Ich habe in den vergangenen Jahren mehrfach ganz gezielt und überlegt ältere Tiere übernommen und bisher NUR gute Erfahrungen gemacht.
Ich erzähle Euch ein wenig über diese Tiere; alle diese Hunde haben immer mit anderen, jüngeren Tierschutzhunden und auch Katzen zusammengelebt.
Angefangen hat es vor vielen Jahren mit der Mitleids-Übernahme einer schwerst kranken (Cushing-Syndrom) aufs übelste über Jahre mißhandelten Jack-Russel-Terrier-Mischlingshündin. Nachdem sie vom TA und auch vom THP durchgecheckt wurde, stellte sich heraus, daß sie noch eine Lebenserwartung von etwa 6-12 Monaten hatte. Ich habe noch nie einen so anpassungsfähigen, lieben und dankbaren Hund gehabt!!! Sie hatte von der ersten Minute an keinerlei Angst vor mir, trotz aller Mißhandlungen - sie war auf dem ganzen Körper u.a. übersät mit Brandmalen von ausgedrückten Zigaretten. Sie folgte mir auf Schritt und Tritt. Sonja war IMMER einen Schritt hinter mir. Ich konnte vom ersten Tag an mit ihr ohne Leine gehen, sie vertrug sich mit allen Lebewesen. Sie wurde auf der Straße als so hässlich empfunden, dass ich angesprochen wurde. Selbst der Mann meiner Freundin meinte, mit einem so hässlichen Hund würde er nie auf die Straße gehen. Ich war damals so böse, dass ich ihn gefragt habe, ob er denn schon einmal in den Spiegel gesehen hätte – seine Frau ginge mit IHM ja wohl auch auf die Straße. Diese liebe Hündin mag äußerlich keinem Schönheitsideal entsprochen haben, aber sie hatte die beste Seele die es gibt. Leider waren ihr nur noch acht Monate vergönnt, aber die hat sie genossen. Sicher, dieser Hund hat viel Geld gekostet und eine Unmenge Arbeit gemacht – sie war tatsächlich aufgrund ihrer Krankheit inkontinent und ich habe weder vorher noch nachher jemals wieder soviel geputzt und gewaschen – aber sie hat es soviel-fach zurückgegeben, dass es noch für ein paar weitere inkontinente Hunde reicht.
Danach zog ein damals acht-jähriger Collie-Rüde bei uns ein, der von seinen Besitzern in ein TH in den Niederlanden abgeschoben werden sollte, in dem noch eingeschläfert wurde. Da er keinerlei Chance auf Vermittlung gehabt hätte, haben wir ihn genommen. Dieser Hund war innerhalb kürzester Zeit wie umgewandelt. Er konnte zum ersten Mal in seinem Leben frei laufen – und kam auf Zuruf zurück. Er lernte spielen – das erste Mal, als er sich einen Strick um die Ohren gehauen hat, werde ich nie vergessen. Er wurde wieder jung und alberte manchmal herum wie ein junger Hund. Sein Fell und seine Gesamtkonstitution haben sich derart verbessert, dass ich angesprochen wurde, ob ich ihn zum Decken abgeben – was ich natürlich nicht getan habe. Er wurde leider aus gesundheitlichen Gründen „nur“ elf Jahre alt. Ich glaube aber, dass diese drei Jahre für ihn wertvoller und erfüllter waren, als alle Jahre vorher. Auch er hat natürlich Arbeit gemacht, seine Haare flogen überall herum. Er war recht nervös – wie manche Collies – und hat mich so manchen Nerv gekostet. Durch das lange Fell roch er auch am schlimmsten, wenn es regnete. ABER – mal ehrlich – ist das wichtig?
Danach folgten im kurzen Abstand drei kleine ältere Damen. Tapsy, eine damals 13-jährige Spitzmischlingshündin, die ausgesetzt worden war. Einen stolzeren kleinen Hund hat es vermutlich noch nicht geben, als wir sie geholt haben. Bald geplatzt vor Stolz ist der kleine Zwerg. Sie wurde offensichtlich von Frauen misshandelt, sie hatte anfangs fürchterliche Angst vor mir. Aber sie hat sich schnell eingewöhnt, an den Tagesablauf angepasst und selbst die Angst vor mir nach einiger Zeit verloren. Sie lief von Anfang an ohne Leine mit – Tapsy konnte man unmöglich verlieren. Und wenn sie allein mit einem von uns mitgehen konnte, war sie auf Wolke 7. Sie war sehr lautstark und bellfreudig und auch sehr frech – aber wir haben sie bis zu ihrem Tod mit beinah 19 Jahren unendlich geliebt.
Kurz nach Tapsy kam dann das kleine Bienchen dazu, ebenfalls damals 13 Jahre alt. Bienchen wurde mit einem ganz extremen Herzfehler und vollkommen blind damals kurz vor Pfingsten zum Sterben in einem Wald ausgesetzt. Das TH hat sie buchstäblich in allerletzter Sekunde gefunden. Ich erfuhr von einer MA des TH davon und holte sie zu uns. Obwohl blind hat sie sich in erstaunlich kurzer Zeit gut zurechtgefunden. Vom TA wurde sie mit Medikamenten eingestellt. Sie fand es toll, dass sie durch die Katzenklappe in den Garten konnte, wann sie wollte. Größere Runden mochte sie damals schon nicht mehr machen. Wenn sie mit dem Wasserstrahl aus dem Gartenschlauch spielen konnte, war sie derart aufgedreht, dass man sie zu ihrem eigenen Schutz wegholen musste – damit nicht das Herz versagt. Sie ist ebenfalls mit beinah 19 Jahren kurz nach Tapsy verstorben. Das kleine Bienchen mit dem Herz eines Löwen war der kämpferischste Hund, den ich bisher erlebt habe. Sie hatte eine ungeheure Energie darin, zu erreichen, was sie wollte. Das hat uns manchmal viel Nerven gekostet – aber wir haben sie dafür immer bewundert.
Und zum Schluß zu Sanja, Sanja war in Spanien in einer Tötungsstation. Ein kleines Tibet-Spaniel-Mischlingsmädchen, blind auf einem Auge und damals geschätzte 8 Jahre alt. Sie lebt mittlerweile fünf Jahre bei uns und ist der Hund, der am allerwenigsten auffällt, immer mit allem zufrieden ist und alles und jeden heiß und innig liebt. Sie ist nur lieb und dankbar, verträgt sich mit allem, macht nie Krach, macht nie was kaputt. Ich glaube, sie hat nach etwa zwei Jahren das erste Mal gebellt. Sie hat sich vermutlich sich selbst darüber gewundert… Sie ist lustig und fröhlich – wenn es Essen gibt, macht sie den kleinen Freudetanz. Sie ist zwar mittlerweile leider auch auf dem anderen Auge blind, aber sie kommt gut damit zurecht.
Sanja ist bisher der einzige der älteren Hunde der uns bisher kaum Geld und sicher keine Nerven gekostet hat. Aber jeder einzelne von ihnen war jeden Cent (ich weiss, dass kann nicht jeder), jede Minute Zeit, jede Sorge und jeden Nerv vielfach wert. Im Gegenteil – wir haben alles vielfach zurückbekommen und müsste ich heute entscheiden, ob ich das wieder oder weiterhin tue, würde ich ohne nachzudenken sofort sagen
LG Birgit
*Ich wollte eigentlich gar keinen Roman schreiben, aber irgendwie ist es mit mir durchgegangen…*