Meine ketzerische These dazu: Es liegt an den Welpenstunden. Und zwar an den vielen schlechten!
Bevor mein Hund eingezogen ist habe ich mir mehrere Welpenstunden angesehen. Meist dürfen die Welpen machen was sie wollen, während die Besitzer schwatzend rumstehen. In den Stunden waren immer Labbis und andere weniger feinfühlige Hunde, die fröhlich auf schüchternen Welpen rumgehüpft sind. Bis die sich versucht haben zu wehren. Das fanden die anderen meist ein noch lustigeres Spiel. Schlechte Lektion für etwas feinfühligere Hunde und auch die souveräneren Hunde dürften lernen, daß bei Labbi &Co eine "einfache Unterwerfungsgeste" nicht bedeutet, daß sie für länger als ein paar Sekunden mit ihren lustigen Spielen aufhören. Vernünftige Sozialisation auf verschiedene Hundetypen sieht anders aus.
Nur in einer Welpenstunde hat der Trainer eingegriffen und das wilde Labbi-Spiel unterbrochen. Das gab Schimpfe von den Besitzern, denn der Labbi wollte doch nur spielen. Der ANDERE Hund hat doch die Zähne gezeigt - den müsse man jetzt aber bestrafen.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich denke, viele Hunde haben Labbis in der Welpenstunde kennengelernt. Und auch, daß man mit zarten Gesten nicht weiterkommt. Unsichere Hunde reagieren vielleicht auf Labbis besonders unsicher / unfair aber auch die, die wirklich gute Umgangsformen haben, sind bei "Hampelhunden" deutlich energischer....
Und auch später im Leben trifft wohl so ziemlich jeder Hund auf die Labbis, für die "Nein" nicht unbedingt auch "nein" bedeutet - "Aber jetzt spielen wir das lustige Spiel weiter, ja?" und lernt daraus eben den entsprechend "eindeutigeren" Umgang mit ihnen. Oder eben, daß Angriff immer noch die beste Verteidigung ist.....
Ansonsten finde ich nicht, daß im Durchschnitt die Hunde heute unsozialer sind als früher. Früher galt mehr "die regeln das unter sich" und heute eher "ich bestimme, mit wem und wie und wielange mein Hund Sozialkontakte hat". Die Häufigkeit, mit der es dann doch mal "knallt" ist nach meinem Empfinden gleich geblieben.