Hallo Leute,
grundsätzlich bin ich auch der Meinung, dass, wenn man sich einen Hund bestimmter Rasse "anschafft" (doofes Wort) man sich vorher darüber informiert haben muß, welche Eigenschaften züchterisch selektiert wurden, um eben genau diese Rasse zu erhalten. Allerdings ist es realistisch betrachtet doch kaum bis nie der Fall bei dem Gros der Hunde (Bsp.: es gibt massenweise Retriever, die zu bestimmt 95% in Familien gehalten werden ohne dass sie Wild apportieren dürfen) - letztlich hat jede Rasse die es gibt ihre Besonderheiten und sollte den eigentlichen Job ausüben dürfen. Nun sind wir soweit, dass eine wahnsinnig große Anzahl an Hunden züchterisch wieder so selektiert wird, dass nur das Aussehen bleibt, aber ansonsten alles, was die Rasse einmal ausgemacht hat verschwinden soll, damit nur noch der unkomplizierte, schöne Familienhund übrig bleibt - eine Entwicklung, die wohl eher bedenklich ist - aber wie gesagt: es dürfte wohl kaum ein Hundehalter seinen Hund halten, wenn er ihm seinen eigentlichen Job bieten MÜSSTE.
Sicher gibt es viele, viele Hunde, die mit ihrem Leben bis ins hohe Alter zufrieden sind und das ist schön so - denn es gibt nichts tolleres, als sein Leben mit einem Hund teilen zu dürfen!
Bei uns ist es so, dass Laska zum Beispiel einen mehr als ausgeprägten Jagdtrieb hat, den sie leider nie und nimmer mehr ausleben darf (sie hat in Griechenland gewildert und das ist nicht mehr aus ihr raus zu bekommen) - sie hat die BH-Prüfung, ist im Agility ausgebildet, wir machen Nasen- und Apportierarbeit, Dogdancing usw. - jeder sagt mir, dass mein Hund es besser nicht hätte erwischen können und trotzdem blutet mir jeden Tag das Herz, wenn ich sie an der Schleppe habe und sehe, wie sie reagiert, wenn sie ein Wild in der Nase hat und ich ihr nicht ermöglichen kann, diesen starkten Trieb kontrolliert ausleben zu können. Sie ist eine Zicke hoch drei und absolut nicht stressresistent und ich denke, dass das nicht zuletzt daher kommt, dass sie eben unter permantem Triebstau steht (es kommt sicherlich nicht ausschließlich daher, ist aber wohl ein Grund?). Sie wurde schon dreimal vermittelt und wieder im TH abgegeben, weil man damit nicht zurecht kam, denn dieser Hund muß gearbeitet werden...aber das ist eine andere Geschichte.
Nun zu Pearl: Ich beschäftige mich seit nunmehr 4 Jahren mit der Rasse Bordercollie. Ich liebe den Arbeitseifer, die Auffassungsgabe und natürlich auch das Äußere dieser Rasse. Und Pearl erfüllt alles - bis auf die Hüteleidenschaft; sie findet Schafe zum Gruseln und hat beim Hüten zwar mitgearbeitet, aber nur mir zu Liebe...*danke kleiner Hund* - ich bin nicht böse drum, macht es mir das Leben doch deutlich einfacher (habe eben keine eigenen Schafe).
Aber ich weiß: Hüten ist eine tolle Aufgabe, vor allem für den Hund und genau das möchte ich mit meinem Bordercollie tun - eignet er sich nicht: OK, aber möchte er an Schafen arbeiten, dann will ich es ihm ermöglichen und es regelmäßig anbieten können, denn genau diese Arbeit am Vieh ist es, die einen Border so wunderschön und beeindruckend macht - sein Ausdruck, wenn er hüten will und darf und das ist eine Eigenschaft, die man dieser Rasse nicht wegzüchten sollte...denn das macht sie zu dem einzigartigen Hund, den wir hier alle so sehr lieben und bewundern.
Und ich hoffe, hoffe, hoffe, dass ich es wirklich, wirklich hinbekomme, wenn der nächste Border hier ist und hüten will, es ihm ganz regelmäßig und unter guter Anleitung zu ermöglichen - und das auf Dauer!
So, entschuldigt bitte diesen langen Roman...aber ich konnte mich nicht bremsen ;-)
Liebe Grüße
Nicole, Laska und Pearl