeckt und ich glaub, das bleibt hier auch so. Aber ich hab was gegen den Massentourismus wie er hier bei uns in manchen Orten Jahrzehnte lang als "Heilsbringer" verehrt wurde. Mit Bettenburgen und "Hollereiduliö-Almdudel-Bierseelig-Lederhosen-Gamsbart-Volkstümelei".....das nervt mich.
Die Touris könnten da nix für - denen wurde das so angeboten und verkauft und jahrelang waren sie ein Goldesel für die Gemeinden und die Tourismusbranche.
Jede noch so kleine Unterkunft hies "Chiemseeblick" selbst wenn man nur vom äussersten Zipfel des Balkons ein Stückchen Wasser sehen konnte - dieser ganze Wahnsinn ging Jahrzehnte lang gut und sie bekamen immer Leute die die Arbeit gemacht haben für kleines Geld als Saisonkräfte. Jetzt ist es plötzlich anders geworden - und sie jammern. Nicht die Touris, die stellen sich schnell drauf ein - aber die ganze Touristikbranche wackelt....weil sie jahrelang auf immer mehr und immer größer und immer mehr Masse gesetzt haben.