Mein Wayne (5 Jahre) ist ja ein Mix aus English Cocker Spaniel und Spanischem Wasserhund, vorab: er ist aus dem Tierheim - als ich ihn holte, war er bereits kastriert und geschoren.
Ganz vorsichtig würde ich mal behaupten, dass sowohl vom Phänotyp als auch vom Wesen mehr der Cocker Spaniel durchkommt.
Den Wasserhund sieht man vor allem im Fell (das bei ihm sehr lockig ist), das eine pauschale AUssage zur Fellpflege beim Cocker für mich unmöglich macht. Ich weiß nicht, ob es mit dem Wasserhundfell, dem erstmaligen Scheren oder der Kastra zu tun hat: aber sein Fell auf dem Rücken ist fast wie Welpenfell, sehr fluffig. An den Beinen und am Kopf ist er sehr lockig. Es verfilzt sehr leicht, vor allem im Brustbereich, wo das Geschirr sitzt (unter den Achseln) und auch hinter den Ohren/an den Pfoten. Bei langem Fell müssen wir deshalb fast täglich kämmen. Wir lassen ihn aus diesen Gründen dreimal im Jahr scheren ... aber das ist wie gesagt nicht der Standard, im Normalfall wird der Cocker getrimmt.
Die "Behänge" an den Ohren halte ich kurz, da sie tatsächlich schnell mal ins Wasser oder Essen hängen, und v.a. auch die Ohren sehr schwer machen, wodurch er weniger Spiel damit hat, was ich nicht so toll finde... außerdem sind eine große Gefahr, gerade wegen der Schlappohren und der Art des Fells, die Grannen(!) im Sommer (v.a. in eher trockenen Gegenden wie bei uns). Cocker neigen oft zu Ohrenentzündungen, gerade auch wegen dem warmen Klima unter den Schlappohren (die bei unserer Wasserratte auch noch immer nass sind und nur langsam trocknen) trotzdem haben wir damit aber kaum Probleme, ich putz ihm die Ohren immer mal wieder aus, diesen Ohrenreiniger (AuriClean) vom TA haben wir auch im Haus, ist aber mittlerweile abgelaufen, weil wir ihn eigentlich nie gebraucht haben...
Das Fell an den Pfoten ist bei uns auch ein Problem im Winter, weil sich bei jedem Spaziergang durch feuchteren Schnee fast ein Dutzend faustgroße Bömmel festsetzen, was quälend ist für den Hund, weshalb ich ihm beim ersten Schnee diesen Winter auch das Fell gerade zwischen den Ballen recht kurz geschnitten hab.
Ansonsten ist er gesundheitlich recht stabil (toi toi toi) - bisher gabs nix Ernsthaftes, ein paar Grannen in Ohren oder Pfote, einmal einen Hotspot, das Schlimmste war eine Borrelioseinfektion, wodurch sein Auge einen grauen Schleier hatte, war aber dank Antibiotikum nach einem Tag wieder weg. Da er ein bisschen seltsam läuft, haben wir ihm kürzlich vorsorglich Hüfte, Knie und Wirbelsäule röntgen lassen, jedoch alles super!!
Das mit der Cockerwut halte ich persönlich für ein bisschen überbewertet (was deren Häufigkeit angeht). Gefährlich ist, dass man glaube ich dadurch, das es selbige gibt, als Laie bei der geringsten Spinnerei (jeder Hund hat seine fünf Minuten) dazu neigt, die Cockerwut zu "diagnostizieren". Und ich kann mir auch vorstellen, dass sie eine "schöne AUsrede" sein kann, sonstige Baustellen wegzureden. Im Übrigen kann diese äußerst seltene Krankheit soviel ich weiß jede andere Rasse genauso haben.
Aber jetzt zum Wesen:
Wayne ist extrem aufgeschlossen allen Leuten gegenüber, bei Hunden selektiert er schonmal - dies ist aber wohl auch auf Erfahrungen aus der Vergangenheit zurück zu führen, wo er noch nicht bei uns war.
Er ist sehr quirlig und agil und macht im Grunde jeden Quatsch mit, er ist sehr anhänglich und auf uns bezogen, er lässt sich eigentlich zu allem begeistern. Tendenziell tut er Dinge, weil wir es vormachen, es Spaß macht oder er sieht(!), dass es einen Keks dafür geben könnte, der will to please hält sich in Grenzen, er ist schon ein kleiner Sturkopf und wägt gerne erst mal selber ab. Dank Hundeschule und Konsequenz klappt das aber bei uns immer besser, ihn trotzdem gut zu führen..
Jagdtrieb ist zwar da, aber er hält sich bei uns in Grenzen, da es zum einen für ihn am schlimmsten ist, uns aus den Augen zu verlieren, zum anderen er es vorzieht, mit uns zusammen zu arbeiten (er favorisiert ganz klar Nasenarbeit, Apportierarbeit - wir machen viel Dummyarbeit, da ist er sehr eifrig bei der Sache, er liebt es einfach zu suchen!). Und er liebt das Wasser!!! Manchmal denke ich, seine Gene (Cocker UND Wasserhund) machen ihn zu einer Art Superwasserhund . Sein "Wassertrieb" ist stärker als sein Jagdtrieb, und war auch das einzige, weshalb er anfangs doch mal Fersengeld gegeben hat. Er hüpft in jeden Tümpel und das bei fast jeder Temperatur, er war auch schon Eisbaden, er taucht auch und liebt Such-und Apportspiele v.a. aus dem Wasser. Und seine Arschbomben sind mittlerweile legendär Im Sommer führen uns unsere Runden deshalb eigentlich täglich ans Wasser, das Schönste ist, wenn man am Baggersee zusammen mit ihm schwimmen kann (wo er eine Wahnsinns Kondition beweist, um die ich ihn manchmal beneide ). Was auch gut passt zur Auslastung: Agility (haben wir mal probiert, hat ihm Spaß gemacht) und natürlich Mantrailing.
Ansonsten ist er sehr sensibel, kann Menschen sehr gut lesen und weiß es seine "Ziele" zu erreichen. Seine Ziele bestehen vor allem darin, an Essbares (ein dehnbarer Begriff ) zu kommen, ja, er ist schon sehr verfressen (aber auch das kann z.T. an der Kastra liegen) und man muss schon sehr aufpassen. Jedoch hält ihn seine Agilität und seine Wasserleidenschaft einigermaßen schlank.
Er legt schon manchmal ein forderndes Verhalten an den Tag, wo man ein Meister im Ignorieren sein muss, denn wenns durch traurig gucken mit großen Augen und Kopf auflegen nicht klappt, versucht er es mit Gebrüll. Dementsprechend ist seine Frusttoleranz auch recht bescheiden - da arbeiten wir aber dran.
Auch wenn das schwer ist, erst recht bei einem Mischling, zu sagen, und ja immer auch Charakter und die Dynamik im Mensch Hund Team ne Rolle spielt, würde ich behaupten, er besitzt schon einige recht cockertypische Eigenschaften. Trotz einiger kleiner Baustellen muss ich sagen, er hat es uns als Hundeanfänger immer leicht gemacht, ich möchte keine Sekunde mit ihm missen. Für mich ist er ein richtiger "Kumpelhund" , der mich oft zum Lachen bringt, gern mit mir zusammen ist und arbeitet, und den man überall mit hin nehmen kann.