Hallo,
ich habe vor einiger Zeit mal etwas zum Thema Bogenlaufen geschrieben:
Wenn man es genau betrachtet ist das Bogenlaufen ein Beschwichtigungssignal. Unsere Hunde sind Meister in Konfliktloesen und sie vermeiden eher Auseinandersetzungen.
Wenn man Hunde beim Aufeinandertreffen ganz genau beobachtet, stellt man schnell fest, dass sie nicht direkt auf einen Hund zulaufen, sondern einen kleinen oder groesseren Bogen laufen. In der Hundewelt zaehlt dieses Verhalten zu den "Benimmregeln" bzw. zum "guten Ton". Hunde die einfach unerlaubt und ohne zu stoppen in ein fremdes Rudel reinrennen, werden in der Regel nicht freundlich begruesst und manchmal sogar korrigiert.
Dieses "Bogenlaufen" kann sich der Hundehalter zu Nutze machen. Egal ob man einen aengstlichen, agressiven oder allzu stuermischen Hund hat, kann man mit einem Bogenlauf die Induvidualdistanz erhoehen und damit oftmals das jeweilige unerwuenschte Verhalten korrigieren bzw. legt sich das negative Verhalten auch ganz von selbst, sobald die fuer den Hund noetige individuelle Distanz geschaffen wurde.
Ich empfehle zunaechst einmal mit einem recht grossen Bogen zu beginnen. Dabei sollte man herausfinden wie gross der Abstand zum anderen Hund (oder auch Jogger, Fahrradfahrer etc.) sein muss, bis der Hund sich entspannt. Mit diesem Abstand beginnt man die Uebungen. Jedesmal, wenn man eine brenzlige Situation kommen sieht, laeuft man diesen Bogen. Ziel dieser Uebung ist aber nicht allen stressigen Situationen von nun an aus dem Weg zu gehen, sondern nach und nach den Bogenabstand unmerklich zu verkleinern und sich damit mit dem Problem auseinanderzusetzen.
Wird bei der Bogenverkleinerung der Hund nervoes/aengstlich oder nimmt sein "Zielobjekt" ins Visier und spannt sich an oder zieht sogar an der Leine, spricht man den Hund an, versucht seine Aufmerksamkeit zu erlangen, beruhigt ihn und korrigiert ihn bzw. bringt ihn wieder in die richtige Position - z.B. bei Fuss laufen. Beruhigt sich der Hund nicht und puscht sich immer mehr auf, kann man den Abstand wieder leicht vergroessern. Ist er aber nach erneuter Aufforderung wieder ruhig und entspannt einfach den Abstand beibehalten und nachdem man an dem anderen Hund vorbei ist, loben und/oder eine entspannte Situation herstellen, indem man die Leine wieder lang laesst/er schnueffeln darf oder auch eine Runde spielt oder auch den Hund wieder frei laufen laesst.
Bei konsequenter Uebung kann man irgendwann mit seinem Hund stressige Situationen beruhigt passieren. Ziel ist es dem Hund beizubringen, andere Hunde ggf. zu ignorieren, angstmachende Situationen entspannt zu meisstern oder den sogenannten "Leinenpoeblern" ein paar grundlegende Benimmregeln beizubringen.
Man MUSS dazu (zumindest anfangs) natuerlich da spazieren gehen, wo man diese Uebungen machen kann. Ich habe das erfolgreich mit meinem Senior geuebt, der damals JEDEN FRESSEN WOLLTE und ein riesen Theater an der Leine gemacht hat.
Massgeblich dabei war meine Entpanntheit und mein sicheres Auftreten, sowie die koerperliche Korrektur ohne Schmerzen zufuegen, denn wir hatten auch das Problem mit dem Fixieren. Da stand er dann wie ein stoerrischer Esel und war aus dieser Starre mit einfacher Ansprache nicht rauszuholen.
Und nicht nur das: er ging sogar geduckt, um in die Weinfelder zu schauen, ob er da jemanden entdeckt.
Ich habe sehr viel das Splitten eingesesetzt: in den Weg stellen, abdraengen, Sicht nehmen, Dinstanz mit koerperlicher Beschraenkung eingefordert.
Diese Arbeit hat aber erst nach etwa 3 Monaten Fruechte getragen, aber dafuer nachhaltig und sicher.