Vermeiden von Problemsituationen
Die grundlegende Regel für alle Methoden der Behandlung von Trennungsangst durch eine systematische Verhaltenstherapie, besteht darin, dass der Hund zu keiner Zeit allein gelassen werden darf außer in den kurzen Perioden während der Therapie. Den Hund länger allein zu lassen, könnte einen Rückschritt verursachen.
Das Hauptproblem ist die geringe Frustrationstoleranz des Hundes. Hunde, die nicht lernen konnten, dass ruhiges Verhalten und Abwarten lohnend ist und zum Ziel führt, werden durch nicht erfüllte Erwartungen schnell unruhig und erregt. Hunde versuchen wie jedes andere Tier auch, durch Verhalten die Umwelt vorhersagbarer zu machen. Der Verlust von Kontrolle ist ein erheblicher Stressfaktor, der zusätzlich noch die Erregung des Hundes steigert. Die verspätete Bestrafung von unerwünschtem Verhalten, z.B. wenn der Hund während der Abwesenheit des Besitzers im Haus Kot absetzt und erst bestraft wird, wenn der Besitzer zurückkehrt, ist aus zwei Gründen nicht angebracht.
Um effektiv zu sein muss eine Bestrafung während es geschieht oder spätestens 1-2 Sek. Später ausgeführt werden.
Zweitens: Angst die durch übertriebene harte Bestrafung bei der Rückkehr des Besitzers konditioniert wird, erhöht die Abneigung des Hundes gegenüber der Situation des Alleinseins und macht das Problem dadurch eher schlimmer als besser.
Zusammenfassung der wichtigsten Empfehlungen:
Der Hund sollte niemals das bekommen, was er will (d.h. Fressen, Liebkosungen, Spielen, Aufmerksamkeit, Spaziergang), wenn er bettelt oder belästigendes, aufdringliches, forderndes Verhalten in Form von Bellen, Winseln, Hochspringen, Anstupsen, Belecken, Kratzen etc. zeigt. Er sollte dann einfach ignoriert oder weggeschickt werden, wenn er zu lästig wird.
Ihr solltet die Zeiten und die Dauer jedes sozialen und körperlichen Kontaktes mit dem Hund bestimmen. Wenn er zu Euch kommt, damit Ihr ihm Aufmerksamkeit widmet, mit ihm spielt, ohne dass Ihr ihn gerufen habt, sollte er völlig ignoriert werden. Nachdem er aufgegeben hat und sich entfernt, könnt Ihr ihn rufen und streicheln etc..
Ein Kauknochen oder einige Hundespielsachen sollten vor jeder Übungseinheit immer direkt vor dem Korb oder Vorleger platziert werden. Auch diese Gegenstände sollten nach
der Übungseinheit weggeräumt werden. Zu keiner Zeit sollte der Hund freien Zugang zu diesen Sachen haben.
Das Bleiben und ruhige Warten im Korb wird während der Übungseinheiten mit Streicheln, Lob und Leckerlis belohnt. Indem mit sehr geringen Anforderungen (d.h. wenigen Sek.) begonnen und dann langsam gesteigert wird, sollte Euer Hund das durchhalten bis zu 3 Min., wenn Ihr im gleichen Zimmer bleibt, bis zu 3 Min. wenn Ihr das Zimmer häufig verlasst und wieder herein kommt, wobei Ihr jedes Mal die Tür hinter Euch schließt,
bis zu 10 Min. bei geschlossener Tür, aber Ihr noch in der Wohnung seid,
bis 10 Min. bei offener Tür, Ihr die Wohnung verlasst.
Die Grundregel besteht darin den Hund niemals länger allein zu lassen, als er es bereits gelernt hat, ruhig und ohne Anzeichen von Beunruhigung aufgrund des Alleingelassenwerdens in seinem Korb zu warten.
Wenn er den Korb verlässt und vor der Tür auf Euch wartet, wenn Ihr den Raum wieder betretet oder Zeichen von Beunruhigung zeigt, lasst Ihr ihn zu lange allein.
In den folgenden Tagen müsst Ihr das Training wieder auf kürzere Zeiten beschränken.
Die Dauer der Abwesenheit sollte variabel sein, Euer Hund sollte niemals wissen ob Ihr für 5 Sek. Oder 10 Min. weg seid.
Sollte er aus irgend einen Grund anfangen zu bellen oder Heulen, während Ihr außerhalb des Zimmers oder Hauses seid, verhaltet Euch ruhig und wartet ab bis er mindestens 3 Min. still ist bevor Ihr die Tür öffnet und hineingeht. In dieser Situation den Hund nicht bestrafen oder beschimpfen.
Hat Euer Hund gelernt 10 min. allein in seinem Korb oder Vorleger zu beleiben, auch wenn Ihr das Haus verlasst, könnt Ihr die Abwesenheiten weiter steigern. Die Zeiten sollten immer unregelmäßig gestaltet sein. Von nun ab belohnt Euern Hund bei der Rückkehr für sein ruhiges Verhalten, egal ob er in seinem Korb ist oder nicht.
Fortschritte erzielt man schneller, wenn dem Hund vor den Übungseinheiten Gelegenheit zu ausgiebiger körperlicher Betätigung gegeben wird.
Es erfordert Geduld, Nerven und viel, viel Zeit. Wenn ihr das nicht investiert werdet Ihr keinen Erfolg haben. Das ist nur eine Empfehlung, um eine genaue Therapi zu erarbeiten müsste man sich das Ganze vor Ort betrachten. Immer freundlich, ruhig, souverän und gelassen dem Hund gegenüber reagieren.
Viel Spaß
Jens