Ich möchte jetzt auch nochmal eine Lanze für die Beagles brechen
Ich habe zwei, die Hündin vom VDH angeschlossenen Zuchtverband BCD, der Rüde aus dem Tierschutz. Ich finde, es sind tolle Hunde, ich möchte nie wieder ohne Beagle sein - aber es sind auch nicht "jedermann"-Hunde.
Meine Grosse ist nun 3 Jahre alt, läuft frei, orientiert sich an mir, hat einen händelbaren "Jagdtrieb" (wohl eher Spuren-les-Trieb), macht für ihr Leben gerne Nasenarbeit, lässt mich draussen nicht aus den Augen, hat eine riesen Freude am Agility und ist ein Kuschelmonster.
Gut, dass das eine riesige Arbeit war, möchte ich nicht abstreiten, aber es hat oft Spass gemacht und sich wirklich gelohnt.
Mein Lütter... er ist unsicher, er hat schnell viel Stress und er ist verrückt nach allem, was nach Hündin riecht. ABER: ich denke, das ist alles nicht Beagle-typisch, sondern zum einen ein "Gimmick" seiner Vorgeschichte und das Interesse an Hündinnen seinem Alter und Geschlecht zu verdanken.
Aber auch er macht wahnsinnig gerne Agility, ist super gerne in Bewegung, für konzentriertes Arbeit mit der Nase fehlt ihm draussen noch die Ruhe, dafür arbeitet er gerne an der Reizangel.
Beagletypisch für ihn ist halt, dass er mit seinem Alter (1 3/4 Jahre) draussen noch nicht frei läuft, mich konsequent ignorieren kann und macht, worauf er Bock hat. War bei meiner Grossen in dem Alter noch nicht anders. Sie sind halt relativ lange "infantil" und "pupertär", aber eines Morgens, wenn du schon nciht mehr dran geglaubt hast, wirst dein Hund wach und ist plötzlich vernünftig. Solange heisst es halt "durchhhalten" und den Humor nicht verlieren.
Noch kurz was zu den Vorurteilen:
Meine Grosse klaut nicht vom Tisch, selbst wenn wir mal im Bett frühstücken, und sie direkt vor mir sitzt, pennt sie eher nach 5min, als dass sie den Versuch des Diebstahls unternehmen würde. Auch draussen sind Unrat und bspw. halbe Döner KEIN Problem.
Der Lütte klaut, wenn man ihn lässt, lässt sich aber dabei kontrollieren.
Beide können gut entspannen und kommen auch mal mit einem Tag ohne grossartig Programm zurecht, ohne mir die Bude auseinander zu nehmen.
Beide fahren für ihr Leben gerne Auto, stundenlang, ohne unruhig zu werden.
Beide haben einen Dickschädel, der seinesgleichen sucht und beide können aktiv entscheiden, ob es sich grade lohnt, einen Befehl zu befolgen und dann ist eben die List von Frauchen gefragt
Beispiel: In der Stadt, in Menschenmengen, wenn uns wer entgegen kommt, läuft die Grosse eng bei mir, umschifft Hindernisse wie Laternenpfahle auf Ansage zuverlässig - aber auf einer freien Wiese einfach "mal so" Fuss laufen? Kurz und Knapp: Nö. Es sei denn, du bist bereit dich völligst zum Affen zu machen mit uiuiui-eitititei-schau-mal-wer-da-ist-feiiiiiiiiiiiin und der nötigen liebevollen Konsequenz - der Hund muss dich halt spannender finden, als seine Umwelt. Und es muss sich für ihn lohnen, mit dir zu arbeiten. Damit meine ich KEINE Leckerchen. Aber es lohnt sich, am Laternenpfahl auf mein "Aussen" zu hören, weil es ansonsten gleich ruckt an der Leine, weil der Pfahl im Weg ist. Agility "lohnt" sich für meine Grosse sogar so sehr, dass allein die Gier aufs nächste Hindernis dafür sorgt, dass sie Leckerchen schon mal ausspuckt. Es lohnt sich "Sitz" zu machen, wenn man danach zu fremden Hunden darf etc. pp.
Ich kenne zig Beagles die reine Familienhunde sind - viele können frei laufen und ganz viele scheinen mir auch glücklich dabei zu sein, nur ein Sofahund zu sein.
Aber, der Mensch muss sich hier halt auf den Hund einstellen, nicht umgekehrt. Wenn der Beagle nicht joggen mag, dann geht er auch nicht joggen - und wenn er kein Agility mag, wird er dir das auch deutlich zeigen. Aber wenn er etwas mag, dann ist er mit Feuereifer dabei, dann nenne ich meine Grosse auch schon mal liebevoll "Border-Beagle"