Ich bin die Freundin mit der Dobihündin, die Lucanouk meint *ggg
Big ist, so wie Du ihn beschreibst, meiner Hündin recht ähnlich. Ich habe sie mit zwei Jahren übernommen, da war sie eine Leinenpöblerin vor dem Herrn, hat sich mit vollem Gewicht in die Leine gehängt, war nicht ansprechbar draußen, hat Leute verbellt - jeder Gassigang war ein Spießrutenlauf.
Jetzt, 3 Jahre später, habe ich einen Hund, der mich draußen (oft) hört, der aber jede kleine Unsicherheit auf meiner Seite zum Anlass nimmt, wieder die Umgebung zu checken. Der an 90% der Leute vernünftig vorbeiläuft (allerdings im Kommando), und bei den restlichen 10% noch nervös wird und auch mal einen Knurrer loslässt (DAS darf sie je nach Situation aber auch - sie hat halt nicht nach vorne zu gehen). Der meistens recht leinenführig ist, die geht aber bei viel Stress soweit flöten, dass Spannung auf der Leine ist - was ich aber auch zulasse, weil es für sie in dem Moment Stressabbau ist und sie besser das als Ventil nimmt als den "Stressoren" anzugehen. Sie kann an neutralen Hunden in Straßenbreite Entfernung vernünftig vorbeigehen (etwas "hampeln" tut sie dann), schwierig wird es bei "face to face" oder fixierenden/kläffenden Hunden. Da bellt sie schon noch, ist auch sauer (teilweise auch richtig), beruhigt sich aber immerhin in 90% der Fälle sehr schnell wieder.
Da steckt jede Menge Arbeit hinter, und ich habe mir zu Anfang oft gewünscht, ich hätte diesen Hund nicht übernommen. Sie hat mich permanent an meine Grenzen gebracht, ich habe über ein Jahr gebraucht, bis ich einen vernünftigen Trainer gefunden habe - ab da wurde es dann langsam besser. Im letzten Jahr haben wir nochmal große Fortschritte gemacht, der Umzug in eine ruhigere Gegend hat gut getan, so dass wir mittlerweile auch U- und S-Bahn fahren (vor 2 Jahren noch undenkbar). Es ist jedoch immer noch anstrengend mit ihr, ich muss permanent gedanklich "beim Hund" sein.
Josie hat definitiv zu niedrige Schilddrüsenwerte. Ich hatte sie auch auf Forthyron einstellen lassen, bis die Werte im oberen Drittel waren. Allerdings war Josie, obwohl von den Werten her keinesfalls überdosiert, zu der Zeit Dynamit auf 4 Pfoten - mit einer viel zu kurzen Zündschnur. Eine Verhaltensänderung zum Positiven gab es nicht. Deshalb habe ich das F. wieder ausgeschlichen, um zu schauen, ob die SD vielleicht durch die Tabl. einen Schubs bekommen hat und wieder selber produziert. Das Fell wurde dann schlechter als vor der Substitution, mittlerweile (3/4 Jahr ohne F.) ist es besser als vor der ersten Gabe. Mittlerweile denke ich, dass Josie schon eine UF hat - aber dass das Verhalten erlernt/vererbt ist. Demnächst lasse ich mal wieder Werte nehmen, ich denke, sie werden immer noch zu niedrig sein. Ich lasse sie dann aber nur bis in die Referenz substituieren, damit dürften die körperlichen Symptome auf jeden Fall einzudämmen zu sein - das Verhalten hat ja, wie oben geschrieben, bei Josie nichts mit der UF zu tun.
Also lass die Werte checken, erhoffe Dir aber, sollten die zu niedrig sein, keine Wunder beim Verhalten unter F.-Gabe.
Josie ist auch ein Fiepsie und Hibbel. Da helfen nur klare Ansagen, häufig merkt sie glaube ich gar nicht, dass sie gerade fiept und jault. Ich höre es auch häufig schon gar nicht mehr. Es wird besser, aber ganz lassen wird sie das nie. Es bringt auch nichts, das zu verbieten, sie wird dann nur noch lauter. Ich stupse sie dann häufig an und sage "hey" in recht freundlichem Ton, dann lässt sie es, als ob sie es dann selbst erst hören würde.. Im Zweifelsfall hilft ein strenges Platz oder ein Schluss jetzt - zumindest für 2min. in der U-Bahn *gg
Der letzte Gassigang ist bei Josie auch schon immer der Beste gewesen *gg - weil ich wusste, dass da nicht mehr so viel los ist. Du magst zwar sagen, dass sich von Deiner Stimmung nichts auf den Hund überträgt - lass Dir aus meiner Erfahrung gesagt sein: Josie kennt meine Stimmung schon, bevor ich sie selbst bemerke.......
Zur Leinenführigkeit: Bei Josie ist es wie bei Big. Leinenimpulse sind "Ansporn", Richtungswechsel und Stehenbleiben machen nervös und hibbelig. Die größten Erfolge habe ich wie folgt gemacht: ich habe Josie beigebracht, auf den Druck am Hals nachzugeben. Sie reagierte auf Halsbanddruck mit Gegendruck, also musste ich da ansetzen. Ich habe sie mit deutlicher Körpersprache aus der gespannten Leine zurückgeschickt (dafür muss die recht kurz sein), parallel dazu die lockere Leine mit einem Kommando belegt. Was bei ihr dabei ganz wichtig ist: sie kann nur nachgeben ohne gestresst zu werden, wenn sie trotzdem vorwärts kommt!!! Langsamer gehen für bessere Koordination ist okay, aber stehenbleiben verursacht bei Josie sofort Frust. Josie kooperiert, solange sie dafür vorwärts kommt. Vielleicht auch ein Ansatz für Dich.
Körperlich abdrängen bei Leinenaggro würde bei Josie nicht klappen, sondern im Gegenteil den Fokus auf den anderen Hund erhöhen. Es muss ja einen Grund geben, warum sie davon weg muss Wir sind da ja immer noch nicht auf einem immer klappenden Stand, aber es funktioniert bei ihr im Moment am besten, wenn ich a) komplett umdrehe (was natürlich nur selten machbar ist) oder b) ich genau auf meinem geplanten Weg bleibe und hauptsächlich versuche, dass Josie keine Spannung auf die Leine bringt und Josie vor der Eskalation mit "Nein" am Fixieren hindere und ihren Fokus mit unserem neutralen "weiter" Kommando wieder nach vorne richte.
Nach meiner Erfahrung hast Du eine Menge Arbeit vor Dir und ich sage Dir ganz ehrlich - ich hätte Verständnis für jeden, der sagt, dass er "so einen" Hund nicht behält. Für mich kommt jedenfalls kein Dobermann mit einem eindeutigen Vorleben mehr infrage, der unerwünschte Verhaltensweisen über zwei Jahre erfolgreich etablieren konnte. Ich war am Anfang nicht souverän genug, die Ansätze im Keim zu ersticken, und so muss ich jetzt, wo ich weiß, wie es geht, immer um meine Glaubwürdigkeit kämpfen. Mein Hund sollte Hobby sein und nicht ein zusätzlicher Stressor im eh schon häufig anstrengenden Alltag. Versteh mich nicht falsch, ich liebe meine Josie, aber mein Leben dreht sich nicht nur um meinen Hund und ich möchte mich nicht nochmal so einschränken, weil ich den Bedürfnissen meines Problemhundes gerecht werden muss, wie ich es bei Josie getan habe.