Vor unserem Wayne war ich viel in Tierheimen unterwegs und hatte die Gelegenheit, mir verschiedene Konzepte anzusehen. Richtig abgeschreckt hat mich keines, zum Glück, aber man konnte genau sehen, wie die Tendenzen sind.
Das Tierheim, wo letztlich unser Wayne her ist, war sehr locker, vielleicht zum Teil auch zu locker und zu emotional involviert, in mancherlei Hinsicht vielleicht auch ein bisschen naiv (keine Vor- oder Nachkontrollen, keine größeren Nachfragen etc.) dafür aber sehr engagiert!!! Das Engagement zeigte sich in verschiedenen Aktionen - Feste, Tierwanderungen, Flohmärkte, öffentliche Präsenz, wo es nur geht (sogar im Fernsehen ) -, v.a. aber in einer Aufgeschlossenheit und Flexibilität, die ich sonst noch nirgends so erlebt habe. Als wir das allererste Mal spontan dort waren, bekamen wir gleich mal ne private Führung über den kompletten Hof. Die Öffnungszeiten wurden nicht allzu ernst genommen, ich war mit Wayne die drei Wochen damals, noch ehe ich ihn nehmen konnte, teilweise bis zu fünf Stunden am Stück unterwegs, oder auch abends nach der Arbeit noch, wo eigentlich schon "zu" war; zurück erst nach Einbruch der Dunkelheit, ich hab ihn in seinen Zwinger gebracht und kurz Bescheid gesagt. Nachdem ich ein paar Mal dort gewesen war, nach ein paar Gesprächen, hatte man einfach das entsprechende Vertrauen in mich, ganz easy, ohne Unterschrift. Da war man einfach froh, dass jemand mitzog, dass jemand Interesse zeigte, und das spürte ich und das machte auch den Umgang gegenseitig so schön. Und als wir Wayne holten, hieß es: "Wenn was ist, ruft an, jederzeit, auch nachts!" Nachdem wir Wayne ne Weile hatten, schrieb ich nen Brief mit vielen Fotos, der wurde gleich auf die Homepage gestellt und landete auch als Artikel in der "Tierheimzeitung" .. Wir hatten dort auch längere Zeit ne monatliche Spende laufen.
Versteht ihr, was ich meine? Da ist einfach Bewegung drin, es wird auf die Leute eingegangen, und das ist meiner Meinung nach auch der richtige Umgang: Tierheim und Gassigänger, Tierheim und Interessenten - was ist das für ne Beziehung? Darüber sollten sich viele Tierheime mal klar werden. Es ist kein "Geschäftsverhältnis", kein Kundenverhältnis, sondern man will sich ja gegenseitig bereichern. Die Motivationen sind doch völlig klar, warum also nicht beidseitig aufgeschlossen, engagiert und flexibel agieren?
Andere Tierheime hab ich erlebt, die igelten sich ein wie der örtliche Schützenverein, das war so ein "Wir gegen den Rest der Welt", oder die konnten nicht über sich hinauswachsen, die hemmten sich durch ihre eigenen Regeln, da wurde die eigene Bürokratie zur Hürde.
Oder wiederum andere, bzw. fast den meisten, da fehlt es einfach an Sozialkompetenz, klar erlebt man im Tierschutz im Lauf der Zeit viel Mist, gerät auch an den ein oder anderen Idioten, der meint, mit Tierheimtieren jonglieren zu können, aber als verbitterter Misanthrop vermittelt man halt auch keine Tiere. Viele checken einfach nicht, dass auch ein Tierheim im Wettbewerb steht, und das ist auch gut so, ein Tierheim sollte attraktiv sein, wie Patrick schon schrieb, da fehlts an Kompetenz in Sachen "Öffentlichkeitsarbeit", auch wenns doof klingt; aber angefangen bei Interessenten, die nett empfangen und aufgeklärt werden, wo eine gute Mund zu Mund Propaganda für ein örtliches Tierheim doch fast schon existenziell ist, über eine entsprechende Präsenz bis hin zu einer aktualisierten Homepage, beantworteten E-Mails und einer guten Erreichbarkeit muss auch ein Tierheim für sich "werben". Da genügt der gute Wille nicht allein, da fehlt oft das Bewusstsein seitens der "Tierschützer".
Es sollte einfach attraktiver werden, einen Hund im Tierheim statt beim Vermehrer zu holen, und zwar, weil man besser empfangen, beraten und aufgeklärt wird. Weil man Rückhalt kriegt, ähnlich wie beim Züchter. Klar muss kontrolliert werden, aber doch nicht nach Schema F, sondern mit ein bisschen Menschenkenntnis. Klar sollten die Tiere nicht nach Quantität rausgehauen werden, aber man sollte den Leuten auch einfach ein bisschen entgegenkommen, die sich schonmal für den Weg ins Tierheim entschieden haben.
Was tatsächlich immer ein Problem ist: das Geld, die Ausstattung. Warum eigentlich nicht auch seitens der Kommunen ein bisschen Engagement, warum nicht die Hundesteuer nutzen? Gute Idee. Um das Stadtbild aufzuwerten - statt nem schöneren Kreisverkehr. Statt nem Straßenfest mal ein Tierheimfest subventionieren.
Vielleicht könnte man auch vermehrt Konzerne wie Fressnapf etc. davon überzeugen, mit den örtlichen Tierheimen zusammen zu arbeiten... einfach, um ein bisschen mehr ins Gespräch zu kommen, wenn nicht gar durch direkte Unterstützung seitens des Konzerns...
hmm, vielleicht fällt mir noch was ein...