Dann schildere ich hier mal die andere Seite.
Ich hatte fast 14 Jahre lang einen Rüden aus einem solchen upps-Wurf. So wahnsinnig viel liess sich über seine Entstehung nicht herausfinden. Er war eine Mischung aus zwei reinrassigen Hunde, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, American Bulldog x Jagdhund (vermutlich Dt. Drahthaar). Dieser Hund war herzensgut, Aggression gegenüber Menschen oder anderen Hunden war ihm völlig fremd. Dafür hatte er den Jagdtrieb von 5 Jagdhunden und die Sturheit von 6 AmBulldogs. Er war der 6. Hund in meinem Leben, darunter mehrere Jagdhunde, ich war also kein Hundeanfänger, dieser Hund war jedoch ganz einfach nicht erziehbar.
Als ich ihn aus dem Tierheim bekam, war er 9 Monate alt, wog 56kg und war weder auch nur ansatzweise leinenführig noch hatte er auch nur die geringste Grunderziehung. Man hatte ihn lt. Tierheim aus einer Halle von Schaustellern geholt, die ihn loswerden wollten, weil er das Kind einer Frau angesprungen und umgeworfen hatte und diese sofort die Polizei rief. Das war genau die Zeit des Unfalls mit dem kleinen türkischen Jungen und Harvey sah mit seinen typischen Bäckchen, seinem muskulösen Körperbau und seiner Masse schon ein wenig nach Bully aus.....
Wie gesagt, er wog da bereits um die 50kg, hatte den Körperbau eines kräftigen Bulldogs und das Temperament eines Jagdhundes. Er hätte diesem Kind niemals etwas getan, er hatte es mit seiner grobmotorischen Art einfach umgeworfen und ich hätte es auf der Stelle geglaubt, wenn dieses "Kind" bereits 18 gewesen wäre. Wenn dieser Hund voller überschwänglicher Freunde auf einen zugerannt kam, blieb kaum einer auf den Füßen.
Ihn an der Leine festzuhalten war unmöglich. Entweder man liess ihn los, wenn er irgendwohin wollte, oder man rannte mit. Er meinte es nie böse, er ging einfach. Sowie er auch nur den Hauch einer Wildspur in der Nase hatte, gab es kein Halten mehr. Und dieser Hund war so unglaublich clever. Will to please ging ihm so völlig ab. Ich habe noch nie mit einem Hund soviel trainiert und noch nie war es mit einem so erfolglos. Die ersten 5!!! Hundetrainer stellten fest, "mit dem funktioniert das nicht" und rieten mir, ihn zurückzugeben :/ .
Bekommen habe ich ihn mit der Beschreibung, liebt Katzen, versteht sich nicht mit anderen Rüden. Nun, mit anderen Rüden hatte er nie ein Problem. Katzen hatte er hingegen sein Leben lang zum Fressen gerne und wollte durchaus nicht mit ihnen "spielen" . Was er bekam, machte er ohne wenn und aber platt. Ich habe es GsD nur an Ratten gesehen....
Irgendwann geriet ich an einen Trainer, dem es gelang, mir eine andere Sichweise zu vermitteln. Er sagte mir immer wieder, sei ihm nicht böse, er kann nicht anders. Lerne, damit umzugehen, ändern kannst Du ihn nicht. Solltest Du aufgeben, lass ihn einschläfern, er hat sonst eine nicht endende Odyssee vor sich. Die Nachkontrolle des Tierheims kam und fragte mich allen Ernstes, ob ich diesen Hund tatsächlich behalten wolle. Man habe gewettet, den bekäme man immer wieder zurück 8O .
Sowie er nur die kleinste Chance sah, abzuhauen, tat er es. Er war Stunden unterwegs, kam immer glücklich und zufrieden wieder und hat mich Nerven gekostet wie nichts anderes in meinem Leben. Er hatte Glück und wurde weder von Jägern erschossen noch überfahren oder verunfallte sonst irgendwie schwer. Ich habe ihn so oft Stunden gesucht und fast nie gefunden, weil er sich regelrecht versteckte, wenn er mich oder mein Auto hörte.
Sein Bruder sass mit 8 Jahren defintitiv im Tierheim. Ob er dort jemals wieder rauskam weiss ich leider nicht :/ .
Soviel zum Vermehren von Rassemixen, die so gar nicht zusammen passen. Vielleicht denkt Ihr nochmal darüber nach, ob es den Hunden und den zukünftigen Besitzern gegenüber zu verantworten ist, derartige Überraschungspakete zu produzieren. Körperlich war dieser Hund übrigens kerngesund.
Ich habe diesen Hund geliebt, er war auf seine Art einfach toll, war todtraurig, als ich ihn nach 14 gemeinsamen Jahren einschläfern lassen mußte und würde mir eine solche Mischung niemals wieder antun.
LG
Claudia