ZitatWenn ich noch mal eine Grillparty im Garten mache hätte ich gern deine Tochter....vermittelst du sie auch nach weit weg?
Aber klar. Alles eine Frage der Bezahlung
Warnung!
Der nachfolgende Text ist lang!
Mein Mann, mein Auto und ich.
Oder, was nicht vorhandenes Wasser alles anrichten kann
Einst habe ich meinen Voyager geliebt. Er war vollkommen sinnfrei und einfach nur gross und schwarz.
Hat literweise Benzin bei jeder 500 Meter Strecke gesoffen und hatte Platz zum verschwenden, den keiner gebraucht hat.
Es war zu der Zeit noch möglich, sich auf den Strassen einen gewissen Respekt zu verschaffen, mit einem grossen schwarzen Auto.
Passte in keine Parklücke und wenn man in der Garage parkiert hat, konnte man das Teil nur noch durch die seitlichen Schiebetüren verlassen.
Zumindest solange man nicht schwanger war. Dann klemmt man auch da fest, aber das ist eine andere Geschichte.
Unterdessen ist die Kiste 10 Jahre alt und wir haben ein gemeinsames Schicksal. Ich komme nicht von ihr los und die olle Kiste, wie es aussieht nicht von mir.
Obwohl wir beide glücklicher wären, wenn wir getrennte Wege gehen dürften.
Dazu kommt, dass er noch immer säuft wie ein Loch, den Platz benötige ich auch heute noch nicht, heutzutage fährt jede Oma so ein Ding, womit sich auch die Wirkung auf Mitstrassenverkehrsteilnehmer nachhaltig relativiert hat, passt noch heute in keine Parklücke und jegliche Versuche in der Garage zu parkieren habe ich aufgegeben.
Wir wurden gemeinsam älter. Das Auto und ich.
Lief eigentlich auch alles prima mit uns beiden, bis auf wenige Zwischenfälle.
Unterdessen zeigt er nämlich suizidale Absichten (Auto, nicht Mann) und ich wollte mich schweren Herzens von ihm trennen. (Auto, noch immer nicht Mann.)
Entweder hat allerdings mein Auto gespürt, dass ich böse Gedanken habe und wollte mich strafen.
Oder es hat eine Lebenskrise, mit daraus folgenden Suizidgedanken.
Oder es ist halt eben einfach Altersschwach oder noch einfacher, ein blödes Auto.
Vor der Abfahrt bekam ich bereits eine Ahnung, dass irgendwas im Busche bzw. Auto ist.
Ich habe nämlich vor der Abfahrt versucht, den Kofferraumdeckel, bei geöffneten Hundeboxentüren zu schliessen. Dazu noch mit Schwung, wie sich das gehört.
Hat das schon mal einer versucht? Weiss jemand was passiert wenn frau das tut?
Ich schon. Also beides. Ich habe es getan und ich weiss was passiert.
Na? Wer gewinnt? Boxentüre oder Heckscheibe?
Es war es definitiv nicht wert, das Ergebnis experimentell zu erforschen.
Ne, denn es ist ganz simpel, die Boxentüren gewinnen. Auch nicht zu 100% unbeschadet, aber zumindest noch brauchbar und als Sieger.
Die Heckscheibe hat eindeutig verloren.
Eindeutiger geht nicht, denn die gab es nach dem Experiment nicht mehr, zumindest nicht mehr im ursprünglichen Zustand.
Aber wer brauch schon eine sichtfreie Heckscheibe?
Irgendein schlauer Mensch hat ja Aussenspiegel für diese Fahrzeuge erfunden.
Das wird ausreichen müssen für heute.
Zudem finde ich das entstandene Muster ganz hübsch. Wenn auch nicht ganz vom Auffallen befreit.
Kurze Zeit später habe ich mich nachdenklich auf den Weg gemacht.
Solche Zwischenfälle bringen selbst mich zeitweise in eine nachdenkliche Situation, auch wenn diese nicht von langer Dauer sind.
Unser Ziel war etwa 15km entfernt.
Radio ein.
Ach wie schön. Musik!
Richtige Musik mit Tönen und Stimmen.
Zur Erklärung. Ich leide nämlich unter einer akuten Bibi und Tina Neurose. Mit allen dazugehörenden Symptomen, wie aufgestellte Nackenhaare, Schmerzen im Stirnbereich und zuckende Augenlieder.
(Für die Nichtmütter: Bibi und Tina ist eine hochspannende Hörreihe über die unglaubliche Hexe Bibi. Spätestens nach der 20. Wiederholung, unerträglich für langweilig denkende Erwachsene.).
6 Jährige fahren darauf ab und sind während dem Hörgenuss nicht mehr steuer- und manipulierbar.
Ich habe den Fehler gemacht einmal solch ein Hörspiel , in einem akuten Schlechtengewissenschub, meiner Tochter zu schenken.
Ich bin unterdessen so weit, dass ich den Anfangssong auswendig, laut mitsingen kann. Und das ist keine schöne Entwicklung. Sie bereitet mir Sorgen um ehrlich zu sein.
Somit bin ich für jede Bibifreie Sekunde in meinem Auto dankbar.
Und nein, liebe Nichtmütter. Es ist eben nicht so einfach einer 6Jährigen, zugegeben verzogenen Göre, ihren Hörgenuss zu verbieten.
Und nein, da hilft auch Konsequenz nicht immer.
Genauso wenig wie Erpressung oder Drohung in unterschiedlicher Form.
Auch die positive Bestärkung wird Mutter nicht in jedem Fall unbeschadet ans Ziel bringen, auch nicht die Bestechung.
Und am allerwenigsten die Vernunft. Damit sind die Erfolgschancen schlagartig bei 0.
Wie dem auch immer sei.
Sei mir hier einfach geglaubt, dass es nicht immer so einfach ist wie es scheint. Mit 6Jährigen zu klein geratenen Menschen.
Die leben nämlich in seltsamen Welten, die für Erwachsene nicht einfach zutrittsberechtigt sind.
Hier wird der Punkt sein, an dem mir alle Vollblut- und Supermuttis vehement widersprechen werden. Da ich mich aber nicht zu denen zähle, ist mir das wurscht.
Um zurück zum Thema zu kommen.
Irgendwie kenne ich aber das gesungene Lied im Radio. Kamen da schon immer einzelne hohe Töne darin vor? Ich erinnere mich gar nicht daran, was ich aber nicht beunruhigend finde.
Ich erinnere mich an so manches nicht.
Ich entscheide mich, nach gründlichem Nachdenken, das Radio lauter zu drehen.
Ja, eindeutig die sind da!
Aber es werden immer mehr, in immer kürzeren Abständen. Spezielle Interpretation dieses Liedes. Was sie Leute sich alles einfallen lassen?
Lied zu ende, die Töne bleiben. Klingt wie mein penetranter Wecker am Morgen. Auch die Moderatorin spricht mit einer hübschen Lautuntermalung dieser Töne.
Gehören die wirklich zum Programm? Könnte das Radio ja mal ausdrehen, dann lässt sich das evtl. herausfinden?
Radio aus, Wecker klingelt weiter.
Ne, das ist gar nicht das Radio aber was ist es dann? Wecker hab ich keinen dabei. Handy wird nach genauer Kontrolle als Verursacher auch ausgeschlossen.
Etwas ratlos fahre ich weiter. Was klingelt bloss in meinem Auto? Wieso klingelt es in meinem Auto? Wird es irgendwann aufhören?
Genau, das Auto. Kann es sein, dass mein Auto klingelt? Wieso sollte das Auto klingeln?
Benzin hab ich. Türen sind zu. Sicherheitsgurt um. Gut ich hab keine intakte Heckscheibe, aber ob ein Voyager so schlau ist und dies erkennen kann?
Und wenn er es erkennt, kann er das Fehlen einer solchen auch noch anzeigen mit Weckerklingeln? Daran zweifle ich ernsthaft und es kann somit, mit grosser Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.
Aber Moment.
Da waren doch so Lämpchen. Oben sind Lämpchen. Wenn ich mich bemühe und mich gerade hinsetze, kann ich sie sehen.
Da! Genau. Augenblicklich bin ich beruhigt. Ich habe keinen heimlichen Wecker an Bord und das Auto erkennt keine defekte Heckscheibe.
Da blinkt was. Was kann das sein? Komisches Lämpchen und die Bedeutung kann ich bei aller Mühe nicht einordnen.
Soll ich anhalten oder ist das Ganze nicht so schlimm? Auto fährt ja noch, kann somit nicht all zu schlimm sein.
Mann fragen. Gute Idee. Der behauptet ja, er wisse alles.
Und oh Wunder er nimmt sogar das Telefon ab. Das hört er nämlich meist, ganz zufällig überhaupt nicht, wenn die ich anrufe. Oder war es der Akku der sich dann immer soeben entleert hat?
Egal.
Ich gebe dem Manne eine kurze Beschreibung des Tones und meinen Interpretationen dazu zum besten, da ich beim Ton die Priorität setze und beschreibe dann, das rot blinkende Symbol auf dem Lämpchen.
In Echt, ab der Reaktion meines Mannes wäre ich fast in den Gegenverkehr gefahren.
Ja spinnt der, mich durch das Telefon so an zu brüllen?
Ist ja gut ich halte an, aber kann man das auch freundlich sagen? Muss der Herr denn gleich so unfreundlich werden?
Am Strassenrand angekommen, frage ich in aller Ruhe, mit viel Beherrschung noch mal nach, worum es denn gehe, selbstverständlich vergesse ich nicht zu erwähnen, dass ich nicht erfreut über Brüllereien am Telefon bin, selbst dann nicht, wenn ich ihn als meinen Mann geehelicht habe.
Zudem betone ich gleich vorsorglich, dass ich nichts getan hätte, dass das blöde Auto dazu veranlasst hätte, gleich so ein Geschrei zu veranstalten.
Die Heckscheibe erwähne ich aus Rücksicht auf seinen leicht reizbaren Zustand auch erst mal nicht. (Oder war da mein Gedanke eher rücksichtsvoll mir gegenüber?)
Erscheint mir momentan auch nicht notwendig, da ich ja erfolgreich geklärt habe, dass das Auto nicht schlau genug ist, wegen einer fehlerhaften Heckscheibe zu tuten.
Für mein Mann ist der Fall, nach Beschreibung des Lämpchensymbols glasklar.
Ja, ja, manchmal weiss er, in seltenen Fällen mehr als ich.
Das Auto wäre überhitzt und ich müsse die Motorhaube öffnen und nachsehen.
Als er weitersprechen will, unterbreche ich hier erst mal und verlange die Erklärung schrittweise, ich kann mir ja auch nicht so viel gleichzeitig merken.
Das mit der Haube geht klar.
Das kann ich.
Habe ich, so glaube ich, auch schon mal getan.
Ich öffne und gucke mal.
Sehe viel, kann aber nichts einordnen, dafür höre ich etwas mehr.
Da klackerts so komisch.
Heisses Metall meint mein klugscheisserischer Mann, als ich mein Handy für die Hörprobe zum Motor hin halte.
Das hätte ich irgendwann auch alleine rausgefunden, bin ich mir sicher.
Mann:
Wo bist du?
Ich:
Da.
Mann:
Wo ist da?
(Leicht entnervt, meine ich herauszuhören.)
Ich: (
Sehr freundlich und zuvorkommend)
Na in der Pampa. Links und rechts Wald und Wiesen. Pampa halt.
Willst du auch noch wissen welche Bäume ich sehe?
Mann:
(gereizt, ich höre das nun ganz genau)
Du musst Wasser einfüllen. Hast du Wasser? Am besten destilliertes.
(Das weiss der schlaue Mann ja gleich, weil ich ihn mit meiner perfekten Symbollampenbeschreibung kurz davor, bereichert habe.)
Ich:
(Vollkommen neutral)
Klar. Ich fahre täglich literweise Wasser spazieren. Das will ja auch mal raus.
Mann:
(Erfreut)
Gut, dann füll das ein.
Ich:
(Gackernd, denn ich bin echt verblüfft über die Leichtgläubigkeit mancher Männer)
Ich habe kein destilliertes Wasser!
Oder wate mal, ich sehe im Handschuhfach nach.
Mann:
(Sehr gereizt)
Dann nimm halt anderes!
Ich:
(Erstaunt?)
Anderes? Soll ich auf den nächsten Regen warten?
Oder ein Loch graben, in der Hoffnung auf Grundwasser zu stossen?
Cola hätte ich. Geht auch Cola?
Ich habe kein Wasser! Keinen Tropfen.
Mann:
(Beherrscht)
Ohne Wasser geht nichts.
Ich:
Gut, ich werd dann mal Wasser organisieren.
(Ich spüre deutlich, dass ich ihn mal wieder in den humorbefreiten Stunden erwischt habe und bin ehrlich bemüht die Situation zu beruhigen.)
Zu meinem eigenen Schutz füge ich hinzu, dass ich mich melde, sobald ich auf Wasser stosse.
Solange will ich nicht innigst über Telefon mit meinem Mann vereint sein. Irgendwie erscheint er mir doch leicht gereizt. Das hält frau nicht aus.
Mann:
Gut. Nicht FAHREN!
(Leitung tot)
Ist ja gut! Mensch. Männer sind blöde.
Hilft aber im Moment wenig, denn ich stehe wirklich in der Pampa und habe weit und breit kein Wasser. Auf Regen warten will ich nicht, Löcher graben mag ich nicht was tut man da?
Erst mal Haube zu und überlegen. Mit offener Haube fällt man ungemein auf in der Pampa und ich will in meiner peinlichen Situation nicht noch Mitreisende auf mich aufmerksam machen. Wer weiss, ob die nur Gutes im Schilde führen.
Nicht fahren, hat der Mann gemeint. Aber Radio einschalten darf ich bestimmt, das hängt hoffentlich nicht am Wasser dran. Ganz sicher bin ich mir da aber nicht.
Radio ein und dabei mache ich eine revolutionäre Entdeckung. Das Schreihalssymbol blinkt und tutet nicht mehr.
Interessant. Kann es möglich sein, dass sich das Problem von alleine behoben hat?
Nicht fahren! Hat er gesagt. Gilt das auch wenn nichts blinkt und tutet?
Oder nur in dem, dem Manne von mir eben beschriebenen Ausnahmezustand des Autos?
Ach was solls, er ist ja nicht da,
sagen werde ich es ihm bestimmt nicht, ich bin auf mich alleine gestellt und nach Regen sieht es auch nicht aus.
Motor an und weiter. Prima, der fährt! Richtig gut sogar. Ja, das hat er auch vorhin getan, aber er ist ruhig dabei.
Ich fühle mich gerettet und hinterfrage, weshalb mein Mann mir den Mist mit dem NICHT FAHREN! angegeben hat. Scheint ja alles ok zu sein. Wer brauch schon Männer?
Zumindest für die nächsten 200m heult das Auto nicht. Dann sind wir wieder beim Ausgangspunkt des anfänglichen Desasters..
Der Voyager schreit schlimmer als zuvor und Wasser hab ich noch immer nicht.
In der Pampa steh ich auch noch. Mist. Der einzige Vorteil ist, dass ich weiss, weshalb der schreit.
Haube auf, gucken, hören, staunen.
Jetzt weiss ich es. Schlau wie ich bin, erkenne ich schlagartig, dass sich der Motor abkühlt, wenn ich die Haube öffne und wenn er abgekühlt ist, ich 200 Meter weiterfahren kann.
Das ist die Lösung.
Haube auf, abkühlen, weiterfahren, Haube auf, abkühlen, weiterfahren...
In 3 Stunden (geschätzte Zeitangabe) bin ich sicher wieder in der Zivilisation. Wenn das weiterhin so gut läuft.
Tatsächlich. 24 Stunden später(gefühlte Zeitangabe), erreiche ich die ersten Häuser.
Häuser müssen Wasser haben. Klingeln und fragen.
Gesagt getan, die Besitzer haben vermutlich einen seltsamen Eindruck gewonnen, als ich mich nach einem grossen Gefäss erkundigt habe, gefüllt mit Wasser. Ich hätte alles genommen, selbst Plastiktüten gefüllt mit dem kostbaren Nass.
Ich habe mich allerdings nicht getraut nach destilliertem Wasser zu fragen, sonst hätte er mir bestimmt die Tür vor der Nase zugehauen.
Der eine liebe Bewohner hat die komische, an seiner Haustüre klingelnde Frau dann aber ausgestattet mit einer Giesskanne, gefüllt mit frischem Wasser.
Und er hat auch nicht vergessen zu erwähnen, dass ich das Wasser haben könne, er aber die Giesskanne wieder haben möchte.
Ich konnte mir im letzten Moment noch verkneifen zu erwähnen, dass ich tatsächlich versucht hätte, die Giesskanne obendrauf in den Motorraum zu quetschen, und ich ihm unendlich dankbar wäre, dass er mich in letzter Sekunde von dieser Tat abgehalten hat.
Was bin ich stolz!
Zurück zum Auto, Mann anrufen wohl oder übel, ich weiss ja nun nicht was mit dem vielen Wasser zu tun ist.
Ich:
(In angemessener Freundlichkeit)
Ja, ich hab das Wasser.
Mann:
(Nicht angebracht misstrauisch und neugierig)
Was hast du die ganze Zeit getan?
Ich:
(In angemessener Unfreundlichkeit)
Wasser organisiert
Mann:
(Leicht überheblich)
Wie denn?
Ich
(klar unfreundlich)
Ist ja egal, das erkläre ich später, ich habe Wasser aber kein destilliertes und will hier weiter weg als 200Meter.
Mann:
( Ich meine, nach wie vor leicht überheblich, dazu meine ich, eine Spur von Arroganz zu hören, die meinerseits nicht gut ankommt, nach der Wasserschufterei)
Na, besser als nichts. Mach die Haube auf.
Ich:
(Zwischen klar unfreundlich und leichter Resignation))
Jaja,. Haube ist auf.
Mann:
(Sich sicher fühlend und mit der Überzeugung, dass er das ausgezeichnet meistert. Männer eben)
Gut, siehst du die Öffnung für das Kühlwasser?
Ich: (
Blöde guckend)
Ne!
Mann:
(schon wieder leicht gereizt)
Vorne rechts, müsste es einen Schraubdeckel haben
Ich: (
blöde guckend)
Ne!
Mann
(gereizt)
Doch! Vorne rechts, Schraubdeckel, aus Metall, silberfarben.
Ich:
( Mit plötzlichem Anflug von Fröhlichkeit)
Na in Gold hätte ich den sowieso nicht erwartet.
Mann:
(stark gereizt)
Hör auf damit oder ich hänge auf
Ich
(leise murmelnd)
Blödsack
(etwas lauter)
Ja, ja, schon gut, ich glaube, ich vermute, ich nehme an, dass es evtl. so ein Ding da haben könnte.
Mann:
(Befehlend)
Aufschrauben. Aber mit Tuch, da ists heiss.
Ich:
(Entsetzt und ratlos)
Tuch? Wo soll ich ein Tuch hernehmen? Warte mal
(Tuchsuchend und erfolgreich mit Brotbeutel, der ja tuchähnlich ist, aus dem Voyager auftauchend)
Habe ein Tuch.
Mann:
(Männlich eben)
Ja. Dann aufdrehen!
Ich (fasziniert über die Zweiwortsätze meines Mannes)
Ok, ist offen.
Mann:
( Noch immer alles im Griff habend)
Füll das Wasser ein und pass auf, dass es nicht überkocht. Dann fährst du in die Garage.
Ich.
(Erleichtert, aus dem Desaster heile raus zu kommen)
Gut mach ich, wenn es nicht klappt melde ich mich wieder.
(Hierbei verschweige ich ihm, dass ich eher mein Auto (Automat mit 2t) heimschieben werde, als noch mal an zu rufen.
Mann:
Gut.
Leitung tot.
Welche Garage meint er bloss? Die zu Hause oder soll ich in eine Autogarage? Was macht mehr Sinn? Auto in eigener Garage ausruhen lassen von den Strapazen oder in die Werkstatt bringen damit die erste Hilfe leisten können? Mir und dem Auto.
Ist ja egal, da mache ich mir dann danach Gedanken darüber. Erst das Wasser.
Verschluss ist auf, ich hoffe inständig, dass es sich um die korrekte Öffnung handelt und giesse das frische Wasser ein so gut das eben möglich ist.
Das schon mal versucht? 2cm Kühlwasseröffnung mit einem Giesskannenrohr von 50cm (geschätzter Wert) Länge zu treffen?
Das geht eh nicht lange gut. Der gute Voyager scheint gewaltigen Durst zu leiden und in sekundenschnelle kocht alles über was ich einfülle.
In einer panikartigen Reaktion knalle ich den Deckel wieder obenauf, damit mir das so hart erkämpfte, kostbare Wasser erhalten bleibt, das sich bereits im Inneren meines Autos befindet.
Ich horche und bemerke erfreut, dass sich das furchtbare Gegurgel und Zischen mit der Zeit zu normalisieren scheint. Also Deckel wieder auf und weiter füllen.
Was ich nicht einberechnet habe, dass der Deckel durch den kochendheissen Dampf meines Autowassers, unterdessen genauso heiss ist, wenn nicht heisser.
Ich verbrenne mir somit alle 10 Finger in Sekundenschnelle, da ich ja beide Patschen dranhalten muss, schreie beherzt auf und sehe zu, dass meine Finger da wegkommen.
Staunend beobachte ich meine knallroten Fingerspitzen, die höllisch schmerzen.
Reaktionsschnell wie ich bin , fällt mir rechtzeitig ein, dass ich das Wasser der Giesskanne zweckentfremden kann und zur Kühlung meiner geschundenen Finger einsetzen kann.
Finger in der Giesskanne, sitze ich am Strassenrand und betrachte böse meinen Voyager. Mit Tränen in den Augen denke ich an einen neuen FIAT doblo und wie entspannt unser Zusammenleben doch sein könnte.
Als sich die Finger beruhigt haben, fülle ich das restliche Wasser ein, knalle bedeutend heftiger als nötig die Motorhaube zu, werfe bewusst rücksichtslos die Giesskanne auf den Beifahrersitz und fahre 50m weiter, zum Kannenbesitzer um selbige abzugeben.
Der kommt herbeigeeilt als ich anhalte, guckt sich hocherfreut seine wiedergewonnene Giesskanne an, um zu kontrollieren, ob ich ihr was angetan habe und meint:
„Fräulein, sie verlieren da Wasser. Ganz schön viel. Da ist schon ne Pfütze.“
Ich beginne mit meinen Atemübungen, zähle von 10 rückwärts, bedanke mich überschwänglich, zeige ihm, unverdientermassen hinter dem Rücken den Stinkefinger und trete im vorbeigehen, gemein mein Auto in seinen Pneu. Knalle die Fahrertür deutlich heftiger als nötig zu und fahre los.
Nach Hause zu meinen Hunden ohne unnötige Zwischenstopps.
Ich mag nicht in die Autogarage fahren und einem Haufen besserwisserischen Männern erklären, weshalb mein heckscheibenbeschädigtes Auto Pfützen bildet unter sich.
Weshalb ich zugepflasterte Finger habe, obwohl ich versucht habe unauffällig nur die aufgeplatzten Blasen zu verkleben.
Ich mag nicht in erheiterte Gesichter sehen, aus denen ich deutliche Botschaften interpretieren kann.
Dann ich kann meinerseits nicht garantieren, dass mein Nervenkostüm noch so stabil ist, dass alle Beteiligten dieses Szenarium heil überstehen.
Ne! Ich gehe nach Hause, setze mich in meinen geliebten Stuhl, selbstverständlich mit selbständig organisiertem kalten Getränk , lege meine Füsse hoch und hole einen meiner vertrauten Eisbeutel aus dem Eisfach für meine geschundenen Finger.
Mein Sessel versteht mich. Ich weiss das ganz genau.
Und nehme mir vor, gleich morgen einen Kanister mit Wasser an Bord zu nehmen und ihn für alle Fälle nie wieder aus dem Auto zu entfernen.
PS: Für die Interessierten: Der Voyager leidet unter akutem Wasserverlust, durch eine schmerzhaft defekte Wasserpumpe. Wir werden leider den Kampf um ihre Erhaltung verlieren.
Zugleich hat sich der Keilriemen infiziert und wird vermutlich nicht gerettet werden können.
Ich werde aber versuchen dem Auto zu helfen, denn mein geschätzter Mann ist der Meinung, dass sich das durchaus lohne.
(Ich verkneife mir an dieser ausschlaggebenden Stelle, jeglichen Kommentar. Und ja, ich wollte ihn mal haben (das Auto) und habe solange gebockt, bis ich ihn bekommen habe (Auto). Aber ich wollte ihn (...)doch nicht für 10 Jahre haben!)
Repariert wurde er noch nicht, das hat Zeit.
Ich fahre aber unterdessen prophylaktisch zwei wassergefüllte 5l Kanister spazieren..
Der Wasserverlust beträgt ca.4.5l in einer Stunde.
In der Praxis sieht das so aus, dass ich vor jeder Fahr gewissenhaft Wasser einfülle und falls der Aufenthalt am Zielort zu lange dauert, wird das Ritual vor der Weiterreise penibel wiederholt.
Wo wir stehen und parkieren, bilden wir unsere gewohnte Pfütze, mittig zwischen den beiden Vorderreifen.
Ich werde nie wieder seltsame Menschen, die mir unbekannt sind, um Behälter, gefüllt mit Wasser bitten müssen.
Meine Hunde leiden in der Sommerhitze allerdings nie Durst, selbst in den wasserfreien Gebieten nicht.
Mein Voyager und ich. Wir werden uns wohl noch eine Weile erhalten bleiben. Denn mein Mann sieht keinen Grund für eine Trennung.
Im Bezug auf das Auto, nicht auf mich.
Meine Meinung dazu wollte er allerdings nicht hören...
Die Heckscheibe wurde ersetzt, da dies etwas auffällig wäre, meint mein Mann.