Mein Hund ist ein gutes Argument dafür, dass so mancher Züchter mit seiner Einstellung Recht hat. Meine Windhund-Mix-Dame ist ein absoluter Temperamentbolzen. Der Windhund schlägt voll und ganz durch. Sie will rennen, rennen, rennen.
Ich musste sie aufgrund einer Verletzung am Ellenbogen mehrere Wochen (insgesamt 3 Monate!) an der Leine halten, damit die Verletzung ausheilt.
Wenn sie genügend Auslauf bekommt, ist sie der bravste, liebste Hund zuhause. Sie schläft bis zum nächsten Spaziergang (ich bin mit ihr drei bis vier Stunden am Tag draußen) und draußen geht die Post ab.
Als sie nicht laufen durfte, habe ich sehr viel Zeit am Tag damit verbracht, zu versuchen, sie wenigstens geistig auszulasten. Das hat alles nichts geholfen. Sie will eben rennen und am besten noch hinter Hasen herjagen.
Sie hat aus Unterforderung Zimmer auseinander genommen, Dinge zerkaut, in ihr Körbchen gepinkelt, an der Leine gezogen wie ein Beserker. Es war wirklich, wirklich anstrengend. OBWOHL ich, wie gesagt, mich viel mit ihr beschäftigt habe. Sie passt sich mir nicht an, in ihr steckt das Rennen und damit Basta.
Ich bin abends völlig platt ins Bett gefallen. Sie hat mir einen Finger geprellt durch das Ziehen an der Leine, usw. So manches Mal habe ich gedacht: So muss es jemandem gehen, der sich ohne Hundeerfahrung einen Border Collie als Familien- und Schoßhund angeschafft hat. Jemand, der keine Ahnung hat von der Rasse, sich nicht im Klaren darüber war, dass ein Hund entsprechende Auslastung braucht und eventuell nicht mit ein paar Gassigängen zufrieden ist, wird sehr, sehr schnell überfordert sein. Für mich gab es keine Sekunde lang einen Grund dafür, meinen Hund wieder wegzugeben. So manch anderer hätte genau das getan!
Wäre ich Züchter oder würde meine Welpen bekommen, würde ich mir auch ganz genau aussuchen, welche Vorstellung diejenigen haben, die sich um einen Welpen bewerben. Ich würde versuchen, absolut sicher zu gehen, dass die Welpen auch das bekommen, was sie brauchen. Denn ich weiß, wie wirklich unglücklich (!!!) meine war, als sie an der Leine bleiben musste.
Als verantwortungsvoller Züchter oder Welpen-unter-die-Leute-Bringer würde ich keinesfalls riskieren wollen, dass meine Lieblinge ein unterfordertes Leben führen oder gar ins Tierheim abgeschoben würden.
Es gibt Forderungen von manchen Leuten, die ich für übertrieben halte. Zum einen denke ich, dass es nicht unbedingt notwendig ist, einen großen Garten zu haben, wenn man sich einen aktiven Hund anschafft. Meine muss, da sie das Hasenjagen nun für sich entdeckt hat, an der Schleppleine bleiben. Auch an der Schleppleine gibt es Möglichkeiten, den Hund auszulasten. Wir treffen uns viel mit anderen Hunden und sie sieht fast jeden Tag eine neue Gegend. Es geht auch voll und ganz ohne Garten.
Meiner Meinung nach ist ein Garten notwendig, wenn man einen aktiven Hund hat, und nicht die Zeit, anderweitig Beschäftigung für diesen zu finden. Garten ist schön, aber eben auch schnell langweilig. Wenn denn also gesagt wird, dass ein Garten Voraussetzung für diesen oder jenen Hund wäre, glaube ich das nicht, denn meiner Meinung nach geht es auch anders.
Genau so verhält es sich mit der großen Wohnung für einen aktiven Hund. Warum braucht man die, wenn der Hund draußen die Post abgehen lassen kann? Meine schäft und frisst im Haus. Bei allzu schlechtem Wetter schiebt man eben im Haus ein paar Dogdancing-Übungen nach. Ansonsten ist die Windhund-Rennbahn nur draußen zu finden.
Auch habe ich manchmal das Gefühl, dass einige der Meinung zu sein scheinen, dass man erst seinen vierten Hund gehabt haben muss, um sich seinen erst anschaffen zu dürfen. Jeder wächst mit seinen Aufgaben.
Aber: Wer sagt mir, dass diejenigen, die meinen Welpen haben möchten, auch nur ansatzweise wissen, was auf sie zukommen könnte? Ich würde jedem Hundeanfänger eingehend ins Gewissen reden und versuchen, klarzumachen, wie anstrengend ein energiegeladener Hund wirklich sein kann, wenn er nicht ausgelastet wird. Ich denke einfach, dass sich viele Leute nicht wirklich darüber bewusst sind. Frag die ehemaligen Besitzer von vielen der Tiere, die im Tierheim sitzen.
Grüße
Elke