Die ganze Schnauze wird bei Plattnasen breiter, da haben dann auch die Zähne einigermaßen Platz. Bei Shih Tzu zb sind fehlende Zähne oder Fehlstellungen nicht selten
Nein, da entsteht nicht auf magische Weise zustätzlicher Platz. Was da passiert ist, genau wie miamaus vermutet, dass sich die Zähne auf einen Bruchteil des Platzes drängen. Das führt zu einer Vielzahl von Problemen.
Die Links sind leider auf Englisch und sind auch nur ein Anfang, auf der Seite gibt es aber noch anderen Lesestoff zum Thema Zahngesundheit und Anatomie.
microdogs.pdf
FocusOnBoxers.pdf
Kurzgesagt:
Zu viele, in Relation zu große Zähne drängen sich auf zu wenig Platz. Dadurch kommt es zu schweren Fehlstellungen, zu gar nicht oder unvollständig durchgebrochenen Zähnen, zu unphysiologischen Zahn/Zahn- oder Zahn/Schleimhaut-Kontakten und in der Folge sehr schnell zu schmerzhaften Erkrankungen des Zahnhalteapperats und der Zähne selber.
Außerdem kommt es durch die Stauchung des harten Gaumens (das riffelige "Munddach" des Hundes) zur Vertiefung eben dieser "Riffel", der palatinalen Rugae. Da drin sammelt sich dann aller mögliche Dreck, Futterreste, Haare...
Natürlich gibt es auch bei anderen Rassen mal Zahnfehlstellungen (ein paar fehlende Zähne sind eigentlich so oder so kein Problem, bei brachycephalen Hunden können sie sogar positiv sein weil eben eh wenig Platz ist... wenn sie denn wirklich fehlen und nicht nur nicht rausgekommen sind).
Aber bei einem meso- oder dolicocephalen Hund mit Scherengebiss sind Kiefer- und Zahnfehlstellungen halt nicht im Design inherent, sondern gelegentlich vorkommende Missbildungen und somit meistens zuchtausschließende Fehler. Das ist der Unterschied.
Es ist halt bei den extrem brachycephalem Hunden nicht nur die Atmung. Es sind auch die Augen, die Falten, die Zähne, das Gehirn (Syringomelie, Chiari-like-Malformation)...
Selbst wenn man die Atmung irgendwie verbessern könnte, ohne den extrem brachycephalen Phänotyp aufzugeben, gäbe es dann immer noch genug Baustellen, die jede für sich gravierend genug für die Definition "Qualzucht" wären.
Da wir ja auch schon ueber Zwergenhunde und deren Probleme (u.a. aufgrund der Groesse) gesprochen haben, werf ich mal ne andere Rasse in den Raum. Hat jemand Erfahrung mit Russkiy Toy (mit knapp 30 cm und 3 kg sind das fuer mich auch sehr kleine und leichte Hunde) und deren Problemen? Ich find nur was zu Allergien und in seltenen Faellen Epi....
Speziell mit dieser Rasse kenne ich mich nicht aus.
Aber bei eigentlich allen extrem kleinen Hunderassen hast du überdurchschnittlich häufige Geburtskomplikationen (Schwergeburten und in der Folge dann halt Kaiserschnitte). Das kommt einfach durch die im Verhältnis größeren Welpen.
Außerdem Patellalux, ist halt so ein bisschen die "HD der kleinen Hunde".
Allgemein bei den ganzen kleinen schwarzen aus der Pinscher/Rattler/Toy Terrier Fraktion hat man eine oft extrem steile Hinterhandwinklung und dadurch sehr häufig "slipping hocks" (Hyperextension und Hypermobilität der Tarsalgelenke). An sich wohl erstmal nicht schmerzhaft, führt aber trotzem zu einem abnormalen Bewegungsablauf und langfristig Fehlbelastungen der anderen Gelenke. Wobei das auch bei anderen, größeren, sehr steil gestellten Rassen vorkommt (Frenchies, Akitas, Foxterrier, Shar Pei und das Paradebeispiel ist wohl der Chowchow).
Femurkopfnekrose ist auch ein ubiuquitäres Kleinhundeproblem.
Und Zahnprobleme - die Zähne sind platt gesagt einfach zu viele und zu groß für so einen kleinen Fang und daher meistens schlecht verankert. Siehe der Link oben. Man kann schon ziemlich pauschal sagen: Je kleiner der Hund, desto schlechter die Zahngesundheit - Ausnahmen bestätigen die Regel.
Die ganzen Mikrohunde haben außerdem häufig persistierende Milch-Eckzähne (teilweise auch andere persistierende Milchzähne), die dann gezogen werden müssen.
Manches davon ließe sich durch etwas mehr Größe wahrscheinlich gut vermeiden, so um die Größe/Gewicht eines JRT rum hat man selten Probleme mit Schwergeburten und das Gebiss ist meistens auch sehr funktional. Und die praktisch ungewinkelten "Stuhlbeine" hinten sind einfach eine Selektionsgeschichte, wenn man da mal auf bessere Anatomie achten würde, könnte man das sicher auch bei sehr kleinen Hunden verbessern.
Aber z.B. Patellalux und Femurkopfnekrosen haben auch "normal kleine" Hunde, nicht nur winzigkleine. Grade bei Patellalux kann man ja aber ähnlich wie bie HD screenen.
Was davon (bzw ob überhaupt irgendwas davon...) als Qualzucht zählt und was nicht ist ne berechtigte und interessante Frage.