Oder: darf man seinen Hund hausschlachten?
7:15 Uhr. Lotta und ich starten. Es regnet in Strömen, mein Regenschirm hat sich beim letzten Sturm einer Windböe ergeben, umgestülpt und hingerichtet. Egal, Augen zu und durch!
Wir fangen den Spaziergang mit Stöckchenspielen an. Ich werfe, Lotta holt: toooll! Prima! Ich werfe, Lotta holt: supi! fein! Ich werfe, Lotta rennt los, plötzliche Vollbremsung, flüchtiges Schnüffeln, welzen. "Lotta, nein!" Ein Glück! Sie steht sofort auf. "Lotta, komm!" Sie kommt, bleibt vor mir stehen. Alter Schwede, was war das denn?
Der Hund ist mit einer grün-braunen, schleimigen Schicht überzogen. Bestialischer Gestank? Völlig untertrieben! Mein Magen zieht sich zusammen, ich spüre den (erst vor 15 Min. getrunkenen) Kaffee in meinem Hals. O.k. es regnet, der Spaziergang hat gerade erst begonnen. Wir werden das Zeug schon irgendwie los werden. Wir spielen weiter Stöckchen. Hund trieft vor Nässe. Das Zeug ist angeschweißt, mit dem Hund verwachsen, löst sich kein Stück.
Die Wiese mit dem meterhohen Gras! Da schick ich sie rein. Wenigstens etwas von dem Stinkekram muss dort abgestrubbelt werden. Meine Jeans klebt mittlerweile klitschnass, wie die Pest kratzend, an meinen Oberschenkeln. Lotta pest übermütig durch das hohe Gras. Ja! Lauf! Lauf! Nein, nein, nicht "komm"! In einem Affenzahn hält Lotta auf mich zu. "Laaaaaaangsaaaaaam!". Sie bremst kurz vor mir ab, wirbelt durch die Luft und klatscht volle Breitseite gegen mich. :motz:
Das einzige was von dem widerlichen Zeug abgestrubbelt wurde, klebt nun an meiner Jacke. Erneuter Würgereiz!
Der Bach! Ja, da gehen wir hin. Haha Ekelzeug, da zeigen wir dir wo der Frosch die Locken lässt! Also weiter marschieren. Schon seit einiger Zeit spüre ich einen Druck in meiner Blase. Nun nicht mehr zu ignorieren. Ein kurzer Blick, niemand in Sicht. Hose runter, Hintern in den Regen. Lotta kommt. "Lotta, nein." Sie meint: doch! und steckt ihre Schnauze unter mich. Ich pinkel ihr auf die Nase, Lotta schnaubt und wischt in Sekundenschnelle ihre Schnute an meiner Hose ab. :kopfwand:
Ahhhh! Was ist denn heut nur los? Ich hole mein letztes Taschentuch hervor, benutze es, ziehe die kratzbürstige Jeans wieder hoch. Weiter gehts. Am Bach angelangt stürzt Lotta sofort ins Wasser. Na Ekelzeug, was sagst du nun? Tatsächlich! Es löst sich! Jaaaa, Sieg!!! Ein verächtliches Lachen drängt sich aus meiner Kehle. Das findet auch Lotta lustig und hastet aus dem Bach, auf mich zu. "Nein!" Sie steht. "Sitz!" Zeitlupenmäßig senkt sie ihr Hinterteil, kurz bevor es den Boden berührt überlegt sie es sich anders, steht mit einem Ruck auf und schüttelt sich.
Ich dreh mich schnell weg. Das eingeweichte Stinkezeug spratzt in alle Richtungen. Es trifft mich am Bein, an den HÄNDEN und zu guter Letzt: auf meine Brille. Ich erstarre. Meine Halsschlagader plustert sich auf, ich spüre das Blut durch meinen Kopf rauschen. Ich will nicht mehr! Ist die Stinkwolke um mich und meinen Hund eigentlich sichtbar? Ruhig bleiben, tief durchatmen...ach ne, lieber nicht. :kopfwand:
Ich wasche Hände und Brille im Bach. Wo ist nun mein Taschentuch? Weder mit der Hose, noch mit meiner Lederjacke werde ich die Brille trocken kriegen. Ganz zu schweigen von meinem Pulli. 100 % Acryl. Also fummel ich das Bündchen eines Socken aus meinem Stiefel. Brille ist trocken.
Begleitet von einem ständigen Brechreiz trete ich den Heimweg an. Lotta verlangt nach der üblichen Übungseinheit, z.Zt. Leinenführigkeit. Nein, das verschieben wir.
Mein Handy klingelt. Meine Mutter, Ferngespräch aus Deutschland.
"Guten Morgen! Bevor ich zur Arbeit muss wollte ich dir noch schnell sagen..." Lotta hat Katzenscheisse gefunden. :x
"Mama, kann ich später zurück rufen?".
"Naja, ich bin heut ganz schön beschäftigt."
" Lotta nein!"
"Ach, du bist mit dem Hund draußen?"
"Ja und im Moment ist es echt schlecht." Lotta schleppt die Kacke durch den Bach, auf die andere Seite.
"Na gut, also ich komme so gegen 16:00 Uhr nach Hause und..."
"Lotta! Nein! Ok. Mama, ich meld mich dann!" Ich lege nicht mal auf, stecke das Handy nur in meine Jackentasche. Lotta lässt die Kacke fallen, schmeißt sich hin und wurmt hin und her. :motz:
Ich will etwas zerstören! Meine Kopfhaut kribbelt. Ich spüre den ersten Herpes in meiner Unterlippe. Drauf geschis....! Ich stapfe nach Hause, will nur noch unter die Dusche. Vorher aber den Hund im Garten mit Gieskanne und Hundeshampoo reinigen.
Zu Hause angekommen hole ich sogleich die Waschutensilien aus der Scheune. Ich habe Kopfschmerzen vom Gestank. Als ich aus der Scheune komme, sehe ich wie mein Freund die Haustür öffnet. "Hallo Lotta!" zwitschert er. "NEIN! Die ist voller Schei...!". Zu spät. Lotta ist ins Haus geschlüpft.
"Hallo Mama... was ich heute mache? Großputz!"