Ich glaube, hier liegt ein grundsätzliches Problem bei der Trainersuche vor: Ihr sucht jmd. der euch hilft, den Hund "auszubilden". Was ihr aber braucht ist jemand, der es euch erstmal ermöglicht miteinander zu kommunizieren. Mit Sitz, Platz, Aus, Fuss ist ein Hund vielleicht ausgebildet, kann aber deshalb noch lange nix - und schon gar nicht gut in seiner Welt zurecht kommen.
Ich denke, wer schon mal einen ängstlichen oder gar angstaggressiven Hund hatte, wird dir bestätigen, dass Sitz, Platz, Fuss da an allerletzter Stelle steht. Es fängt damit an, dass ihr lernt, einander zu vertrauen, einander kennen zu lernen.
Der Hund hat Angst um sein Futter? Dann lehrt ihm, keine Angst mehr haben zu müssen. Erstmal muss er dazu in Ruhe fressen können und später (!) kann man anfangen zu tauschen, etwas nicht so leckereres, gegen ein echtes kulinarisches Highlight zum Beispiel.
Wie habt ihr euren Hund bisher Gassi geführt? Am Halsband? Dann steigt um auf ein Geschirr, macht eine leichte Schleppleine dran (5 oder 7,5m), sucht euch eine ruhige Ecke und fangt an, das mit dem Spazieren gehen völlig neu zu erlernen, beide. Auch wenn es am Anfang blöd klingt, aber lasst ihn doch erstmal machen, lauft ihm hinterher, so dass die Leine nicht auf Spannung geht.
Und parallel dazu müsst ihr anfangen herauszufinden, was eurem Hund Spass macht. Spielt er gerne mit dem Ball? Kann er sich für einen Futterdummy begeistern? Sucht er gerne? Bietet ihm alles an und schaut, wofür er sich begeistern kann. Gibt es einen Ort bei euch zuhause (der Garten z.B.) wo er sich einigermassen wohl fühlt und wenig bis gar keine schlechte Erfahrungen gemacht hat? Dann startet dort damit und baut das Ganze so auf, dass Konfliktsituationen erst gar nicht entstehen können. Um beim Bällchenspiel zu bleiben: Steckt euch von vornerein 2-3 Bälle ein. Wenn er einen bringt, nicht energisch das "Aus" fordern, sondern schon mit dem zweiten Ball winken, ihn animieren und den werfen und den ersten erst aufsammeln, wenn er schon dem zweiten hinterher geht.
Zeigt ihm, dass ihr tolle Menschen seid, mit denen es sich lohnt, etwas zusammen zu machen. Denn dann entsteht das, was man "Bindung" nennt. Eine Bindung, die auf positiven Erfahrungen beruht, die der Hund mit euch gemeinsam erlebt.
Sucht und futtert er gerne? Dann fangt doch an, ihm das Futter spielerisch zu geben. Anfangs müssen ja nur ein paar Bröckchen auf dem Boden, in seinem Bett liegen, man kann ihm auch eine kleine Leckerchen Strasse legen - nur ihr selbst solltet euch dabei erstmal im Hintergrund halten, nicht dass er meint, er müsste die Bröckchen auf dem Boden auch verteidigen. Erst wenn er gelernt hat, dass er das alles in Ruhe fressen darf, könnt ihr dazu übergehen, sichtbar vor dem Hund ein Leckerchen aus eurer Hand fallen zu lassen, geht einen Schritt zur Seite und lasst ihn das fressen. Irgendwann stellt er auch hier die Verknüpfung her: Leckerchen kommt von meinen Menschen und sie nehmen es mir auch nicht wieder weg.
Und irgendwann könnt ihr dann auch anfangen, beim Gassi gehen, wenn der Hund mal zufällig in eurer Nähe ist, ein Leckerchen fallen zu lassen, mit etwas Glück wird er es sogar nehmen. Oder ihr könnt irgendwann auch mal beim Gassi gehen ein Bällchen fliegen lassen. Erwartet nicht, dass es von Anfang an klappt. Draussen in der Natur, mit all den Ablenkungsreizen - das ist für den Hund ein völlig anderes Universum als "zuhause".
Und ja, auch ich würde mir einen guten, versierten Trainer holen. Einen, der mit dem Begriff Angst-Aggressiv etwas anfangen an, der zu euch nach Hause kommt und euch hilft, kritische Situationen zu erkennen und elegant zu umschiffen. Jemand der neben euch steht und euch z.B. darauf hinweist, dass ihr grade eine -für den Hund- verdammt bedrohende Körperhaltung habt, jemand, der euch erklären kann, warum euer Hund grade jetzt anfängt zu knurren, was also aus Hundesicht "bedrohliches" passiert ist. Und auch jemand, der es euch so gut vermitteln kann, dass ihr euch dort gut aufgehoben fühlt. Denn solange, wie ihr nicht den richtigen "Dolmetscher" für euren Hund gefunden habt, wird es immer wieder zu Problemen kommen, einfach weil ihr einander nicht versteht und euch deshalb gegenseitig provoziert und ängstigt.