Moin zusammen,
ich will nicht sagen, dass hier bei uns im Moment die Luft brennt, aber weit davon entfernt sind wir leider auch nicht.
Mein Beaglerüde (3 Jahre) glänzt durch: extrem unsicheres Verhalten, viele Ängste, Probleme mit den Augen (nachts sieht er kaum etwas), der Unfähigkeit, Reize zu filtern und zu verarbeiten und diversen anderen Gimmicks wie "schnappen aus dem Schlaf heraus" und Bobbing Head Syndrom.
Wir Menschen tun alles, um das Leben mit ihm so stressfrei und risikolos wie möglich zu gestalten. Egal ob die grosse Mahlzeit des Tages, Kausachen oder Leckerchen - er wird immer separiert, zu gross ist das Risiko, dass er anfängt zu verteidigen - was bei ihm direkt beissen heisst - und dann kein Ende mehr findet.
Auch Spielzeug gibt es wenn, dann nur draussen im freien Feld.
Ansonsten bemühen wir uns um gleiche Tagesabläufe, Ruhe und Sicherheit, gleichzeitig halten wir für ihn die Reize so gering wie möglich. Damit ist auch schon vieles besser geworden und er ist eigentlich ziemlich gut handelbar, oftmals kommen Reaktionen - wie jetzt ein paar Tage Unsauberkeit nach einem Umzug - für uns erwartet und wir treffen bereits entsprechende Vorkehrungen.
Dennoch: Er tickt manchmal aus. In für uns nicht vorhersehbaren und teilweise auch nicht nachvollziehbaren Situationen fängt er an zu schnappen bzw. beissen. Mit vollem Getöse und leider neigt er dann auch noch dazu, dabei sehr schnell nicht mehr ansprechbar zu sein.
Bisher ging es immer glimpflich ab... oftmals viel Getöse um nichts, mal getackerte Ohren, mal etwas Blut am Bein oder Boppes und einmal hatte ich eben vier Zahnabdrücke im Oberschenkkel. Aber durch unser Managment ist es wirklich eher selten.
Die beiden Hündinnen gehen mit unserem Pflegefall relativ normal um. Die Lütte (5 Monate) hat ein Gedächtnis von 11 bis Mittag und vermutet nichts böses. Sie hat bisher drei solcher Ausraster mitbekommen, war danach zwar einigermassen geschockt, hat leicht gezittert - aber am nächsten Tag ist die Welt wieder in Ordnung.
Unsere grosse Hündin nimmt ihn halt, wie er ist. Sie ist relativ souverän und hat einfach abgespeichert dass er "nicht ganz sauber tickt" - im Angriffsfall wehrt sie sich zwar sehr deutlich, zeigt aber schon wenige Minuten später, dass sie ihm nicht mehr böse ist, oder ihm gar misstraut.
Problematisch ist nur unser 2. Rüde. Er ist jetzt 1,5 Jahre alt, war als Welpe/Junghund 3 Monate im Tierheim in Gruppenhaltung und dort eindeutig "Opfer", kam mit 12 sichtbaren Bissverletzungen bei mir an.
Er zeigt hier ein Top-Sozialverhalten, auch im Umgang mit Rudelfremden Hunden. Er sucht definitiv keinen Streit, sondern er geht.
Nachdem ihm der Beagle nun das erste Mal aus dem Schlaf heraus attackiert hat, durfte er nicht mehr neben ihm schlafen. Das Labbitier brummt dann (mit geschlossenem Maul) leise, lauter, sehr laut - und räumt dann aber selbst den Platz. Selbiges auch, wenn es um Ressourcen wie Futter oder Beute geht.
Das sind übrigens alles Situationen, wo unser Beagle zum Labbi hingeht, sofern wir es eben nicht verhindern. Unser Labbi selbst tut alles, um eben erst gar nicht in eine brenzlige Situation zu kommen.
Gestern ging es nun hoch her. Gegen Abend ging aus für mich unerklärlichen Gründen - der Beagle auf den Labbi los. Ich hatte grade ein Glas Wasser in der Hand und konnte so unseren Beagle schnell abkühlen. Wir haben dann gehandelt wie immer, also Hunde trennen, Beagle runterkommen lassen. Beide untersucht, beide waren ohne sichtbaren Wunden, Glück im Unglück.
Nach einer guten Stunde haben wir ihnen wieder die Möglichkeit gegeben, zusammen zu kommen - keine Engstelle, viele Fluchtmöglichkeiten, entspannte Stimmung, das übliche eben. Und unser Beagle ist aus dem Nichts heraus über die Hündin drüber gesprungen um wieder auf den Labbi loszugehen. Da mein Mann und ich zusammen dabei waren, haben wir nicht lange gefackelt (ich weiss, man soll nicht, aber... ) jeder einen Hund genommen und auseinander gepflückt.
So ein Doppelangriff war auch für uns neu. Da wir selbst erstmal durchschnaufen mussten und uns diesmal auch um den Labbi und die anderen Hunde kümmern mussten, kam der Beagle in die Box. Nicht weil wir gemein sein wollten und ihn bestrafen wollten - sondern damit wir alle in Ruhe runterkommen konnten.
Hat soweit auch funktioniert. Gut eine Stunde später waren wir soweit alle wieder entspannt, der Beagle durfte raus aus seiner Box, hat Geschirr und Leine anbekommen und wir haben sogar nochmal draussen eine Runde gedreht, völlig entspannt.
Über Nacht hatten wir den Beagle bei uns, die anderen Hunde waren draussen - einfach damit jeder beruhigt schlafen konnte.
Der Ärger kam dann erst heute. Der Labrador hat seine Schlüsse gezogen und brummt nun, sobald ihm der Beagle im Haus näher als 3m kommt. Wenn man bedenkt, dass die vier eigentlich meist um mich rumwuseln und grade der Beagle mit einer Änderung a la: "Du bleibst jetzt genau da und lässt mich mit dem Labbi alleine" sehr schwer zu kämpfen hätte, ist guter Rat teuer.
Aus der Erfahrung weiss ich eben, dass es sich weder beim schlafen, noch bei Futter und Beute von Seiten des Labbis aus nochmal entspannt hat. Er hat abgespeichert "Beagle war da einmal blöd, der wird immer wieder blöd sein"
Wenn er sich nun aber im Haus komplett zurück zieht, ist das natürlich nicht im Sinne des Erfinders - ist ja auch für ihn keine schöne Situation... und jetzt im ersten Moment bin ich wirklich ratlos, wie ich damit umgehen soll...
der Beagle letztlich "unkontrollierbar", wenn auch zu 90% durch Präventivmassnahmen irgendwie zu lenken,
der Labbi, der konsequent aus gefährlichen Situationen geht und auch keine 2. Chance einräumt.
Für mich grade irgendwie doof... und Tipps wie "Fütter die beiden einander schön" geht eben einfach nciht, wenn einer Futterneidisch ist....
Bin für jeden Rat dankbar!