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So wie ein raumgreifender Gang davon kommen sollte, dass die Hanken gebeugt sind, die Fußung gut unter den Schwerpunkt kommt - wie eine Sprungfeder, kraftvoll und elegant. Das erreicht man nur durch gutes Training und einen körperlich hochtrainierten Hund mit guter Balance, guter Bemuskelung und gutem Vorwärts.
Bei den HZ-Schäferhunden ist es de facto das genaue Gegenteil, man hat das optische Ergebnis scheinbar erreicht, indem man die Körperform manipuliert hat.
Es wird, statt den Hund ordentlich aufzubauen, eine Abkürzung genommen...und sich in die Tasche gelogen.
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So sehe ich das auch bei den auf Show gezüchteten Windhunden, die bei den meisten Rassen wo es eine erkennbare Showlinie gibt immer stärker gewinkelt werden und tendenziell auch eine immer weiter abfallende Rückenlinie bekommen (Ausnahme ist der Azawakh, die schlagen zum Teilm das andere Extrem ein und machen aus einem sparsam gewinkelten, tendenziell eh schon steilem Hund einen mit grade "Stuhlbeinen" hinten).
Ich nennen die immer "Reiterstandbild-Hunde": Gezüchtet, um in Heldenpose (aufgebaut in Austellungspose) und im schwungvollen Trab gut auszusehen.
Am Anfang ist es wohl auch wirklich nur stellen, später wird dann aber der Hund nach und nach so zurechtgezüchtet, dass er von selber in diese Haltung leicht reinrutscht bzw eh schon so steht, auch im freien Stand.
Außerdem, das habe ich jetzt auch in den Diskussionen um "Typ" in meiner Rasse oft mitbekommen, wünscht man sich einen Hund, der auch mit eingeschränkter Sehfähigkeit sofort an der Silouette erkennbar ist, auch aus 20 m Entfernung gegen die Sonne, DANN hat er Rassetyp.
Also werden kleine Besonderheiten immer weiter überbetont, karikaturhaft, um die Unterschiede zwischen eigentlich recht ähnlichen Rassen zu betonen und herauszuarbeiten.
Z.B. die Unterschiede zwischen Greyhound, Magyar Agar und Galgo Espanol, oder die zwischen Saluki, Sloughi, Azawakh und Afghane (vom Fell bei letzteren mal abgesehen). Wenn man sich frühe Fotos oder (wo vorhanden) Landrassepopulationen anschaut, findet man immer Hunde, die rassedefinierende Merkmale weniger ausgeprägt haben als hier und heute gewünscht oder die Merkmale haben, die man heute einer anderen, eng verwandten Rasse zuschreibt.
So entstehen halt moderne Hochzuchtrassen: Immer weiter vereinheitlichen und soweit (über)typisieren, dass man sie irgendwann gar nicht mehr verwechseln kann.
Kann man gut oder schlecht finden, aber man sollte sich bewusst sein, dass der Mechanismus, der uns die heutigen Hunderassen in der jetzigen Form beschert hat, auch gleichzeitig der ist, der bei manchen zu Qualzuchtmerkmalen geführt hat.
Man verfeinert, spezialisiert und arbeitet einzelne Merkmale immer weiter und weiter und weiter heraus, bis sie nur noch für ausgesprochene Spezialisten mit eingefahrenen Sehgewohnheiten schön und erstrebenswert sind, für allen Außenstehenden bloß noch bizarr und für's Tier eben in manchen Fällen mit Qualen verbunden.
Interessant ist dabei auch, dass die Pferderasse, die am längsten und ökonomischsten laufen kann - der Araber - ganz häufig überbaut und in so gut wie keinem Fall "unterbaut" ist. Ich bezweifle stark, dass ein schräges Heck den Trab besser macht im Sinne von kraftsparend. Es fördert nur das Paddeln und sieht auf den ersten Blick nach Lastaufnahme aus, ist nur keine - sieht man ja schon an den Zuchtlinien bei den WB.
Ein Galopper sollte dagegen gleichmäßig gebaut sein, kommt aber beim Laufen hinten runter.
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Wölfe sind auch eher vorn und hinten gleichhoch oder leicht überbaut und sind bekanntlich Ausdauerspezialisten. Ein effektiver Traber muss auch beim Hund weder hinten tiefergestellt sein noch muss er besonders stark gewinkelt sein.
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Diese Muskulatur führt dann dazu, dass die Hinterhand entsprechend gestützt wird und hier sieht man dann auch den Unterschied zwischen Welpen/untrainierten Hunden und den Hunden in dem Video. Problematisch ist natürlich, wenn der Hund eben nicht in diesem Trainingszustand ist (weil er alt wird, weil er zu jung ist, weil er bei jemandem ist der das nicht so explizit fördert, usw), dann sind die Bänder häufig einfach zu locker und das Körpergefühl in der Hinterhand ist auch nicht besonders gut.
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Joa, aber sollte nicht eigentlich jeder Hund in der Lage sein, bis ins geriatrische Alter (bei nem Hund in der Größe so ab 10 aufwärts, ungefähr) ohne spezielles Aufbautraining stabil und "sound" zu laufen und seiner Größe angemessen zu springen?
Den Showtrab muss man auftrainieren, ja, aber normal straffe Bänder und feste Gelenke ohne viel Spiel sollte doch jeder Hund der sich regelmäßig frei bewegen kann, selbstverständlich von Haus aus haben, oder?
Wer nicht glaubt, dass da eine körperliche Leistung dahinter steckt, kann ja gerne mal in ein Stadion fahren, einen Ring abstecken und da mit seinem Hund 15 bis 20 Minuten in gespannter Leine gehen und laufen bei über 25° und dann reden wir nochmal drüber, ob das verkrüppelte Schlurfer sind, die da keine Leistung bringen müssen.
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Für einen Menschen ist das Leistung, für einen Hund ist das nix, oder sollte nix sein.
(Und nu reg dich nicht auf, ich weiß, dass auch HZ-Hunde ihre Ausdauerprüfung gut laufen und mehr... aber der Vergleich ist schon etwas unglücklich gewählt).