Bei uns ist es tatsächlich unter anderem eine Frage des Wohnortes.
Wir wohnen abgelegen, meist begegnen wir niemandem, sobald wir dann mal in bevölkerteren Gebieten unterwegs sind, braucht Luna eine Angewöhnungszeit, bis sie die Menschen für "normal" und "alltäglich" hält. Diese Zeit wird aber inzwischen immer kürzer.
Für Luna ist Freilauf glaube ich schon wichtig und sie geniesst das auf jeden Fall. Täglich und ausgiebig. Frei heisst für sie rennen, schwimmen, buddeln und schnüffeln.
Doch es gibt klare Regeln, zu 100% kann sie also streng genommen niemals tun was sie will.
Regel Nr.1: Nicht durch die Felder rennen. Weg, Uferböschung, Wald, Grünstreifen, der Rest ist Tabu. Das klappt.
Regel Nr.2: Verfällt sie in ein Jagdverhalten, das für mich bald nicht mehr zu kontrollieren ist, ist der Freilauf vorbei.
Regel Nr.3: Ich will sie sehen können. Klappt auch meistens.
Bildlich gesprochen stecke ich einen Zaun um mich rum, der war Anfangs recht nahe bei mir, wurde dann immer weiter, je "besser" und sicherer sie sich darin bewegt hat. Inzwischen ist dieser Zaun in unserer gewohnten Umgebung relativ weit von mir entfernt, so dass ich sie noch sehen kann. Verlässt sie mein Sichtfeld ruf ich sie. Hält sie sich nicht an die Regeln, dann steck ich den Zaun eine Weile enger. In Metern gesprochen ist dieser Zaun in übersichtlichem Gelände schon mal 100m weit entfernt.
Die Grenzen von Lunas Freilauf liegen da, wo sie ihre Schwächen hat und bei den Dingen denen sie zu selten begegnet.
Lässt sie sich zu weit zurück fallen, gibts ein "mitkommen", fixiert sie einen Fischreiher reicht ein "nein", gehen wir an Kühen vorbei ruf ich sie in meinen 2m Kreis, kreuzen wir auf den Feldwegen einen Traktor, lege ich sie neben mir ab, kommt uns auf freiem Feld jemand entgegen, kommt sie an die Leine. Manche sind ihr egal und die Leine war überflüssig, andere nicht. Reiter, Radfahrer, hochkochender Jagdtrieb bedeuten Leine.
Diese Einschränkungen werden immer weniger, immer mehr Situationen werden einfacher und entspannter und ich muss immer weniger eingreifen. Allerding muss ich sagen, dass es immer Situationen geben wird, in denen ich ihren Freilauf einschränken werde, weil mir manche Risiken zu gross sind und weil manche Situationen diese Rücksicht meiner Meinung nach verlangen.
Kurz gesagt, in unserer gewohnten einsamen Umgebung verhält sie sich im Freilauf so, wie ich es mir wünsche, meistens. Sie hat viel Freiraum und kann selbst entscheiden. Ich kann gedankenverloren bummeln und mich auf sie verlassen. Ich geniesse das und sie geniesst das.
Wird die Gegend bevölkerter, muss ich bei der Sache sein, muss mehr eingreifen - das braucht noch etwas Übung.
Ich muss aber auch klar sagen, dass mein Hund dieses gemütliche, angenehme Freilaufen nur dann anbietet, wenn ich ihm im Gegenzug Arbeit biete. Ist sie mit "auferlegter" Beschäftigung ausgelastet, ist der Freilauf entspannt. Wenn wir längere Zeit nicht arbeiten, vergisst sie unsere Regeln, das Band zwischen uns wird "locker" und der Freilauf ist nicht mehr das selbe. Nicht mehr das, was ich mir vorstelle.
Ich glaube man muss wie überall die goldene Mitte finden. Sich nur selbst beschäftigen, bedeutet für mich, mein Hund verhält sich nicht mehr nach meinen Vorstellungen - jagen, hüten, streunen wäre wohl das Ende vom Lied. Nur auferlegte Beschäftigung würde bedeuten, ihr die Zeiten zu nehmen, während denen sie sich selbst nachhängen kann, frei sein kann, sich vollsauen und austoben kann.
Ich glaube, unsere gemeinsame Arbeit stärkt unsere Bindung so, dass sich mein Hund auch im Freilauf gerne in meinem Wirkunskreis aufhält und dass er dank den Freiheiten die er dadurch geniesst auch Dinge anbietet die ich nicht erwarte. Für mich ist es ein geben uns nehmen.