Ich muss gerade ein wenig grinsen. Dass LAbradore wirklich Sturköpfe und verfressen vor dem Herrn sind, das merken viele erst, wenn sie die ersten Dinge mit ihren Exemplaren "ausdiskutieren" müssen. Aber, ich kann dich beruhigen, sie sind nicht nur dickköpfig, sie sind auch unfassbar verfressen und unfassbar gut zu motivieren
Ein Labrador, der lernt, dass sich erwünschtes Verhalten auszahlt, diskutiert weniger, du musst ihn quasi "nur" davon überzeugen, dass das, was du willst, auch das ist, was er will. Und weil das im Alltag nicht immer funktioniert und wir nicht in einer rosa Regenbogenwelt leben, reicht es manchmal auch, ihn glauben zu machen, dass wenn er schon nicht will, was du willst, er zumindest für diese Sekunde auch nicht bekommt, was er will (wie man genau das auch nutzbar machen kann, steht weiter unten).
Bei euch wird momentan eines zum anderen kommen. Ein pubertierender Junghund, der eben auch gerne noch Flausen im Kopf hat, total Lust auf alles "Spannende" im Leben hat und eben auch mal guckt, wie ernst die Alte mit der Leine das eigentlich meint... Kombiniert mit einem Frauchen, die aktuell nicht so richtig weiß, wie sie dem begegnen soll...
Grundsätzlich kann ich dir nur drei Dinge mit auf den Weg geben: Konsequenz (bis zum Erbrechen! manchmal muss man sturer sein als der Hund), Freude an der Zusammenarbeit (ihr beide! gemeinsam kann man soooo viel erreichen und so viel Spaß haben!) und ein Trainingsaufbau, der nicht direkt bei den Königsdiszipinen Höchstleistungen erfordert. .
Die Sache mit der Konsequenz ist einfach eine Frage dessen, wie schnell und dauerhaft dein Hund lernen soll. Wenn man mal durchsetzt, dass nicht gezogen wird, mal aber unter Zeitdruck steht und deswegen nicht noch das 55. Mal stehenbleiben/umdrehen will, dauert es einfach länger, bis er überhaupt schnallt, was du von ihm willst. Wenn das einfach IMMER gilt, ist eine klare Linie drin.
Die Sache mit der Freude, die halte ich für essentiell. Für alle Hunderassen und alle Hundehalter, für den Labrador insbesondere, weil die einfach von ihrem Naturell so kasperig angelegt sind und für ein bisschen Fun so einiges tun (oder eben auch lassen) würden... Seid ihr beide mit Spaß dabei, erübrigt sich so manche Diskussion, weil ihr eben an einem Strang zieht.
Beim Trainingsaufbau ist es für einen 11 Monate alten Hund eben bei so mancher Reizlage auch einfach verdammt schwer, jetzt das, was so viel Spaß versprechen könnte (der Hund am anderen Ende der Wiese, der Hase im Feld, der nächste Teich, die ballspielenden Kinder, etc...) links liegen zu lassen, sich davon abzuwenden und idealerweise an lockerer Leine! weiterzugehen. Da macht es Sinn, genau dieses Weiterzugehen in niedrigeren Reizlagen zu trainieren, mit einem Kommando zu belegen, das Befolgen zu belohnen und dann nach und nach die Schwierigkeit hochzuschrauben. Selbiges gilt für Leinenführigkeit. Die würde ich nicht unter Kommando stellen, aber schon auch anfangs belohnen, wenn die Leine durchhängt und gleichzeitig klar machen, dass es nicht weiter geht, wenn man zieht (da setzt dann die Konsequenz wieder ein).
Ich schrieb oben, dass man das auch nutzen kann, wenn der Hund etwas mal nicht darf. Nämlich in genau den Situationen als Belohnung, wenn er sie gelassen hat und stattdessen gehört hat. Angenommen, ihr steht an einer Wiese, er sieht einen anderen Hund und will unbedingt hin. Schafft er es dann, kurz seine Aufmerksamkeit davon zu nehmen, irgendwann auch "weiterzugehen" bzw. sich abzuwenden, kann man genau dann damit belohnen, dass er dann eben jetzt hindarf (und für die politische Korrektheit im DF: natürlich nachdem du mit dem anderen Hundehalter geklärt hast, dass Kontakt okay ist ;))
Man muss manche Dinge ja nicht per se verbieten, sondern will einfach nur, dass der Hund quasi so lange "kontrollierbar" ist, bis man eben entschieden und preisgegeben hat, ob sie verboten oder erlaubt sind 