Hi,
mein Rottweiler weiß nicht, dass sie ein Rottweiler ist.
Soll heißen, dass sie trotz ihrer Größe und ihres Gewichts (immerhin 48 kg) noch nie annähernd einen anderen Hund - egal ob groß oder klein - angemacht, geschweige denn angezickt hätte.
Im Gegenteil, auch ich habe diese wirklich häßliche Situation hinter mir, als mir ein HH mit seinem Rüden (ich gehe NICHT auf die Rasse ein, das ist mir zu blöd, eine Rasse aufgrund eines Vorfalls zu denunzieren- in diesem Sinne "der böse Rottweiler...") freundlich erklärte "ach, das ist eine Hündin? Super, meiner liebt Hündinnen, lassen wir beide doch von der Leine!". Gesagt getan. Ich erinnere mich nur noch wie sein Rüde auf meine zustürzte, sie im Nacken über den Feldweg zog und sich in einer Böschung in ihr festbiss.
Eine Geräuschkulisse, die ich NIE IM LEBEN wieder vergesse. FeeBee schrie wie am Spieß. Wir sind sofort beide los, er auf seinen Rüden, ich zwischen die beiden, was schwierig war, weil FeeBee lag und er sie komplett bedeckte. Während der Besitzer versuchte, seinem Hund per Halsband die Luft abzudrücken, damit er losläßt, habe ich keine andere Möglichkeit gesehen, als das Fellbündel zwischen seinen Zähnen zu befreien. Das ganze dauerte vielleicht 1-2 Minuten, mir kam´s wie eine Stunde vor. Als FeeBee freikam schnappte ich sie mir und zog sie weg, der Rüdenbesitzer lag immer noch auf seinem Hund und versuchte ihn festzuhalten. Er rief mir noch seinen Namen und seine Telefonnummer zu, dann bin ich weg. Als ich Feebchen im Auto verstaut hatte, kam der Halter noch mal zu mir ans Auto und gab mir seine Nummer, ich solle doch bitte gleich nach dem Tierarzt bei ihm anrufen.
Zum Glück hatte ich nicht weit nach Hause, bin zitternd und vollkommen fertig mit den Nerven so schnell es ging heim. Hab unterwegs noch meinen Freund angerufen, er solle sich gleich fertig machen, FeeBee ist angefallen worden, ich bin voll Blut und wir müssen zu Tierarzt.
Zuhause (es waren nur wenige Minuten Fahrtweg zum Glück) untersuchten wir FeeBee gründlich. Außer ein paar kahle Stellen hatte sie zum Glück nichts. Sie trug ein super-stabiles Geschirr, in welches sich der Rüde verbissen hatte. Das Blut kam von mir, weil ich meine Finger in seinem Maul hatte. Schön doof.
Es ist - trotz des Punks - gut ausgegangen. Der Besitzer des Rüden hat mehrmals bei mir angerufen und sich tausendmal entschuldigt. Ich glaube ihm, dass sein Hund das noch nie gemacht hat. Es war eben eine seltsame Situation. Keine Anzeige, keine bösen Worte. Ein paar Tage später kam er mit einem Leckerli-Korb für FeeBee vorbei, natürlich ohne Hund.
FeeBee ist seitdem panisch bei fremden Rüden. Wir sind aber in guten Händen bei einer tollen Trainerin und wir machen gute Fortschritte.
Ein Pfefferspray habe ich seitdem auch dabei. Nur für mein inneres Gefühl.
Obwohl ich es in einer solchen Situation wahrscheinlich gar nicht erst finden würde.
Warum ich soviel schreibe? Jede Situation ist anders. Man sollte NIE verallgemeinern. Und nicht vorschnell verurteilen. Es ist in meinen Augen richtig, seinen Hund mit allen legalen Mitteln zu verteidigen. Notfalls auch mit einem Tritt. Solange der Schmerz den Angreifer nicht noch aggressiver macht, als er ohnehin schon ist.
Einen schönen Abend noch!
Lieben Gruß, Anke mit schnarchender FeeBee zu Füßen