Ich habe zwei Beagles und ich verstehe völlig, wenn dich Gassigänge mit einem unerzogenen Beagle nerven
Grundsätzlich:
ich würde mir "neue" Kommandos einfallen lassen, einfach um den Beagle von grundauf neu zu polen... wenn er "nein" nur laut geschrien und in zigfacher Wiederholung kennt, ist es einfacher mit einem anderen Wort neu zu starten... "schluss" "pfui" "tabu" "Sauerkraut" - such dir irgendetwas aus. Ich bleibe bei meinen Erklärungen jetzt einfach mal bei den bekannten Begriffen - aber Worte sind eigentlich schall und rauch.
NEIN:
Setz dich auf den Boden, nimm ein Leckerchen in die Hand... will Beagle (hat der Kleine auch nen Namen? ) dran, geht die Hand zu und ein "Nein" bzw. das neue Wort folgt. Nu kann der junge Mann kratzen, bellen, sich auf den Kopf stellen, die Hand bleibt zu. Erst wenn er von der Hand ablässt, geht die Hand auf und er bekommt ein Bestätigungskommando, wie z.B. "gut" "okay" "nimms" und darf das Leckerchen haben. Das lässt sich verschiedentlich ausbauen... irgendwann bist du dann soweit, dass du ein Leckerchen mit "nein" belegen kannst, und es auf den Boden wirfst oder ihm auf die Pfote legst und er wird nicht dran gehen... aber arbeite in ganz kleinen Schritten, denn mit jedem mal, wo er sich ein Leckerchen einfach so nimmt, verfehlt das NEIN seine Wirkung und schwächt sich somit ab. Gleichzeitig kannst du damit auch den Blickkontakt üben... meine Hunde dürfen erst dann an das Leckerchen, wenn sie mich angeschaut, also "gefragt" haben.
Bring deinem Beagle bei, sich zu zügeln:
das ist eine Übung, die du immer und jederzeit machen kannst... es geht nicht durch die Tür, bevor der Herr nicht ruhig da sitzt, es gibt kein Essen, bevor du es ihm erlaubst, er darf nicht munter auf der Couch rumturnen, nicht aus dem Auto springen, nicht wie ein gestörter zum Hoftor rasen - die Liste ist beliebig fortsetzbar. Wenn er das Kommando sitz kennt, gib es ihm. Wenn er es nur flüchtig gehört hat, dann bring es ihm an jeder dieser Stellen weiter bei. Bleiben wir bei der Tür, bspw. wenn es raus zum gassi gehen soll: Beagle rennt wie ein Gestörter an die Tür: Sitz wird ignoriert, Tür bleibt zu. Kommando erneut gegeben, wieder ignoriert: Tür bleibt zu... je nach Gemüt kann es sinnig sein, den Beagle kurz von der Tür weg, zu sich zu locken und ihm dann wieder sanft das Kommando sitz zu geben... irgendwann sitzt er dann: Tür geht laaangsam auf - Beagle steht ungefragt auf: Tür wieder zu, Kommando sitz wird erneut gegeben, Spielchen von vorne....
Sinn dieser Übung... 1. Er lernt Ruhe und Besonnenheit, du lernst konsequent zu sein, ruhig zu bleiben und ihr beide lernt, aufeinander zu achten.
Spiel mit Deinem Beagletier :)
Was kennt dein Beaglechen an Auslastung? Nasenspiele? Rennspiele? Zergeln? Reizangel?
Fang an auszuprobieren, was ihm Spass macht... generell sollte Nasenarbeit das grösste für ihn sein, aber auch hier gilt: jeder Jeck ist anders, also probiert euch auch in anderen Dingen aus... Das alles muss nicht viel Geld kosten und kann euch beiden riesigen Spass machen... fang mit kleinen Dingen an... nimm eine Klopapierrolle, falte ein Ende zu, tu ein paar Bröckchen Trockenfutter rein und falte auch das obere Ende zu... und dann schüttel die Rolle, mach dich und die Rolle interessant und rück sie irgendwann raus... er wird die Rolle mit Begeisterung fetzen und sein Futter essen.... versteck Futter... im Haus, im Garten... am Anfang noch einfach, wenn er nicht gelernt hat, seine Nase zielgerichtet einzusetzen, später dann dreidimensional und immer wieder abwechselnd... mach deinen Hund zum Hütchenspieler, in dem du Futter unter Joghurtbechern versteckst und er muss den richtigen Becher anstupsen, anzeigen whatever.
Oder bastel dir eine Reizangel, bestehend aus Stock, Seil und dem "Dummy" was notfalls auch ein altes Schlampermäppchen sein kann... füll Futter rein, lock Beagle damit an und dann lass ihn hetzen, jagen etc.
Sinn des Ganzen: Ihr bekommt eine Bindung zueinander, du wirst irgendwann merken, das Beagle kongeniale Tiere sind mit denen man tierischen Spass haben kann und er wird das selbe über Dich denken :) Ausserdem sorgt eine gewisse geistige Auslastung bei jedem Hund für Entspannung... wenn das Gassigang sein einziges Highlight ist, musst du dich nicht wundern, wenn er da Amok läuft :)
Wichtig bei all dem: Beginn in seiner gewohnten Umgebung, dort wo ihn nichts ablenkt... damit direkt draussen zu starten bringt mMn nichts, weil er dort bessseres zu tun hat... aber du wirst sehen, je mehr ihr euch drinnen beschäftigt, desto entspannter wird es auch draussen... wenn drinnen vieles gut bis sehr gut funktioniert, fang draussen dann wieder ganz klein an, nimm dir bspw. Fleischwurst mit und beobachte ihn, wenn er einigermassen entspannt ist, dann geh auf die Knie, mach dich klein, lock ihn zu dir und leg ein Stückchen Wurst neben Dich ins Gras... zeig mit dem Finger drauf, gib das bis dahin bekannte Kommando "Such" und freu dich mit ihm, wenn er die Wurst gefunden hat. Legt gemeinsame Sprints ein, bring einfach Dynamik in eure Spaziergänge... später kannst du bspw. mit deinem gefüllten Mäppchen bewaffnen und das einfach fallen lassen und dann gemeinsam mit ihm zurück gehen und suchen... oder es klassisch apportieren lassen - da gibt es jede Menge :)
Zeitgleich solltest du nun mit dir selbst konsequent sein und grade beim Gassigang die verbale Kommunikation auf ein minimum beschränken, nämlich auf die Dinge, die dir wichtig sind - das ist effektiver als jedes Hundeschultraining - bei uns sind das folgende Dinge:
"Raus da", wenn ich möchte, dass meine Hunde von irgendwo weg kommen
"Hier lang" bei einem Richtungswechsel
"Aussen", wenn wir ein Hindernis haben, dann sollen sie sich in meine Richtung orientieren, sonst hängen wir ganz schnell beide an der Laterne
"Komm" auf jetzt, weiter gehts, wir laufen nun, bspw. wenn ich mich unterhalten habe, oder sie irgendwo mMn lang genug geschnüffelt haben
"Langsam" du solltest nun langsamer werden denn gleich...
"STOP" ist das Ende der Leine erreicht und du verpasst dir selbst einen Ruck
Auf jeden Fall darf dein Beaglechen nicht von der Leine und wenn du ihm Freiraum gönnen möchtest, dann mit 5,10, oder 15m langer Schleppleine.
Das ganze Feintuning, wie die endgültige Leinenführigkeit, kannst du dann so "nebenbei" machen - meine Erfahrung ist: Wenn die Bindung stimmt, ist der Rest ein Kinderspiel und ob es dann überhaupt noch nötig ist, muss jeder selbst entscheiden. Mein Mädchen, was ich soweit als "gut erzogen" bezeichnen würde, kann kein Fuss, braucht sie aber auch nicht... sie weiss wann das Ende der Leine erreicht ist, sie weiss, ich lasse mich nicht ziehen und wenn es eng wird, (Hindernisse, viele Leute) dann rückt sie automatisch nahe an mich heran.
Auch den Rückruf würde ich erstmal hinten anstellen... wenn dein Beaglechen erstmal weiss, dass du interessant bist und jedes "Hier" mit super viel Tobespass, Essenssuche etc. belegt ist, dann geht das Kommen von vornerein einfacher. Der Freilauf-Rückruf ist dann quasi die Kür, über die ihr nachdenken könnt, wenn der Rest klappt, die Bindung stimmt und ihr miteinander glücklich seid!