Beiträge von Patti

    Inwiefern ist das falsch?

    Es ist falsch, dass mich Wolfsmanagement nicht betrifft, wenn ich in der Stadt wohne. Zumal, wenn man es jetzt nur auf mich ganz konkret beziehen will, ich zwar in der Stadt wohne, aber beruflich doch auch viel in Wolfsgebieten unterwegs bin. Und meine Familie auf dem platten Land lebt. Ich kenne sogar Viehhalter*innen, die in Stadtwohnungen leben.


    Darüber hinaus - und darauf wollte ich eigentlich hinaus - sind Entschädigungen, Ausgleichsflächen, Abschussdiskussionen usw. grundliegende Fragen des Naturschutzes und wie man da verfährt, wie man mit Betroffenen umgeht und wie man mit Wildnis umgeht, betrifft mEn jede*n in Deutschland. Auch wenn viele sicherlich nicht realisieren, dass es sie auch betrifft.

    Du bist aber dann eher mittelbar davon betroffen.

    Ich habe gerade letzte Woche mit meinen Kollegen (Hannover) darüber beim Mittagessen ein Gespräch geführt. 12 Leute, alle wohnen in der Stadt. Die sind beim Thema Wolf eher positiv bis neutral eingestellt. Also, dass es toll ist, das der Wolf wieder da ist, alles hübsch etc. Was genau das bedeutet, wenn du quasi "über nacht" feststellst, dass du im Wolfgebiet lebst, wissen die nicht.

    Dass das schon irgendwie .... befremdlich... ist, wenn 3 Wölfe direkt an deinem Gartenzaun vorbeitraben, dass du im Wolfsgebiet bist, sobald du aus dem Haus gehst, dass man dann sehr vorsichtig mit dem Hund abends Gassi geht, dass unsere Pferde nachts nicht mehr auf die Koppeln gehen, dass sich die Hundehalter hier für größere Gassirunden nur in Gruppen bewegen.... - das sind alles Dinge, die WISSEN die gar nicht. Also die ganzen Dinge des "Alltags", nennen ich es jetzt mal. Dieses "Ach, Wölfe, ganz toll, das ist ja interessant" ist ja eher komplett abstrakt. Interessant wird es ja erst dann, wenn es die Abstraktheit verlässt - wenn man tatsächlich betroffen ist.

    Andersherum ist es doch genau so: mich betreffen auch ganz viele Dinge, die vielleicht eher im städtischen Umfeld relevant sind, überhaupt nicht. Ich würde mir aber niemals darüber ein Urteil erlauben, bzw. sagen, ihr müsst das so und so machen. Weil: mir fehlt der Kontext.

    Aber warum fühlst du dich jetzt von mir angegriffen? Ich spreche doch gar nicht explizit von dir, sondern von den vielen Menschen, die mit so Hinweisen wie: "dann geh halt nicht ins Wolfsgebiet" kommen - und das sind so gut wie immer Stadtmenschen. DIE nehmen IHRE Realität als Maßstab, um MIR zu sagen, was ich zu tun und zu lassen habe. Von DEN Menschen rede ich.

    :ka:

    Zu Hause in seiner Stadtwohnung kann man leicht über wolfskritische Leute lachen.

    A propos vereinfachend und verurteilend...


    Ich finde es bei verschiedensten Themen immer erstaunlich, dass Leute annehmen, andere könnten nur abweichender Meinung sein, weil sie weniger Erfahrungen haben. So viel Überzeugung, dass die eigene Weltsicht die einzig richtige ist, Wahnsinn.

    Dass die eigene Weltsicht aber so ist, weil sie auf entsprechende Erfahrung basiert, könnte nicht vielleicht sein?

    Und sorry, zu Hause in der Stadtwohnung bist du einfach überhaupt nicht davon betroffen, hast noch überhaupt nicht die Vorstellung davon, inwieweit dein Leben davon beeinträchtigt sein kann.

    Der Hund meiner Freundin zeigt auch deutlich an, dass da etwas in der Luft ist, was gefährlich sein könnte...

    Es gibt Tage, da geht sie auf der Abendgassirunde plötzlich nicht weiter.

    Nachdem meine Freundin dabei einmal 1 Wolf gesichtet hat (im Ort!) achtet sie da sehr genau drauf und hat so'n Spray-Gel dabei.


    Dies ist ja hier der 2. Thread zu dem Thema. Der erste hatte auch ein paar hundert Seiten, wenn ich mich recht erinnere.

    Und wenn ich mich an einen meiner ersten Beiträge im alten Thread erinnere, haber ich genau so etwas ähnliches gesagt! Man wird managen MÜSSEN, ansonsten geht das irgendwann komplett nach hinten los und DANN wird eine Menge Wölfe an dieser Unentschlossenheit leiden.


    Und irgendwie ist die Situation noch immer ganz genau dieselbe.

    Wenn du das als Beleidigung verstehst, verstehst du mich miss. Sorry, aber das ist vollkommen an meiner Intention vorbei.

    Ich empfinde es bei vielen deiner Beiträge so, dass du - unabhängig von sonstigen Gegebenheiten - NUR und alleine auf das Thema Herdenschutz reagierst. Sicherlich gibt es da an vielen Stellen noch Verbesserungsmöglichkeiten - aber das ist ein Anliegen, was Sender und Empfänger (was ist die Situation dort, was ist machbar, was ist sinnvoll, was ist überhaupt tolerierbar) hat. Und wenn ich deine Anmerkungen zum dem letzten Video kritisiere, dann lediglich, weil du damit die Empfänger verlierst. Mich verlierst du damit jedenfalls. Wenn 3 Wölfe mehr oder weniger auf dem Hofgelände die Pferde auskundschaften und deine Reaktion darauf ist, "ja - also der Zaun zwischen Wiese und Paddock ist ja auch wirklich nicht wolfssicher" geht das in meinen Augen einfach über das Ziel hinaus. Dann habe ich das Gefühl, du siehst nicht mehr das Ganze.

    (Vielleicht bist du aber auch über die Realität inzwischen so "frustriert", dass du dich nur auf das Thema Herdenschutz fokussierst, ich weiß es nicht)

    Ich bin mir sicher, dass das so gar nicht deine Absicht ist. Eben WEIL ich ja mitbekomme, dass du dich da auch persönlich sehr engagierst. Du kannst aber nicht davon ausgehen, dass genau solch ein Engagement allen Weidetierhaltern möglich ist - aus verschiedensten Gründen. Das können Finanzen, Aufwand, Zeit, Machbarkeit/Realisierbarkeit oder auch einfach im Fall von Herdenschutzhunden die Tatsache sein, dass es ja durchaus Menschen gibt, die zwar Weidetiere halten, aber vielleicht Angst vor Hunden haben - speziell dann noch ab einer gewissen Größe.

    Ich verstehe unter Herdenschutzsicht einfach nach bestem Wissensstand durchgeführten Herdenschutz. Der vollkommen unabhängig davon ist, ob man die Sache mit den Wölfen doof oder gut findet. Da gehts allein um die Tiere HINTER dem Zaun. Mir als Tierhalter hilfts doch überhaupt nix, beim Herdenschutz darauf zu setzen, dass Wölfe wissen sollen, wo der baurechtliche Aussenbereich anfängt und sie sich somit aufhalten dürfen.

    Naja, aber irgendwie unterstellst du ja sofort, dass die Anlage dort unter Herdenschutzgesichtspunkten nicht sinnvoll eingezäunt ist - ohne zu wissen, wie der Außenzaun gestaltet ist. Und auch ohne wirklich zu wissen, wie da die Örtlichkeiten vor Ort sind.

    Du siehst nur die Innenzäunung und sagst, das sei nicht wirklich sicher.

    Und sorry, aber das empfinde ich als nicht maßvoll, das ist abstrakt gesehen und nicht in Relation.

    Ein Stall, der offensichtlich von 3 Seiten mit Bebauung eingefasst ist, soll im Innenbereich gesichert sei wie Fort Knox? Das ist "Herdenschutz über alles" stellen. Ich verstehe ja, dass das deine Passion ist. Das ist aber dein Ding und für die allermeisten Tierhalter ist das schlicht ein notwendiges Übel.

    Es muss doch alles umsetzbar, machbar und in Relation zum Aufwand geschehen.

    Und auch in der Relation des Vorkommnisses an sich. Wölfe, die - wie dort - auf dem Pferdeauslauf rumlaufen, sind einfach ne Nummer too much. Man kann nicht immer nur sagen: ja, da hätte der Zaun hier noch besser gekonnt, und dort noch Hunde hin - irgendwann ist auch mal der Punkt erreicht, wo man sagen muss: HIER ist jetzt "Ende-Gelände", das ist keinem Tierhalter mehr zuzumuten.

    Nicht mehr und nicht weniger.