Finde ich persönlich eine ganz gefährliche Ansicht.
Sicher wird Problemverhalten, das durch den Stress im TH bedingt ist verschwinden. Aber ein Hund mit massiver Jagdleidenschaft mit Hang zum Beutereißen wird dies ebenso wenig ablegen, wie der Hund der wegen Aggression gegen Kinder abgegeben wurde, nur weil er das Tierheim hinter sich lässt.
Ich kenne aus meiner aktiven Zeit sehr viele Geschichten in denen es genau umgekehrt verlief. Gerade bei Gebrauchshunden und deren Mixen habe ich es öfter als einmal erlebt, dass sie sich im TH mustergültig benahmen und nach wenigen Tagen deutlich höhere Aggressionsbereitschaft zeigte, weil sie jetzt etwas "Eigenes" hatten.
Mit dem Problem der Jagdleidenschaft gebe ich Dir uneingeschränkt Recht. Das haben aber ebenso viele Hunde, die niemals mit einem Tierheim in Berührung kamen.
Bezüglich der Hunde, die wegen angeblicher Aggression gegen Kinder abgegeben werden widerspreche ich Dir aus zwei Gründen.
Der erste ist, dass Menschen, die einen Hund abgeben, für sich selbst dafür eine Rechtfertigung suchen und was wäre verständlicher als eine Abgabe wegen Aggression gegenüber den Kindern. Ob diese Berichte den Tatsachen entsprechen, sei mal dahingestellt, das Tierheim muss diese Information aber, wenn sie ihm vorliegt, weitergeben.
Der zweite ist, dass Aggression gegenüber Kindern meist nicht einfach so entsteht sondern dass diese eine Vorgeschichte haben. Die Züchterin meines ersten Setters sagte mal, sie habe es noch nie erlebt, dass man ein Kind vor dem Hund schützen musste, bisher war es immer umgekehrt und sie war selbst Mutter eines kleinen Kindes.
Dazu habe ich noch eine eigene Erfahrung mit einem, wie sich im Nachhinein herausstellte, wegen Aggression gegenüber Kindern abgegebenen roten Cocker Spaniel. Dieser Hund lebte in der Berliner Innenstadt in einer 3-Zimmerwohnung auf dem Hinterhof mit drei Kindern und das war für den Hund ein Spießrutenlaufen. Er kam zu uns, als ich sechs Jahr alt war. Ich freute mich wie irre und seine erste Amtshandlung war, mir herzhaft in den Oberschenkel zu kneifen, heute würde man vermutlich sagen, zu beißen . Nun machte man damals noch nicht so ein Bohei um einen Hundeschnapper. Er liebte fremde Kinder zeitlebens nicht, hat aber nie wieder zugeschnappt und war 15 Jahre lang (er wurde über 16 Jahre alt) ein toller Hund.