Ich hatte letztes Jahr so einen Fall, allerdings war und ist er nicht mein Hund.
Meine Mutter ist im Ambulanten Pflegedienst und hatte eine Patientin mit einem Lakeland Terrier, der dreimal täglich den Pflegedienst angriff, wenn dieser wieder gehen wollte ( also wirklich angriff).
Wenn die Patientin aus dem Haus wollte griff er sie auch an( er zerlegte mehrere Hosen und Pullover), dann schmiss sie Leckerlies um ihn abzulenken...
Die Patientin ist massiv schwerhörig, so dass sie den hohen, lauten Pfeiffton vom Hörgerät nie wahrnahm und der HUnd das manchmal stundenlang ertragen musste.
Sie ist schizophren und massiv depressiv bzw. suizidal.
Sie hatte so wenig Ahnung von Hunden, dass der Hund sie irgendwann komplett ignoriert hat, außer er hatte Angst.
Angst hatte er grundsätzlich immer, nur wenn sie bedrohlich wurde dann noch schlimmer, da sie, wenn er nicht dass tat, was er wollte ihn verprügelte.
Der Hund kam als Welpe zu ihr, wurde fast sechs Jahre so mit Futter vollgestopft, dass er statt dem Normalgewicht von 8 Kg ,15 Kg schwer war.
Er ist mit Hunden verträglich, obwohl er sogut wie nie von der Leine kam, weil er ja oft abhaute( komisch..)
Einmal als sie ihn abgeleint hatte, lief er durch den Krohnstiegtunnel bei stockendem Verkehr.
Er hatte Panische Angst vor Autos und allen lauten Geräuschen.
Er hat nicht gespielt, weder mit Mensch noch mit Hund.
Er hatte damals vor allen Menschen Panik, Frauchen konnte ihn in gewissen Situationen anfassen.
Ich brauchte knapp einandhalb Stunden, bis er im gleichen Raum wie ich ein Leckerlie vom Boden in der gegenüberliegenden Ecke fraß.
Egal was man in die Hand nahm, er rannte panisch weg.
Das er kein Kommando oder seinen Namen kannte muss ich wohl kaum erwähnen.
Ein Hundetrainer( außer mir) war nie dagewesen, wegen Geldmangel.
Der Pflegedienst sagte, der Hund wäre völlig durchgeknallt.
Der Hund konnte das erste viertel Jahr des Trainings nicht normal mit mir kommunizieren, er hatte Panik und als er keine Angst mehr vor mir hatte, hat er gesetzte Grenzen nicht akzeptieren wollen.
Im April 08 traf ich ihn zum ersten Mal, im Oktober zog er um.
Nach viel Training, Stress mit dem Pflegedienst und den Betreuern, bekam ich die ERlaubnis dem Hund neue Besitzer zu suchen.
Er lebt jetzt seit ziemlich einem Jahr bei Patienten von mir ( Familie, Eltern ende 40 Kinder anfang 20)
Dort lebt er mit einer Katze, Kaninchen, Schildkröten, Pferden und einem anderen Rüden.
Nachdem er umgezogen war, unterstützte ich die Familie weiter.
Sie haben aber auch einfach ein verdammt gutes Gefühl für den Hund.
Der Hund nahm ab, so dass er jetzt 8 Kg wiegt und schön schlank ist.
Er schlägt an wenn jemand kommt, aber dass Dauergekläffe ist vorbei.
Die Leute und Besuch können gehen wann sie wollen, ohne dass der Hund angreift.
Er läuft ohne Leine, spielt mit anderen Hunden und neulich, als ich ihn besuchte, spielte er frei mit mir
Seit dem er sich dort eingelebt hat ist er viel schöner und größer, weil er nicht mehr diese panische Haltung hat.
Er lässt sich jetzt sehr gerne streicheln und durchknuddeln, auch von Leuten, die er noch nicht so gut kennt.Er ist zwar noch etwas misstrauisch am Anfang und manche Menschen meidet er immer noch, aber wenn man an die Panikattaken vor einem Jahr denkt, ist das genial.
Er hat viel weniger Angst und lag an dem Tag neben dem ganzen Besuch ( meine Mutter war auch mit, desweiteren waren kurzfristig noch andere Gäste da) auf dem Rücken alle Viere von sich gestreckt in der Sonne, direkt neben dem Tisch
Er hat keine Angst mehr, wenn man mit etwas rumhantiert, selbst wenn seine Besitzer knallend die Fussmatte ausklopfen steht er völlig entspannt daneben.
Sylvesterknaller und Menschen, die psychisch krank sind versetzen ihn immer noch in Angst, aber probiert nicht mehr sich eine halbe Stunde lang im Fussboden einzugraben, wenn er dann an der Leine ist.
Neulich lies er sich von Frauchen sogar bei der Flucht nach Hause ohne Leine stoppen.
Ihr seht also, es lohnt sich!
Vor etwas mehr als einem Jahr, habe ich mir vorgenommen, dass ich dann fertig bin, mit dem Hund, wenn er mir irgendwann ohne Leine auf einer großen Wiese freudig entgegenstürmt und mich zum Spielen auffordert.
Das ist nun geschehen, das war die schönste Belohnung überhaupt*schnief* für die ganze Mühe und den ganzen Stress
Ich hätte nie gedacht, dass es nur ein Jahr dauern würde, aber daran sieht man:
auch Hunde,die schon lange falsch behandelt worden sind, lassen sich, wenn die Traumata nicht zu heftig sind, noch zu glücklichen normalen Hunden machen.