Hier verlangt doch nicht ernsthaft jemand, dass eine Orga Trainerstunden zahlt, oder?
You get, what you pay for!
Und im Fall eines Tierschutzhundes waren das zwischen 150-300€. Und es ist mal völlig egal, ob wir nun eine Auslandsorga oder eine private deutsche Orga oder ein deutsches Tierheim hernehmen... alle haben das selbe Geld zum wirtschaften. In Deutschland ist der Unterhalt von Tieren teurer, genau wie Tierarzttermine - im Ausland werden dafür noch die höheren Transportkosten fällig oder man steckt Geld in die Aufklärung vor Ort.
Aber versucht doch bitte mal den mathematischen Teil eures Gehirns einzuschalten: Vollständige Impfung, Entwurmung, Befreiung von Ungeziefer und Prophylaxe, Chip, EU-Heimtierausweis, Kastration. Das sind so die Standard-Tierarzt-Kosten. Fallen nicht bei jedem Hund an, aber bei den Meisten.
Dann müssen von einer Orga (wieder egal ob In- oder Ausland) die Verpflegung aller Hunde bezahlt werden, im ordentlichen Tierheim werden oft noch Lohnkosten für Tierpfleger fällig - dafür bekommen sie aber auch Geld von den Gemeinden.
Und dann gibt es in jeder Orga die Sorgenfelle: Die, die eine Krebs-OP brauchen. Die, die verhaltensauffällig sind. Die, die alt und gebrechlich sind. Die, die sich im wilden Spiel mal nebenbei das Bein brechen. Und alle haben das selbe Budget zur Verfügung.
Wenn sleipnir behauptet, ärmliche Haufrauen dürften so eine Orga nicht gründen, dann sähe es wirklich mau aus, denn in aller Regel ist das Phänomen "Geld UND Zeit zuviel" doch einem eher kleinen Prozentsatz vorbehalten.
Gut, bleiben wir bei den Orgas. Was können sie also tun? Manche haben das Glück und haben sich mit einem firmen Trainer angefreundet, der gerne auch mal was nebenbei macht, einfach weil ihm die Tiere am Herz liegen. Wirkliche Trainerstunden für 30€ oder mehr kann sich wohl keine Orga dauerhaft leisten.
Ich denke, Transparenz ist ein wichtiger Punkt. Enger Kontakt zwischen Pflegestelle und Endstelle, zwischen Tierheim und Übernehmer. Ein Forum? Treffen? Das lohnt wohl auch erst ab einem gewissen Umsatz von Tieren. Aus dem deutschen hochoffiziellen Tierheim, wo ich einen meiner Hunde herhabe, sind jetzt fast 3 Jahre nach Vermittlung 80% aller Vermittlungstiere noch identisch mit denen von vor 3 Jahren.
Dann ist die Frage, welche Ansprüche stelle ich an einen Hund. Ich als Übernehmer. Wieviel Hundeerfahrung bringe ich mit? Ich habe mit Beagles meine Hundekarriere begonnen. Hab nun ein junges Settermädchen im Teenageralter - für mich ist die Lütte ein Spaziergang. Aber ich hab das Managment eines Mehrhundehalters und habe an der Sturheit des Beagles gelernt.
Aber ich habe nur Jagdhunde. Ich habe teilweise sehr enge Regeln, teilweise auch sehr lasche... ob ein Herdenschutzhund mir auch so "leicht" von der Hand ginge wie das Settermädchen? Kann ich mich denn dann aufregen, über die blöde Orga, die mir -einem ach so erfahrenen Hundehalter!- einen "leichtführigen" HSH gegeben hat, mit dem ich dann nicht klar komme? Oder liegt das nicht eher daran, dass ich Depp versucht habe, meinen erwachsenen HSH wie einen jungen Jagdhund zu erziehen?
Anderes Beispiel: Eine extreme Angsthündin wurde als solche in eine ruhige Familie vermittelt. In Abstimmung mit der Orga wurde viel unternommen. Tellington Touch, Trainerstunden, Homöopathie - fast 2 Jahre lang und es wurde nicht besser. Man hat die Hündin dann als ultima ratio umgesetzt - in einen jungen, aktiven Haushalt mit 2 anderen, lebhaften Hunden. Die 2. Nacht hat sie bereits im Bett geschlafen, am 4. Tag entspannt auf der Couch gekuschelt, nach 1 Monat war sie kaum wiederzuerkennen.
Der Hündin hat das Rudel Sicherheit gegeben. Der Trubel hat ihr aus ihrer Isolation verholfen. Stellt euch den Weg andersrum vor: die Hündin wäre in dem 2. Haushalt zur Pflege gewesen, hätte sich da unauffällig gezeigt und kommt dann in den Einfamilienhaushalt wo sie sich absolut zurückzieht. Fehler der Orga? Absicht? Gemeinheit? Wohl kaum.
Wichtig: Ich möchte hier keine Betrüger schützen! Wenn ein seit Jahren kranker Hund sich "vertreten" haben soll, ist das genauso zum kotzen, wie der Beagle-Mix, der seit 1 Jahr auf einer Pflegestelle sitzt und garantiert NICHT jagt, anfängertauglich ist udn natürlich frei am Pferd mitlaufen kann... dreimal darf man raten, was der Beagle im neuen Zuhause als erstes gemacht hat...
Aber genauso wie es gilt, schwarze Schafe im Tierschutz zu finden und anzuprangern, muss man auch hergehen und ein wenig die Realität im Auge behalten. Meine erste Hündin ist vom VDH, top Zucht, fantastische Aufzucht... aus dem Nichts hat sie nach 2 Jahren plötzlich angefangen andere Hunde zu beissen. Hat sie 2x getan, danach hatte ich einen Trainer bei der Hand, aber Madame hatte sich entschieden, von alleine damit aufzuhören. Schade, dass sie nicht aus dem Tierschutz war, sonst hätte ich einen "Grund" für ihr Verhalten gehabt und hätte auch gleich die Orga ankacken können. Mir als redlichem Käufer eines VDH-Hundes ist nur die Erklärung "ist halt ein Lebewesen" übrig geblieben.
Ich will gar nicht abstreiten, dass es in jedem Tierschutzverein auch Sorgenfelle gibt. Extrem ängstliche oder territoriale Hunde. Die Montags-Hunde, die immer krank sind oder diejenigen, die aus Unsicherheit nach vorne gehen. Aber insgesamt sind das vielleicht 1 von 10 Hunden. Vielleicht.
Bei all den anderen Hunden würde ich sagen, dass die Hunde völlig normal sind. Natürlich mit Macke. Aber sorry: Auch bei den besten Aufzuchten kriegt der Hund irgendwann seine Macke - oder hat sie schon genetisch mitbekommen.
Ich bin für ehrliche Tierschutzarbeit - aber dann muss auch anerkannt werden, dass ein Hund ein Lebewesen ist, was auch immer abhängig von der Umwelt, der Tagesform, den Reizen und den Hormonen reagiert.