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Ich meine mal ehrlich - einfacher geht es nicht. Da geh mal eben nach Spanien/Griechenland/wo auch immer, fange ein paar Straßenhunde ein oder noch besser, lass gleich ein paar niedliche Mischlinge in irgendeinem Dorf im Hinterland produzieren, schreibe auf meine Homepage eine höchstdramatische Geschichte, wie der Straßenhund/die Welpen grade noch so aus der Tötungsstation gerettet wurden und verlange dann 350 € Schutzgebühr. Konsequenterweise suche ich mir noch Flugpaten. Ich spare die Transportkosten und es gibt gleich wieder locker zwei Menschen, die sich supi fühlen, weil sie einem Tier geholfen haben - der neue Hundehalter und der Flugpate.
Gut.... gab da so einen lustigen Spruch von Dieter Nuhr: Wenn man keine Ahnung hat....
Und du hast wirklich KEINE AHNUNG.
Ein Flugpate ist niemand, der deinen Hund kostenlos fliegen lässt. Eine Fluggesellschaft kann nur dann ein Tier einchecken, wenn es auf einen Passagier gebucht wird. Dieser Passagier liefert am Checkin den Hund ab und holt ihn dann am Zielflughafen vom Sperrgepäckschalter bzw. Zoll ab und bringt ihn nach draussen, in die Ankunftshalle.
Das Ticket für den Hund bezahlt übrigens die Orga. Bei AirBerlin sind das aktuell 125€ für jeden Hund, der samt Boc über 6kg wiegt. Und auch für AirBerlin ist das kein Massengeschäft, da sie nur drei Boxenplätze je Flug haben.
So, bevor Du also nun dein Geschäftsmodell in die Tat umsetzt, kalkuliere doch einfach mal durch:
Befreiung von Ungeziefer: 6€
Entwurmung: 8€
Impfung:45€
Ungezieferprophylaxe: 10€
Chippen+EU-Ausweis: 38€
Kastration: 75€
Test auf Krankheiten: 50€
Transport: 125€
Total: 357€
Da ich in Spanien lebe, habe ich dort oben einfach mal die mir bekannten Werte eingetragen. Sicherlich mag das für eine Orga an manchen Punkten nochmal kostengünstiger sein, aber dafür rechnet auch eine Orga, was ich bei einem oder zwei Tieren garantiert nicht tue: Futter zum Beispiel. Die Kosten zum waschen von Decken, Näpfen etc. Das hygienische reinigen der Zwingeranlagen bzw. Ausläufe. Die Kosten für Unterhalt einer Homepage, Telefonkosten etc. Die Boxen für den Flug und die Rückläuferkosten, wenn die Box wieder ins Land muss.
Und wir gehen natürlich davon aus, dass die Tierchen bis auf ein bissel Ungeziefer absolut gesund sind und keine weiteren TA-Kosten verursachen.
Unsere Nachbargemeinde hat übrigens grade eine Ausschreibung laufen, für das hiesige Tierheim: Du bekommst pauschal pro Jahr 100.000€ und dein TH bietet Platz für 200 Hunde und 100 Katzen. Was du mit dem Geld und den Tieren anstellst, ist dir überlassen - zusammen mit deiner tollen Geschäftsidee von oben könntest du dann natürlich gleich doppelt kassieren und die schwervermittelbaren auch noch direkt euthanisieren lassen. Geilo, oder?
Sorry, aber diese "Von nix eine Ahnung, aber zu allem eine Meinung"-Mentalität nervt etwas.
Meine persönliche Meinung:
Ich sehe absolut nicht, dass es deutsche Tierheime leichter haben oder dass es gar dem Hund im deutschen Tierheim besser gehen würde und man deshalb beruhigt im Ausland schauen kann. Aber: vor gar nicht allzu langer Zeit gab es hier einen Thread: "Eure Erfahrungen mit deutschen Tierheimen"... was da drin stand war teilweise haaresträubend. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus weiss ich, dass es immer wieder Tierheime gibt, die fast nur aus Langzeitinsassen bestehen. Wer also einen Hund aus der Kombi "verhaltensauffällig, alt, gross, krank" sucht, ist doch sicher bestens aufgehoben.
Mir persönlich ist es lieber, im Stadtpark wird sich gegenseitig gefeiert, weil man seine Hunde aus der Tötung geholt hat, anstatt dass weiterhin die Hunde bei Bauer Hubert für nen Fuffi geholt werden. Denn die Hunde von Bauer Hubert waren nun in aller Regel auch nicht grade ein Ausbund an Gehorsam und Alltagstauglichkeit.
Ich bin jung und mobil - ob nun Deutschland, Grossbritannien, Spanien, Polen, Schweden - für mich ist dank EU alles ein Platz zum Leben - und ich unterscheide auch bei den Tieren nicht, aus welchem Land sie kommen.
Den einzigen Apell den ICH habe, wann immer man nun einen Hund aus dem Tierschutz holt: Dass man einfach noch das ein oder andere Scheinchen auf die Schutzgebühr drauf legt. Die Schutzgebühren sind dermassen knapp kalkuliert, dass die Vereine, Organisationen oder Tierheime weiterhin auf Spenden angewiesen sind - und ich denke sie sind nur deshalb so knapp kalkuliert, weil es eben den miesen Vermehrer gibt, Bauer Hubert oder Lieschen Müller mit der "Och nur einmal Welpen haben"-Einstellung.
:ironie3: Vielleicht sollte jeder, der sich weigert, über die Grenzen von Deutschland hinaus zu denken, das auch tun, wenn er das nächste Mal die holländische Tomate, die spanische Erdbeere, die ägyptische Kartoffel oder das britische Rindfleisch kauft. Es gibt doch so viele tolle, deutsche Kohlsorten und die deutschen Bauern wollen auch von irgendwas leben.