Hallo Momo,
hey, lass nicht gleich den Kopf so hängen ;).
Lotte ist erst seit 7 Wochen bei dir und von ihrer Vorgeschichte weißt du nichts. Nimm einfach mal an, dass sie bisher nicht so viele Eindrücke hatte und nun kommt sie in eine Großstadt. Das ist ja erst mal ein Kulturschock.
Und wenn sie auf der Straße gelebt hat, muss sie nun lernen, dass sie da einen Menschen hat, der sich um alles kümmert und sie ihre Eigenständigkeit nicht mehr braucht.
Bezüglich Futterdummy- und Nasenarbeit brauchst du keine Angst haben, dass du ihren Jagdtrieb noch förderst. Schließlich geht es bei beidem genau darum, dass sie dies ja gemeinsam mit dir macht. Wenn du es nicht mit einem Trainer zusammen machen möchtest, dann könntest du dir ein Buch holen oder Tipps hier aus dem Forum, wie man das aufbaut. Das Anti-Jagd-Training ist ja auch schon mal ein guter Anfang. Wichtig finde ich aber gerade bei den "Jägern", diesen Trieb wirklich in von uns gewünschte Bahnen zu lenken und nicht einfach zu unterbinden.
"Normale" Spaziergänge, bei denen sie mal hierhin, mal dahin läuft und ein bißchen rumschnüffelt werden Lotte nicht reichen. Mach doch Abenteuerspaziergänge mit ihr. Um Bäume, Poller etc. herumlaufen. Um Baumstümpfe herumschicken, Slalom durch die Beine, Leckerchen rechts oder links an den Wegrand werfen, oder kleine Fährten legen, die sie sich erschnüffeln muss, über Baumstämme balancieren oder springen, irgendwo drunter her kriechen, usw. Deiner Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Und ganz nebenbei kann man so spaßig Unterordnungstraining einbauen.
Zu Hause könntest du ihr zusätzlich kleine Tricks beibringen. Rolle, "Peng", Pfote geben, über deinen Arm, dein Bein springen, zwischen deinen Beinen sitzen lassen, rückwärts laufen, dich im Haus suchen, Leckerchen verstecken oder dir bei der Hausarbeit helfen lassen, etc. Auch hier kannst du ganz kreativ sein. Schauen, was ihr Spaß macht (Nasenspiele, Bewegungsspiele, Kopfarbeit).
Dies alles stärkt zum einen ganz erheblich eure Bindung (weil sie ja viele tolle Dinge mit dir erlebt), zum anderen fördert es den Gehorsam (weil sie alles ja nur auf Kommando machen darf) und zum dritten lastet es sie aus (das ist nämlich alles furchtbar anstrengend), so dass sie draußen nicht mehr ganz so unternehmungslustig sein dürfte.
Wichtig bei all dem ist aber, dass du sie nicht überforderst, also alles nur in kurzen Einheiten üben, nicht zu viel auf einmal, immer mit etwas Positivem abschließen und dass du - vor allem draußen - darauf achtest, dass ihr nichts passiert. Also keine wackeligen oder schmalen Baumstämme aussuchen, von denen sie abrutschen könnte. Schließlich soll sie ja lernen, dass sie Vertrauen zu dir haben kann und du für ihre Sicherheit sorgst.
Dies alles kannst du draußen natürlich auch an der Schlepp machen und für ihren Bewegungsdrang kannst du sie mit zwei Jahren auch ans Fahrrad gewöhnen. Aber auch hier mit kurzen Einheiten anfangen und natürlich an der Leine, damit sie keine weiteren Erfolgserlebnisse hat, indem sie wegläuft.
Wir machen das mit unseren Hunden z.B. so, dass wir 2-4 mal in der Woche Fahrrad fahren (aber nicht mehr als 5-6 km, wollen ja keine Hochleistungssportler) und in die Spaziergänge immer wieder solche "Abenteuer" einbauen, gerade zu Anfang, wenn sie noch mit viel Energie die Welt erkunden wollen. Zwischendurch können sie natürlich auch immer ein paar Minuten ausgiebig schnüffeln und zu Hause gibt es über den Tag verteilt einige Tricks oder Spielchen und ansonsten viel Ruhe.
Haben wir auf den Spaziergängen die Kinder dabei und können uns nicht so mit den Hunden beschäftigen, dann sind sie halt an der Leine, damit sie keine eigenen Beschäftigungen suchen. In der Regel haben aber, gerade im Wald, auch die Kinder viel Spaß am Verstecken, Balancieren und kriechen auch mit den Hunden unter irgendwas durch ;).
Ich denke auch, dass Lotte an diesem Tag einfach eine Mischung aus Langeweile (auf der Wiese sitzen) und Überforderung (zu lange zu viele Eindrücke) auf ihre Weise (Jagen gehen) ausgeglichen hat.
Zu der Beaglehündin: Vielleicht konnten die beiden sich einfach nicht leiden. Ich würde das im Auge behalten, aber bei seltenen "Ausrastern" nicht überbewerten.
Hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen.
LG,
SaFla - auch mit zwei Spaniern, von denen eine der Jagdleidenschaft verfallen ist, Straßenhund war und über ein Jahr für eine Bindung zu mir brauchte