Solche "Altersschrullen" kenne ich auch.
Bosco, er ist jetzt fast 14 Jahre alt, hat auch ähnliche Macken. Anfangs dachten wir, wenn er auf Rufen nicht reagiert, er hat die Ohren auf Durchzug gestellt. Bei einigen anderen Gelegenheiten haben wir aber festgestellt, daß er uns wirklich nicht mehr hört. Wenn er mich z.B. in der Küche sucht und steht mit dem Rücken zu mir und sieht mich nicht, reagiert er auch nicht, wenn ich rufe, freut sich aber dann ein Loch in den Bauch, wenn ich dann plötzlich neben ihm stehe und er mich "gefunden" hat. Oder er hat sich auch schon ein paarmal furchbar erschreckt, wenn ich "plötzlich" neben ihm stehe und er mich eigentlich schon lange hätte hören müssen. Er hört es selbst dann nicht, wenn es Lecker gibt ...
Und irgendwie scheint er auch seit einiger Zeit völlig auf Lecker fixiert zu sein. Auch, wenn keiner aufpasst, Teller ablecken; wenn möglich den Katzen das Essen klauen. Ständig den Rüssel in allen Schränken - wer weiss, ob nicht was leckeres drin ist.
Und er muss plötzlich unbedingt ständig überall mitlaufen. Wenn ich z.B. nur schnell zur Haustür rausflitze, um was in die Mülltonne zu werfen, muss er durch die Hundeklappe mit, ist dann aber zu langsam, steht halb in der Klappe und halb draußen und ich komm nicht mehr rein. Dann steht er erstmal da, blockiert die Tür, guckt mich groß an und überlegt, ob er nun rückwärts oder vorwärts weitergehen soll und riecht am besten dann noch an irgendeiner vorher nicht dagewesenen supertollen Stelle und ich steh draußen und friere und hoffe, daß Mr. Umständlich sich denn dann bitte mal entscheiden möge
Außerdem ist mir aufgefallen, daß er seit einiger Zeit in normalen Situationen sehr unsicher wird, wenn die Situation für ihn plötzlich auftritt. Das weiss er dann nicht mehr einzuordnen und weiss nicht, wie er reagieren soll. Da braucht er dann schon mal ein wenig Starthilfe.
Und jetzt, wo ich darüber nachdenke, fällt mir auf, daß er regelrecht Angst hat, vor allem mich, zu verlieren. Wenn ich irgendwo im Haus oder auf dem Hof unterwegs bin und er hat verschlafen, daß ich raus bin, ist er vollkommen hektisch und aufgelöst und sucht mich. Wenn er mich nicht findet, bellt er solange, bis ich ihn finde. Und seine Stimme hat sich verändert im letzten Jahr. Er hört sich viel rauher und kratziger an und manchmal klingt es wie kurz vor einem hysterischen Anfall.
Wenn er mir auch manchmal schwer auf den Geist geht, wenn er mir zum 300. Mal am Tag im Weg steht, möchte ich es doch gar nict anders haben und bin dankbar für jeden Tag, den er noch bei uns ist.
So wie die Welpenzeit und die Erwachsenenzeit ist auch die Seniorenzeit eine besonders wertvolle Zeit mit ihrer ganz eigenen Qualität, die ich nicht missen möchte. Das ist eine Zeit, die ich immer ganz bewußt und mit einem lachenden und einem weinenden Auge erlebe und die ein wenig Rücksichtnahme und auch Hilfe für den Hund erfordert.
Aber ich denke, das tun wir dann doch alle gerne.