Es gab vor einiger Zeit einen Thread dazu: https://www.dogforum.de/austau…ve-hunde-t172729-200.html
Unsere Verhaltenstierärztin hat unseren Hund als hyperaktiv eingeschätzt.
Wie auch immer man zu dieser Diagnose stehen mag – häufig mit einem wissenden Lächeln und dem Tipp, einfach täglich 20 Kilometer mit ihm Radzufahren, dann würden sich die Probleme schon lösen –, mir hat sie geholfen zu verstehen, dass unser Hund sich in vielen Situationen einfach nicht anders verhalten KANN. Das hat schon mal ganz viel Druck rausgenommen.
Nach fast 3 Jahren haben wir uns mittlerweile recht gut eingespielt. Wir versuchen alles Stressauslösende so gut es geht zu vermeiden und selbst die Ruhe zu bewahren. Nicht immer einfach Wirklich alltagstauglich ist er nicht, aber damit haben wir uns gut arrangiert.
In der Wohnung kann er sich mittlerweile gut entspannen sofern nichts Außergewöhnliches passiert, draußen ist er durch die kleinsten Dinge gestresst, zeigt ab und an stereotype Verhaltensweisen und kommt fast nie zur Ruhe. Nicht im Garten, nicht wenn wir 3 Stunden mitten auf einer Wiese sitzen, nicht wenn alle anderen Hunde wegen der Hitze völlig fertig im Gras liegen. Da erscheint sein Verhalten dann auch nicht mehr nur extrem lebhaft, sondern krankhaft.
Das zeigt sich auch alles körperlich in Durchfall, Zittern, Sabbern, Schuppen, keiner Zunahme…
Impulskontrolle und Frustrationstoleranz scheinen nur minimal vorhanden zu sein, sich zu konzentrieren fällt ihm sehr schwer.
Mit Druck kommt man bei ihm nicht weit, er macht einfach dicht. Vor allem wirkt keine dieser Strafen nachhaltig.
Unser Hund würde jeden in den Wahnsinn treiben, der sich mit einem „Einmal richtig strafen und dann ist die Sache gegessen“ an ihm versucht Und ich habe anfangs selbst drauf gehofft…
Wie er sich anderen Hunden gegenüber verhalten soll, hat er immer noch nicht raus. Er scheint zwar interessiert zu sein, aber nicht in der Lage richtig zu kommunizieren. Nach max. 30 Sekunden macht er dann eh wieder sein eigenes Ding.
Die ersten 1 1/2 Jahre waren wir teilweise wirklich am verzweifeln. Immer am rätseln, ob wir einfach zu blöd sind, einen Hund - und dann auch noch einen Jagdhund - zu erziehen. Ob er nicht genug oder vielleicht zu viel ausgelastet ist. Ob wir einfach nicht streng genug sind.
Den Unterschied zu anderen Hunden hat man schon ab Tag 1 der Welpenschule gesehen. Während alle ihre Welpen sanft zur Ruhe bringen sollten und die Hunde dabei mehr oder weniger kooperativ waren, ist unser Hund bei jeder Berührung völlig durchgedreht. Das hat sich auch bis zum 6. Monat nicht geändert.
Hier im Forum all die Tipps zu lesen, wie so ein beißender, völlig aufgedrehter Welpe unter Kontrolle gebracht werden kann („Halt ihn einfach fest und streichle ihn bis er einschläft“, „Gib ihm doch einen Kauknochen“ und am allerschlimmsten: „Genieß doch einfach die Welpenzeit!“), hat mich das ein oder andere Mal nur leicht in Rage versetzt
In der Hundeschule waren wir fast 2 Jahre - das bereue ich mittlerweile. Dass er jedes mal nach der Stunde Durchfall hatte, während der Stunde Übersprungshandlungen zeigte und bei den Spieleinheiten zwischendurch alle anderen Hunde völlig ignoriert hat und nur allein große Runden gezogen hat, haben wir damals hingenommen. Dass er völlig dicht machte und nur noch weg wollte, wenn er nicht haargenau wusste, was bei einer Übung gefordert war, wurde mit einem „Da muss er jetzt durch“ kommentiert.
Uns war auch selbst nicht klar, wieso unser Hund z.B. völlig durchdreht, obwohl er nur über ein paar Stangen - vor denen er keine Angst hatte - laufen soll. Alle anderen Hunde schafften das ja auch, auch wenn es bei manchen länger dauerte.
In der Dummy-Stunde saß er zitternd neben mir, wenn er warten musste. Den Dummy hat er dann auch nicht gebracht, sondern damit große Runden gedreht. Heute ist mir klar, dass er das Rennen einfach braucht, um Stress abzubauen.
So im Nachhinein hätten wir uns das alles sparen können.
Ohne Druck, mit Ruhe, geregelten Abläufen und Vermeiden von Stress klappt es nun viel besser.
Stanley ist natürlich trotzdem der Beste für uns