Hallo!
Ich hab mir jetzt nicht alle 5 Seiten durchgelesen, bin aber bei der Frage
Zitat
...oder um es mal ganz deutlich auszudrücken:
Was bewegt den Menschen dazu ein Tier nur um seiner Selbst willen zu halten und durchzufüttern?
hängengeblieben.
Kennt ihr die Biophilie-Theorie? Lest mal was von E. Olbrich darüber
Ich schreibe gerade an meiner Examensarbeit zu einem ähnlichen Thema,
also... *Luft hol*
Biophilie bedeutet im wesentlichen, dass der Mensch sich evolutionär
immer mit anderen Lebewesen entwickelt hat und deshalb
ein biologisch begründetes Bedürfnis hat, mit anderen Formen
des Lebens in Verbindung zu sein.
Die Biophilie wird als angeborene Tendenz gesehen, dem Leben an sich
Aufmerksamkeit zu schenken und sich dadurch selbst lebendiger fühlen zu
können.
Der Mensch hält sich von Anfang an Haustiere zu verschiedenen Zwecken:
Da gibt es zuerst die Nützlichkeit von Tieren, d.h. sie geben
Nahrung, Kleidung, Arbeitskraft etc..
Dann gibt es den naturalistischen Zweck: man fühlt sich nachweislich
glücklicher und zufriedener im Kontakt mit Natur.
Und noch jede Menge andere, wie moralische, ästhetische oder
wissenschaftliche Zwecke.
Tiere tragen heute also dazu bei, eine "evolutionär bekannte" Situation
zu schaffen und lassen diese Situation attraktiver erscheinen
(besonders im sozialen Sinn).
Dann gibt es auch noch die - für mich - sehr interessante Schichtenlehre
von Rothacker, die besagt, dass alle Prozesse auf verschiedenen
Schichten im Menschen ablaufen.
Tiere sprechen dieselbe Tiefenschicht an, die auch nach einigen Gläsern Wein
angesprochen wird oder wenn wir mit Kindern herumtollen
Die Kommunikation zwischen den verschiedenen Schichten IM Menschen
muss funktionieren, damit der Mensch mit sich und seiner Umwelt im
Einklang ist.
Da die Tiefenschicht in der heutigen industrialisierten Welt etwas
hinterher hängt, kann sie in der Begegnung mit Tieren trainiert werden.
Ein weiterer Aspekt für das gesellschaftliche Funktionieren eines Menschen
ist die Fähigkeit Beziehungen aufzubauen.
Zu Tieren können Beziehungen wesenlich leichter aufgebaut werden,
da Tiere sich immer ehrlich verhalten. Man geht bei einem Tier also kein
Risiko ein (grundlos) abgelehnt oder verletzt zu werden.
Im Zusammensein mit einem Tier, kann der Mensch ganz er selbst sein.
Z.B. wird sich niemand schämen von einem "fremden" Tier auf dem Klo
erwischt zu werden. Bei einem fremden Menschen sieht es ganz anders
aus! (Das hat auch wieder was mit den Schichten zu tun..)
Der letzte Punkt ist die Kommunikation.
Es gibt zwei Arten von Kommunikation: die digitale (gesprochen/geschrieben)
und die analoge (Betonung, Körpersprache, Mimik, Gestik).
Für eine funktionierende Kommunikation müssen die digitale und die
analoge Aussage übereinstimmen.
In der Zeit von Handy, Email etc. wird die analoge Kommunikation aber
stark vernachlässigt.
Mit Tieren kann man nicht digital kommunizieren, sondern ausschließlich
auf der analogen Ebene. D.h. wenn wir mit den Tieren die
analoge Kommunikation üben, fällt es uns automatisch leichter, stimmig
mit unseren Mitmenschen zu kommunizieren.
Der Hund idt das beliebteste Haustier, weil er sich über Jahrtausende dem
Menschen angeschlossen und angepasst hat (bzw. wurde).
Der Hund ist das Haustier, das dem Menschen entwicklungsgeschichtlich
am engsten verbunden ist. Hunde sind durch und durch soziale Wesen,
genau wie der Mensch.
Familienhunde sind gesellschaftlich anberkannte Sozialpartner geworden
und sind darauf eingestellt, mit dem Menschen zu kommunizieren.
Was Hunde vom Zusammenleben mit den Menschen haben ist eindeutig:
Futter, Rudel, ein Zuhause - also ein rundum gesicherten Leben.
Das war der Grund, warum sich die Hunde ursprünglich dem Menschen
angeschlossen haben. Heute haben sie wohl einfach keine Wahl mehr...
Wer da nun mehr Vorteile aus diesem Zusammenleben ziehen kann, ist
meiner Ansicht nach ganz klar der Mensch. Diese Vorteile sind nicht mehr ganz
so offensichtlich, wie vielleicht vor 500 Jahren noch, aber sie sind nicht zu
leugnen.
Ist wohl etwas lang geworden, deshalb...
Wer es jetzt geschafft hat, diesen Post ganz bis zum Ende zu lesen: