Freut mich, dass es gefällt! :^^: Und, damit ich euch nicht unnötig lange auf die Folter spanne, gibts sogar Kapitel 2 ...
Kapitel 2:
Es dauerte sowieso noch eine ganze Weile, bis Timothy sich in seine Ermittlungen stürzen konnte. Zuerst einmal musste er sich so normal wie möglich verhalten, damit sein Mensch keinen Verdacht schöpfte.
Also mäkelte er, wie immer, am Futter herum, brachte seinen Menschen damit beinahe bis zur Weißglut und fraß dann mit gottergebener Miene doch ein paar Brocken. Sein Kong wurde gefüllt und ihm - nebst einem Rinderohr und Ermahnungen, das Teil bloß nicht zu zerlegen -, zurechtgelegt. Dann sah er noch zu, wie sein Mensch einige Tassen dampfendes Irgendwas (sie nannten es ‚Kaffee’, er nannte es ‚verrückt’) in sich reinschüttete, dann bekam er seinen Abschiedskrauler und schon war sein Mensch weg.
‚Na endlich!’, gähnte Timothy, verkrümelte sich in sein Körbchen und beäugte schläfrig die ersten Sonnenstrahlen, die durch das Zimmer krochen. Während er überlegte, ob er sich jetzt erst noch eine Runde aufs Ohr hauen konnte oder ob er sich lieber gleich an die Ermittlungen machen sollte, hörte er draußen im Garten lautes Geschepper, so dass ihm der Schreck in alle Glieder fuhr.
Langsam erhob er sich und schlich durch das Wohn- zum Esszimmer, in dessen Hintertür eine Hundeklappe montiert war. ‚Damit du auch in den Garten kannst, wenn ich nicht da bin’, hatte sein Mensch damals gemeint. Aber er nutzte sie selten, seitdem er sich dort mit tyrannisierenden Katzen und pöbelnden Menschen auseinandersetzen musste. Obwohl ihm die ‚Oh, guck mal, was für ein süüüüßer Wauzi!’-Typen viel eher auf den Keks gingen. Und so verbrachte er die Stunden, in denen sein Mensch weg war, lieber in seinem kuschligen Körbchen oder auf dem verbotenen Sofa.
Aber jetzt dankte er seinem Menschen im stillen doch für dieses Türchen. Bedächtig und alle Sinne bis aufs äußerste geschärft schlich er bis zur Hintertür und wollte gerade den Kopf durch die Klappe stecken, als er von etwas umgerannt wurde. Von etwas kleinem. Quirligem. Weißem. Mit einem schwarzen Fleck auf der Nase.
„Missy!“, stöhnte Timothy, der – alle Viere von sich gestreckt – auf dem gekachelten Boden lag und nun erst einmal die Mischlingsdame von sich runterschieben musste. Dann rappelte er sich auf und kontrollierte kurz, ob noch alle Körperteile da waren, wo sie hingehörten. Waren sie. Glück gehabt!
Die kleine Hündin, die da jetzt schwanzwedelnd vor ihm saß, war Missy, eine gute Freundin von ihm, die den Menschen schräg gegenüber gehörten. Nur passte der Obermensch – ein grauhaariger, älterer Mensch, der dort mit seinen Nachkommen wohnte und das Haus hütete, während die kleinen Menschen in der Schule waren - nicht allzu gut auf sie auf, so dass sich Missy den Vormittag über meist frei bewegen konnte. Der Obermensch vertrat sowieso die Einstellung: ‚Ein Hund kann schon für sich selbst sorgen!’ Nunja, zumindest Missy empfand dies als okay. Und so war es eigentlich nicht verwunderlich, dass sie bei Timothy auftauchte.
„Hey, Timmy! Schön dich zu sehen! Wirklich schön, dich zu sehen. Du siehst gut aus. Sahst du schon immer so gut aus? Ich weiß es nicht, aber ich glaube, du siehst heute besser aus. Wirklich. Ja, ich glaube schon. Hab ich dich erschreckt? Ich wollte dich nicht erschrecken! Wirklich nicht. Aber ich dachte, nachdem mir Rexi von dieser ganzen Sache erzählt hat, komme ich lieber mal vorbei. Ja, das dachte ich. Ich hab nämlich auch ein paar Sachen gesehen. Glaube ich. Vielleicht kann ich dir ja helfen. Also, soweit ich eben helfen kann, ja? Ich hoffe, ich störe dich nicht. Oder hast du grad schon gearbeitet? Störe ich? Also, wenn ich dich nerve, dann sag es einfach, ja?“
Das alles sprudelte in einer solchen Geschwindigkeit aus der kleinen Mischlingsdame heraus, dass Timothy mit dem denken eigentlich gar nicht mehr hinterher kam. Er schüttelte kurz den Kopf, so dass seine Hängeohren schlackerten, dann sah er sie an.
„Ähm… also… hm… ja?“, brachte er heraus und kratzte sich verwirrt mit der Pfote am Ohr. „Noch mal langsam bitte, ja?“
Den letzten Satz hatte sie scheinbar überhört. Fasziniert blickte sie auf seine Ohren.
„Oh, warum kratzt du dich? Juckt es dich? Mich juckt es nicht, also kratz ich mich gar nicht. Hast du Flöhe? Haha – hast du Flöhe? Hasst du Flöhe? Das ist witzig. Ich mag Wortspiele ! Magst du Wortspiele ? Mein Mensch versteht Wortspiele leider nicht.“, meinte sie und blickte einen Moment bedauernd. Dann – von einem Moment auf den anderen – war sie wieder gut drauf, wedelte freudig mit ihrem Schwanz und lächelte ihm zu.
Timothy schüttelte perplex den Kopf. Er mochte Missy unheimlich gerne, aber so viele Worte am frühen Morgen war er gar nicht gewohnt. Missy stand vor ihm, etwas o-beinig, starrte ihn an und wedelte wie verrückt mit dem Schwanz.
„Ähm… ja…“ Timothy versuchte, seine Gedanken etwas zu ordnen – was einen Moment dauerte -, dann sickerten einige Informationen doch noch in sein Gehirn. „Du sagst, Rex hätte dir von der Sache mit seinen Nachbarn erzählt? Und du wolltest mir was erzählen?“
Missy nickte eifrig mit dem Kopf und setzte gerade zu einer Antwort an, als eine Fliege über sie hinwegbrummte. Sie starrte ihr wie hypnotisiert hinterher und war erst fähig, weiterzureden, als die Fliege sich in ein anderes Zimmer verkrümelte.
„Ja… Rex hat… es mir erzählt…“, meinte sie, noch immer etwas neben sich stehend, dann riss sie ihren Blick von der Tür los. „Ich hab ihn gestern im Park getroffen und da war er unheimlich niedergeschlagen. Und erst wollte er mir gar nicht sagen, was los ist, aber ich hab so lange gefragt, bis er es mir doch gesagt hat. Weil, ich meine, man kann doch keine Geheimnisse vor einer guten Freundin haben, nicht wahr? Ich meine, ich hätte nie Geheimnisse vor euch. Das ist wirklich… der Gedanke ist schon absurd. Ich hab euch ja damals auch erzählt, dass ich ein Ballfetischist bin. Und das war wirklich nicht leicht für mich. Aber seitdem ich in diese Selbsthilfegruppe gehe, ist es viel besser geworden. Ich denke nicht mehr so oft an Bälle, weißt du. Nur, wenn ich einen sehe. Oder wenn einer vor mir ins Gesicht springt. Oder wenn mein Mensch mir einen zuwirft. Oder wenn ich eine Wolke sehe, die rund ist. Oder wenn ich diese roten runden Dinger sehe, die von den Bäumen fallen. Aber ansonsten denke ich kaum mehr an Bälle. Toll oder?“
Timothy rollte mit den Augen, musste dann aber doch amüsiert schmunzeln. Es war wirklich nicht leicht, sich mit Missy zu unterhalten, da sie wirklich ziemlich aufgedreht war. Und leicht ablenkbar. Dann fiel Timothy siedendheiß ein, dass unter dem Esszimmertisch ein Ball lag. Ein gelber, verheißungsvoll aussehender Tennisball. Er musste Missy davon ablenken, wenn er mehr nützliche Informationen haben wollte.
„Lass uns in den Garten gehen, ja? Da ist es sowieso viel schöner und … hm… wir können die schöne Aussicht genießen.“
Er hatte kaum ausgesprochen, da flitzte sie schon durch die Klappe und er hörte sie die wenigen Treppen hinunterpurzeln. Er seufzte langgezogen. Wenn all seine Zeugen so schwierig waren, dann konnte er wohl doch eine Tasse des widerlichen Gebräus seines Menschen brauchen.
*To be continued*