Um mal auf das Thema "Kastration" zurückzukommen: Wir verpflichten unsere Endstellen auch vertraglich dazu, dass sie den Hund kastrieren lassen. Es geht einfach darum, dass mit Tierschutzhunden nicht gezüchtet werden soll. Es gibt genug arme Mischlings-Welpen, die kaputt gemacht werden, weil sie keine neuen Besitzer finden. Klar sind die Verhältnisse in Ungarn anders, aber ich erzähl euch mal zwei Anekdoten:
Nr. 1 spielte sich in Ungarn ab: Unsere Tierheimleitung wusste von Welpen auf einem Bauernhof, bzw. wusste von einer tragenden Hündin. Als sie bei einer ihrer "Kontrollfahrten" dort vorbei kam, wollte sie die Hündin zur Kastration abholen (sie hat von der Stadt den Auftrag, alle Hündinnen zu kastrieren, um die Masse der Würfe dort in den Griff zu bekommen). Sie kam am besagten Bauernhof an, sah die Hündin, die eindeutig ihre Welpen schon geboren hatte. Der Besitzer der Hündin druckste rum und erzählte, dass die angeblich schon alle vermittelt worden waren. Aufgrund des geschätzten Alters der Welpen konnte sie sich das nicht vorstellen und ihre ehrenamtliche Mitarbeiterin ging ums Haus, bis sie ein Winseln hörte. Der Bauer hatte alle Welpen lebendig unter einem Steinhaufen begraben. Die Mutter und die Welpen wurden dem Mann enteignet, einige Welpen überlebten, manche starben noch auf dem Weg ins Tierheim oder in der ersten Nacht.
Deswegen werden in Ungarn Hündinnen kastriert!!! Dieser Fall ist natürlich ein extremes Beispiel, aber Fakt ist, dass viele Welpen ausgesetzt oder getötet werden, wenn sie nicht so geworden sind, wie die Besitzer sich das vorgestellt haben oder tendenziell gar nicht erwünscht waren.
Fall zwei spielte sich 20 km von mir ab. Wir haben einen Welpen vor ca. 1/2 Jahr vermittelt. Wie gesagt, Kastration ist Pflicht, sollte doch mal vorher ein "Unfall" passieren, ist unsere Orga zu verständigen und wir kümmern uns mit um die Vermittlung, machen also Vor-und Nachkontrollen. Die gute Dame hat aber natürlich nicht Bescheid gesagt... Finde ich absolut daneben, schließlich wollen wir, dass alle Hunde mal ein gutes Zuhause finden und es geht nicht darum, irgendeinem Welpen-Interessenten den Hund nicht zu gönnen. Wenn wir vertragsgerecht gehandelt hätten (ein Standard-Tierschutz-Vertrag) dann (KOPIE):
"6. Unkastrierte Hunde sind, falls nicht gesundheitliche Einschränkungen dagegen sprechen, auf eigene Kosten zu kastrieren. Bis dahin ist jegliche Fortpflanzung des Hundes zu verhindern. Eine Bescheinigung über die durchgeführte Kastration ist anschließend unaufgefordert an einen Beauftragten des Tierschutzvereins zu senden. Sollte dennoch Nachwuchs entstehen, ist die gesamte Nachkommenschaft Eigentum des Tierheims Tapolca.
7. Bei Zuwiderhandlungen gegen die vertraglichen Vereinbarungen verpflichtet sich der Empfänger zur Zahlung von Euro 750,-- Vertragsstrafe an das Tierheim Tapolca. Die Vertragsstrafe ist fällig 14 Tage nach Eingang der Aufforderung der Zahlung. Der Hund ist dem Beauftragten des Tierschutzvereins zurückzugeben."
Weil die Dame aber eigentlich nett war, haben wir sie freundlich zu einer Spende aus ihrem "Gewinn" aufgefordert und natürlich durfte sie ihre Hündin auch behalten.
Würde es mehr verantwortungsbewusste Menschen geben, die auf ihre Hunde aufpassen, die aufpassen, dass sie sich nicht vermehren, die sie zeitig kastrieren lassen etc pp - dann müssten wir nicht solche Klauseln in unsere Verträge aufnehmen. Es gibt halt genug Leute, die auch mit Tierschutz-Hunden ihr Unwesen treiben.
Um mal auf den Faktor GELD zurückzukommen, bin ich prinzipiell genau der Meinung von darkshadow. Wir haben oft genug die Leute in Raten zahlen lassen (bei älteren und "behinderten" Hunden reicht natürlich auch eine Spende!!!) - aber was da so alles passiert, man glaubt es wirklich nicht...
Letztes Jahr haben wir einen wunderschönen Parson Jack Russel Mix vermittelt, sympathische Leute, hatten halt nicht so viel Geld, also haben wir 50 Euro anzahlen lassen, der Rest in Raten. Ich glaube, die erste Rate kam noch pünktlich, die zweite haben wir dann 3 mal eingefordert. Die Leute waren so frech und meinten "Ich gehe gleich zur Bank und uberweise es sofort!!!" - 1 Monat später war immer noch nichts auf dem Konto. Das zog sich ein halbes Jahr hin, ständige Anrufe unsererseits, nicht ein einziges Mal ein Anruf "Sorry, schaffe es diesen Monat nicht, kann ich vielleicht nächsten Monat zahlen" - Wir waren immer diejenigen, die den Kontakt aufgenommen haben. Im Endeffekt haben wir dann im November eine letzmalige Chance gegeben, bis dato lief alles freundlich (wenn auch energisch)... So: Was kriegen wir von denen als Antwort? "Ach, wissen Sie was, *** ist eh ziemlich fett geworden und mit der Erziehung klappt es auch nicht, sie können den Hund wieder abholen. Bei dem Wetter.... ... ... "
Bei einer anderen Frau mit Tochter war es schlussendlich soweit, nachdem wir wirklich mehrere Male verarscht wurden ("Ich bin grad bei der Bank und überweise...") dass wir dorthin gekommen sind und den Hund abholen wollten. Die gute Frau hatte wirklich genug Chancen, das Geld aufzutreiben. Aber sie hat uns wirklich von vorne bis hinten verarscht. Also sind wir 60 km gefahren um den Hund abzuholen, die Tochter hat uns rein gelassen, Mama war grad zum Kaffeetrinken weg. Wir haben der Frau alles angeboten, sie könnte sich den ganzen Tag Zeit lassen, um wenigstens 50 Euro anzuzahlen, sie hätte einen Pfand mitgeben können, nichts... Irgendwann ist uns aufgefallen, dass sie doch sehr viel geraucht hat, unsere erste Vorsitzende hat sie drauf angesprochen und angemerkt, dass sie doch genug Geld zum rauchen hat, warum nicht für eine kleine Anzahlung für den Hund??? Als sie dann meinte, sie würde die Zigaretten geschenkt bekommen, ist auch bei uns die Leitung durchgeknallt, wenn ihr versteht. Wir haben den Hund mitgenommen, und sind beide mit Pipi in den Augen und zitternden Händen zum Auto, weil es uns für die Tochter einfach so Leid tat.
1/2 Std später hat die Frau angerufen und gedroht uns wegen allen möglichen Sachen zu verklagen. Da konnte ich sie wirklich nur noch auslachen, sorry... Eine weitere Stunde später hatten wir die Frau heulend am Telefon, es täte ihr alles soooo furchtbar leid, sie hätte nun 100 Euro aufgetrieben und wollte den Hund zurück haben. Den hat sie auch am nächsten Tag bekommen, aber glaubt ja nicht, dass wir die fehlenden 140 Euro je gesehen haben...
Solche Leute sind es, die uns härter werden lassen. Wir haben so vielen Menschen eine Chance gegeben, in Raten zu bezahlen und jeder Dritte bezahlt nicht. Und uns geht es nicht darum, Geld zu verdienen. Die Hunde verursachen einfach Kosten, bis sie hier ankommen und vermittelt werden können. Die Schutzgebühr geht direkt an das Tierheim in Ungarn, wir arbeiten hier alle ehrenamtlich. Wir sehen da wirklich keinen cent von und haben ein schlechtes Gewissen, wenn wir mal 10 Euro nehmen, falls man mal wieder hunderte KM für Vor- und Nachkontrollen auf eigene Kosten gefahren ist. Klar gibt es schwarze Schafe im Tierschutz, aber wir verdienen wirklich keinen cent an den Hunden. Die mittlerweile gute Vermittlung macht es möglich, dass das Tierheim mehr Hunde aufnehmen kann, es kann großflächiger geholfen werden. Die Schutzgebühren und Spenden machen einfach möglich, wodran lange keiner geglaubt hat, die Straßenhunde und die ausgesetzten Hunde haben eine Chance auf ein neues Leben, auf eine gesundheitliche Versorgung und viel Liebe und Zuwendung... Ist das nicht das Wichtigste im Tierschutz?