Wuhuuuu - na, da haste Dir ja ein Packerl ausgesucht! Respekt......
Und beim Lesen mußte ich schmunzeln - denn Du beschreibst meinen Casanova!! 1:1 dasselbe. Drinnen pennt er den ganzen Tag. Aber draußen Rakete hoch drei, absolut reizoffen, springt auf jeden hustenden Floh an und muß den angucken und abchecken, bleibt dann stehen und bewertet den Reiz erstmal. Ist dann auch kaum erreichbar für Kommandos.
Das ist das Problem bei Jagdhunden: die SOLLEN ja reizoffen sein, damit sie bei der Arbeit schnell reagieren. Aber halt net SO, daß sie nimmer ansprechbar sind.... Und wenn sie dann blöd aufwachsen, nix gefördert wurde, oder der Züchter nicht adäquat mit denen umgeht (ruhiges Laufen loben etc., Hochfahren ausbremsen), dann kommt halt sowas bei raus.
Ich bin auch dabei, den Hund erstmal ankommen zu lassen. Sein neues Leben kennenlernen zu lassen, sich einzufügen, Gassistrecken kennenlernen zu lassen, Hausregeln, Abläufe, Rituale. Denn derzeit ist alles, was Du mit ihm machst, für ihn neu. Sprich, er steht Vollzeit unter Streß. Ich hab mit meinem ein Jahr getestet und gelernt, beobachtet, ausprobiert, was in welcher Situation helfen könnte. Jetzt hab ich ihn soweit, daß wir miteinander arbeiten können, daß er vom Kopf her die Kapazitäten hat, sich aufs Arbeiten einzulassen, was zu lernen (weil Streß wird durch die Alltagsroutinen weniger), und sich zu konzentrieren. Und hat gelernt, daß ich diejenige bin, die die Regeln vorgibt, und er die dann bitte auch einhält. Also - soweit der Terrier in ihm das zuläßt *ggg Ich bin der Meinung, im derzeitigen Zustand ist Dein Hund schlichtweg noch nicht in der Lage, zu arbeiten. Siehste ja selbst - Du schreibst, sie sei nicht die Hellste. Ich glaube, das ist sie sehr wohl, aber durch den aktuellen Streß kann sie nicht wirklich gut denken, sie ist ja trotz des Streß´ bereit, mitzuarbeiten, wenn sie Dinge anbietet. Wenn Du was von ihr erwartest, hilf ihr da einfach noch n bissel, denn Unklarheit darüber, was erwartet wird, schafft wieder Streß und damit Hibbeligkeit. Zeig Geduld, bleib selbst immer ruhig (mein Schwachpunkt, bin halt wie mein Hund sehr impulsiv *gg).
Wenn Du sofort Ruhe reinbringen wolltest, mußt Du das eben mit etwas Härte machen, weil der Hund so aufgeregt ist, daß ihn was Andres mental gar nicht erreicht - hast Du ja gemerkt. Daher würde ich lieber auf niedrigerem Level anfangen und versuchen, weitestgehend Streß aus seinem Leben zu halten, soweit möglich. Daheim: viel Ruhe (hat er ja im Homeoffice). KLEINE Runden (mit Casanova geh ich kaum länger als 30 Minuten amStück! Weil er sonst hohle dreht und hektisch wird, und der Tag dann gelaufen ist, da braucht dann nix mehr zu kommen das seine Impulskontrolle herausfordern würde!). Die Idee, daß er mit Dir im Garten liegt, ist genial. Gassirunde? Vors Haus, hinsetzen mit ner Kanne Kaffe, rumsitzen. Dann kann er Gesehenes/Gehörtes/Reize aufnehmen und bewerten und feststellen, daß das alles nix Besonderes ist. Lernen, daß nix passiert, wenn da wer läuft. Würde ihn aber anbinden, da er sonst bestimmt an den Zaun rennt, wenn wer kommt. Er sollte aber lernen, daß Passanten sch...egal sind, ihn nicht zu interessieren haben. Du bist entspannter, wenn Du beim Arbeiten nicht dauernd gucken mußt, ob der Hund sich Richtung Zaun schleicht. Daher in der Zeit einfach neben Dir anleinen, muß ja keine 1 m Leine sein. Soll sich schon bewegen können.
Wenn Ihr vorm Haus gesessen seid n paarmal, kannste dazu übergehen, kleine Arbeitspausen (5 Minuten) damit zu verbringen, mit dem Hund einfach mal vor den Garten zu gehen, einmal auf und ab zu gehen, und wieder reinzugehen. Und je nach Aufregungslevel sollte er danach wieder liegen und dieses Erlebnis verarbeiten können dürfen. Montag mal testen. Dienstag wieder nur rumsitzen im Garten. Mittwoch vlt. früh mal wieder auf und ab, und dann nachmittags entscheiden, wie ist der Hund drauf?, versucht man das nochmal 5 Minuten. Durch Gewöhnung den Streß rausnehmen, wenn er die Reize, die dort IMMER sind, kennenlernt, muß er nur noch das, was ZUSÄTZLICH kommt, verarbeiten, das hilft ihm, ruhiger zu bleiben.
Das Problem ist, alles, was bei so nem reizoffenen Hund SCHNELL passiert, triggert wieder die Hibbeligkeit. Ich hab das Dilemma: wenn ich Omispaziergänge mache und den Jungspund mitnehme, kommt der nach 20 Minuten tiefenentspannt bis erschöpft wieder daheim an. Weil: das langsame Tempo läßt ihn unglaublich gut herunterkommen, wir haben ab und an Pausen gemacht, weil die Ömi nimmer konnte (sie ist Sonntag von uns gegangen, das kann ich leider nimmer üben mit ihr zusammen ), und es strengt aber auch an, sich die ganze Zeit so zurücknehmen zu müssen. Dann braucht er erstmal ne Mütze Schlaf. Ließe ich ihn laufen, würde er relativ schnell hohle drehen, und sich immer weiter hochpushen, das will man ja grad am Anfang nicht, und bei der Größe eines Weimis erst recht nicht - der Zug auf der Leine ist schon bei den 10 Kilo von Casanova nicht lustig. Und wie Du bschrieben hast: je länger die Leine, desto schneller und aufgeregter der Hund. Ich hab mich daher bei Nova dafür entschieden, ihn echt an kurzer Leine zu führen. 1,50. Und wenn er brav ist, entspannt läuft, kriegt er 3m. Ganz selten mal Schlepp, aber dann machen wir damit was. Leckerlies werfen, damit er bei mir bleibt und Spaß mit mir hat und nicht in die Leine brettert. Mini-Suchaufgaben oder Rückrufübungen. Nachdem Letzteres mit Rennen verbunden ist, darf ich das nur 2-3mal machen, weil er sonst hochdreht. Meine Einstellung: wer nicht ordentlich läuft, kriegt keinen Bewegungsspielraum, der ist ein Privileg, den er sich verdienen muß. Hab eh schon Rückenprobleme, brauch das nicht, daß er mir in die Schlepp rennt. Klar: im Garten darf er mal flitzen, sonst explodiert der mir ja *gg (bei meinem Faro ist das anders: der läuft net ordentlich an der Leine, aber wenn er Spielraum hat, und schnuppern darf (das fährt ja auch runter, Nasenarbeit!), dann läuft er sehr schön, springt net in die Leine oder so, den bringt so schnell nix aus der Ruhe - ein Traum...).
Jetzt, nach einem Jahr ist er so weit, daß er sich auf mich konzentrieren kann und wir in der Hundeschule angefangen haben. Für die BH-Prüfung bei den Jägern, keine Spielstunde oder so. Da sind viele Hunde aufm Platz, und er muß arbeiten. Nix Rumplärren, sondern "bei mir" bleiben im Kopf. Aber: die ersten Stunden haben Kraft gekostet...... Viele Hund sehr nah= mega aufgeregt, schlecht erreichbar. Da hat er erstmal lernen müssen, daß es dann ganz klare Grenzen gibt. Is so. Geht nicht anders, wenn der Hund auf 180 ist, erreicht man ihn anders nicht mehr. Aaaber: man kann auch in der Hundeschule drauf achten, den nötigen Abstand dem Hund zu verschaffen. Im Kreis wird´s laut? Ich sprech ihn freudig an: "Nova - komm mit!" - und gehe ein paar Schritte aus dem Kreis raus, laß ihn kurz absitzen, warte 1-2 Sekunden, bestätige, warte noch n bissel, dann darf er sich neben mich setzen und wieder gucken, was der Rest so macht. Kann er ruhig bleiben, nähere ich mich dem Kreis wieder an, Schrittchen für Schrittchen. Anfangs bin ich zur HuSchu und hab ihn nur gucken lassen. War aber FÜR IHN keine Lösung, weil er sich beim Angucken der Hunde, v.a. wenn die gearbeitet haben, immer höher gespult hat. Daher bin ich dazu übergegangen, selbst was mit ihm zu machen, egal, was, was er halt schon gut kannte, weil das einfacher ist, wenn er eh schon aufgeregt ist. Wenn er zu lange sitzen und gucken mußte, laß ich ihn mal drei Schritte mit mir weggehen - Komm mit, Wendung und wieder zurück, Leckerlie. Einfach, um ihm die Chance zu geben, mich wieder im Hinterkopf zu behalten, nicht den Streß und die Aufregung. und dem heftigen Reiz etwas ausweichen kann. (schafft auch Vertrauen, wenn er lernt, Du siehst den Streß und bietest Auswege an!). Neulich war es richtig geil: ne Hündin trickst immer ihre Halterin raus. Bei Übungen ohne Leine wirft die Frau die Leine vor den Hund und macht dann halt, was angeordnet wurde. Hund ohne Leine umrunden oder so. Die Hündin, nicht dumm, fängt die Leine im Fallen ab (jeedes Mal! *gg) und rast mit der Leine in der Schnauze erstmal n paar Runden um den Platz. Ich bin dann in der Situation ein paar Schritte weggegangen (Platz ist sehr groß bei uns), und hab gefragt "kannst Du Dich hinlegen?" (ich verwende gezielt z.T. keine "richtigen" Kommandos, die in der Prüfung gebraucht werden, weil ich dann in aufgeregten Situationen die Kommandos nicht durchsetzen muß, und damit für noch mehr Streß sorge! Frage halt an, ob er das kann - allein das bewirkt ja schon, daß er zu mir guckt, was ich will - auch wenn ers aufregungsbedingt dann nicht oder erst nach der 3. Anfrage ne halbe Minute später kann!)! und siehe da: er konnte sich ablegen zu meinen Füßen, war angespannt, hat die Hündin mit Blicken verfolgt, sogar als sie n Stück in unsere Richtung gerannt war - aber er blieb liegen. Gab natürlich, sobald die Hündin wieder "eingefangen" war, mega Lob, aber gaaaaaaanz ruuuuuhig mit Stimme und Leckerlie und Streicheln - alles auf einmal. "soooo ein toller, klaaaaasse, tooooolll hast DU das gemacht, Duuuuu bist ja toll" Dann isser immer stolz wie Oskar *gg
Anderer Tag: Biergarten. Hab es gewagt. Er lag neben der Sitzbank. Mehrere Kids kommen, fuhren mit dem Scooter ziemlich schnell 3m vor ihm vorbei. Das war heftig - aber er konnte liegenbleiben. Hätte ich nicht gedacht! DAs sind so die kleinen Dinge, über die man sich dann tagelang freut, weil sie bedeuten, daß es nach vorn geht, und der Hund mitarbeitet.