Ich habe mich auch schon gedanklich damit auseinandergesetzt, ob ich das Thema BARF mit meinen Beiträgen treffe
Ich möchte euch die Teppichgeschichte nicht vorenthalten, aber ich tröste niemanden, der heult weil er enttäuscht ist
Teppichreinigung
Oder weshalb man Kind und Hunde bei einer Teppichreinigung beurlauben sollte.
Man benötigt:
1 Wollteppich Handgeknüpft, um die 50kg schwer, hellbeige
1Garten
1 Terrassentüre
Einen IKEA Gartentisch, ausziehbar bis 2m
Ein Gartenschlauch mit Gardena Handspritze
1 Million Liter Wasser
Teppichschaum, drei Dosen
Kinder und Hunde, bestenfalls mehrere davon
Pflaster und kalte Getränke
Starke Nerven und etwas vorteilhaften Missmut seinem eigenen Mann gegenüber
Ein Tatsachenbericht über eine mehr oder minder erfolgreiche Teppichreinigung.
Die Umstände.
Der schöne, einstmals teuere Wollteppich wohnt schon lange bei mir. Er hat ein gewisses Hausrecht, denn er war vor Mann und Kind bereits da.
Es ging ihm gut, bis sich die Familienumstände geändert haben. Damit begann das sich anbahnende Drama um den schönen Teppich.
Genauer, mit meinem Mann begann das Drama, wie so oft.
Nein, ich möchte hier keinerlei Schuldzuweisungen machen, ausser meinem Mann gegenüber.
Ich will es erklären:
Wenn er nicht wäre gäbe es kein Kind, das mit viel Ausdauer diverse Materialien auf meinem Teppich verteilen würde.
Ob nun in flüssiger, in fester oder in Pulverform ist ihr dabei egal. Auch die Farbgebung der Materialien spielt keine Rolle. Wichtig ist einzig, dass möglichst viel von welchem Zeugs auch immer, darauf verteilt wird. Und gut sichtbar bleibt.
Gut, Tom ist da auch nicht eine grosse Unterstützung den Teppich am Leben zu erhalten. Er ist dem Kind ziemlich ähnlich und verfolgt insofern auch dieselben Ziele. Dazu kommt, dass er den Teppich gerne als Zwischenmahlzeit angesehen hat, besonders zu den handgedrehten Fransen hat er eine tiefe Zuneigung entwickelt.
Aber er ist noch immer hübsch, auch wenn stellenweise die Fransen fehlen. (Der Teppich, nicht der Hund)
Ich haben mir angewöhnt zu behaupten, dass dies so ein müsse, wenn ich direkt oder indirekt darauf angesprochen werde.
Das ging nun über Jahre so, bis zum heutigen Nachmittag. Da hatte das ganze Drama ein Ende, da ich mich dazu entschlossen habe, ihn zu erlösen von all den Materialien, die er unfreiwillig beheimaten muss.
Ja, ich wollte ihm seine Freiheit wiedergeben.
Was tut da Frau von Welt? Ein wenig Kreativität und Muskelkraft, ein bisschen Fantasie und etwas an Material dann wird das schon.
Ich finde eigentlich, dass ich recht nett bin, denn da mein Mann schuld an allem hat, müsste er sich eigentlich darum kümmern.
Den Teppich ( 2.60m mal 2m ziemlich genaue Schätzung) zum reinigen ins Freie tragen.
Gut, diese Aufgabe fordert ja nun wirklich noch nicht ungemein und so wird
das Teil zusammengerollt und durch die zu enge Terrassentür ins Freie geschleift, gezerrt, gezogen und ab und zu geflucht.
Zeitweise mit Passagier obenauf, denn Tom fand das ungemein witzig, sich da drauf zu setzen und einen letzten Kampf mit dem Teppich auszufechten.
Es war mir nicht möglich dem Teppich zu Hilfe zu eilen, denn ich war damit beschäftig meine Finger, die zwischen Terrassentür und Teppich festklebten irgendwie, ohne allzugrossen Blutverlust wieder rauszuschrabben.
Nicht weiter schlimm, ich will den Teppich ja sowieso sauber machen.
Irgendwann, etliche Schrammen und enormen Wollverlust später, hatte ich das Teil erfolgreich im Garten platziert.
Schön, dass wir ab und zu sinnlos bei IKEA einkaufen, denn welche 3 Köpfige Familie mit Hunden benötigt schon einen Tisch den man auf 2m Länge ausziehen kann? Genau, wir! Für die Reinigung des Wollteppichs.
Hund schläft auch sehr gerne da auf dem Tisch, aber ihm hätte auch ein kurzer Tisch gereicht.
Womit wir erfolgreich beim nächsten Problem wären.
Ich hatte es auf den Tisch abgesehen und war so schlau, dass ich ihn in den Rasen ziehen wollte um meinen treuen Teppich darauf zu platzieren.
Tucker sah dies nun aber ganz anders. Logisch. Ich wollte mich ja mit seiner Liegestätte aus dem Staub machen.
Ich mühe mich ab, einen 300kg (geschätzter Wert) schweren Tisch, aus dem 3m (ebenfalls geschätzter Wert) tiefen Kiesbett der Terrasse zu schleifen, als Tucker sich dazu entschliesst seinen geliebten Liegeplatz zu verteidigen, und sich in gewohnter Agilitymanier mit einem beherzten Sprung oben rauf setzt.
Da der Tisch aber schon eine beachtliche Schräglage eingenommen hatte, will ich wie eine Irre am einen Ende gezogen habe, kam es wie es kommen musste.
Tucker verliert das Gleichgewicht, wendet sich vertrauensvoll an mich, um sich auf mir zu retten.
Seine Rettung ist mein Untergang, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich verliere durch Tuckers gewonnene Gleichgewicht auf mir, mein selbiges und klatsche Kopfüber inklusive Tisch auf das Kiesbett.
Tucker hat sich beherzt mit einem Sprung über meinen Rücken gerettet.
Ich habe versucht die Situation erhaben zu meistern. Erstens waren die Knie schob blau, zweitens habe ich nicht vor in den nächsten Tagen in die Nähe eines Spiegels zu kommen, drittens ist Eis eh alle, viertens welchen Schaden kann ein Tischbein in den Rippen schon anrichten und fünftens man gewöhnt sich an fast alles..
Der Tisch ist dann endlich, mit schleifen und ziehen auf dem Rasen angekommen und irgendwie haben Tucker und ich es geschafft, mit vereinten Kräften, den ollen Teppich darauf zu parkieren.
Da nun alles vor Ort ist, wird nur noch der Gartenschlauch mit der Spritzpistole, oder wie die Dinger sich auch immer nennen mögen, und eine Menge Teppichschaum benötigt.
Bleibt noch zu klären ob nun der scharfe Strahl eingestellt werden soll oder die etwas humanere Variante, bei der das Wasser dafür im umkreis von 200m (geschätzter Wert) spritzt.
Mutig entschlossen wähle ich die eindeutige Variante und schiesse meinen ersten Wasserstrahl auf meinen treuen Teppich ab.
Womit ich nicht gerechnet habe, dass das Wasser durch die Wucht des Auftreffens, selbstverständlich nicht nur in die eine Richtung spritzt, sondern in alle anderen auch. Vorzugsweise aber in meine Richtung. Nach wenigen Sekunden bin ich klatschnass der aber Teppich weitgehend trocken.
Erste leise Zweifel schleichen sich über Sinn und Unsinn meines Vorhabens ein.
Was veranlasst Frau auf die Idee zu kommen, einen blöden Wollteppich auf dem IKEA-Tisch, im Garten mit Gartenschlauch zu reinigen?
Ich weiss es bis heute nicht, bemühe mich aber nicht übermenschlich nach einer sinnvollen Antwort.
Beim Gedanken, den stellenweise überschwemmten Teppich wieder vom Tisch, durch die Terrassentüre, an seinen Platz zu schleifen, ziehen, zerren, würgen und stossen bringt mich meinem Ziel aber wieder näher.
Irgendwo hatte meine Tochter doch noch ne Taucherbrille für die Badewanne. Dann könnte ich wenigstens bei der ganzen Sauerei sehen was ich anrichte.
Die Idee zeigt sich als geniale Eingebung und so stehe ich kurz drauf klatschnass, mit Taucherbrille und Gartenschlauch vor meinem IKEA Tisch mit Wollteppich.
Den Schnorchel konnte ich auf die Schnelle leider nicht finden und beim Gedanken an die Anwohner war ich nicht allzu erschüttert darüber.
Ich kann es nicht ganz vermeiden, dass ich tief im Inneren hoffe, dass sämtliche Nachbarn mit Aufgaben ausser Hause beschäftigt sind.
1 Million Liter Wasser später, war es dann soweit geschafft, dass auch der dumme Teppich seine verdiente Ration an Wasser abbekommen hatte.
Der Rasen konnte sich auch nicht beklagen über allfälligen Durst, der Apfelbaum daneben auch nicht, die Hecke etwas weiter weg genauso wenig und der 50 Meter entfernte Gemüsegarten der Nachbarn am allerwenigsten.
Es war an der Zeit den Flecken den Kampf anzusagen. Mit Teppichschaum.
Sehr viel Teppichschaum. Hilft es nicht, schadet es bestimmt auch nicht.
Ich habe 3 Dosen davon, mehr oder weniger erfolgreich auf dem Teppich verteilt.
Solche Aktionen stehen selbst bei mir nicht immer auf der Tagesplanung und darum wollte ich das Teil gleich gründlich einschäumen.
Tisch, Rasen und Apfelbaum haben auch die ihnen zustehende Ration an Teppichschaum abbekommen. Und sind garantiert nun fleckenfrei. Ich hoffe, sie überleben es.
Wenn nicht, wäre das ein Grund der Herstellerfirma eine Reklamation zukommen zu lassen.
Eine weitere Million Liter Wasser später, war dann das ganze Schaumzeugs verschwunden und abgewaschen.
Zurücktreten und Werk bewundern.
Gut, die blaue Farbe vom Kugelschreiber, den Tucker genüsslich darauf zerkaut hatte, seine blauen Pfoten hatten ihn seinerzeit verraten, ist noch da.
Das Blut des letzten Knochens, den Tom heimlich eingeschleust hatte, ist auch noch da. Evtl. eine Nuance heller? Oder nicht?
Die Wasserfarbe, die Töchterchen darauf verteilt hatte, weil sie dringend im Fernseher was nachsehen musste, ist auch noch irgendwie da.
Die Fransen sind durch das Überschwemmen des Teppich nicht freiwillig nachgewachsen.
Die Tomatensosseflecken, die ich persönlich darauf verteilt hatte, weil ich über meine eigenen Füsse gestolpert bin, als ich dringend im Garten was nachsehen musste, mit der Pfanne in der Hand, sind noch da.
Aber ich muss zugeben, so sauber war der schon lange nicht mehr. Ich bin ganz stolz auf mein Werk.
Irgendwie ist das helle beige, na ja, beiger als vorhin. Oder ist einfach der weisse Teppichschaum noch nicht ganz raus?
Ne, passt schon.
Prima.
Saubere Sache, so kann das bleiben.
Wie lange der wohl hat zum trocknen?’
Da ich ja nicht vollkommen in einer eigenen Welt lebe, ist mir bewusst, dass das sicher bis morgen dauern wird. So ein Teppich mit ca. 700 Litern (geschätzter Wert) vollgesogener Teppich trocknet nicht in zwei Stunden.
Denke ich zumindest. Etwas länger wird es dauern.
Hunde vom hochinteressanten Teppich verscheuchen und den Teppich im Garten seinem Schicksal überlassen.
Der Rasen, bzw. der nasse Acker unter und neben dem Tisch wird schon von alleine trocknen.
Entspannte 10 Minuten später höre ich meine Tochter wie von Sinnen im Garten lachen. Schön, denke ich erfreut, sie amüsiert sich.
Das gute Kind lacht weiter und weiter. Zeitweise mache ich mir Sorgen, ob ihr etwas fehlen könnte, verwerfe den Gedanken aber schnell wieder, denn solange sie nicht brüllt, wie bei 6Jährigen üblich, wird schon alles seine Richtigkeit haben.
Weitere entspannte 2 Minuten später, mit dem Gekicher der Tochter im Ohr, das langsam, ein klein wenig nervig wird, fällt mir auf, dass beide Hunde fehlen.
Schön, denke ich erfreut, die amüsieren sich.
Hab ich nicht ne tolle Familie, so schön beschäftigt alle und fröhlich.
Eine weitere weniger entspannte Minute später, mit einer gackernden Tochter im Ohr und tobenden Hunden, kommen in mir langsam leise Zweifel auf.
Soll ich mal nachsehen? Oder doch nicht? Will ich es wissen? Oder bin ich ganz glücklich wenn ich nichts weiss?
Die Entscheidung wird mir eine unentspannte halbe Minute später von einer kreischenden Tochter abgenommen.
MAAAAAAAMAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!!!!!!! SCHAU WAS DER TOM GELERNT HAT! Gacker, kicher, blöck kreisch und wieher...
Meine leisen Zweifel verstärken sich langsam zu dem wohlbekannten unangenehmen Gefühl, das langsam aber sicher Besitz von meinem Hirn ergreift. Kann mich aber soweit zurückhalten, dass ich meine Atemübungen noch nicht praktiziere.
Ich schleife mich, Böses ahnend nach draussen um zu sehen, was der Tom denn bemerkenswertes gelernt hat.
Was mir selbstverständlich sogleich von einem stolzen Kind und einem Ball fixierenden Hund präsentiert wird.
Gelernt hat das Tomtier mit hingabevoller Hilfe meiner Tochter wie man die Tischplatte erfolgreich erklimmen kann..
Und das war ganz einfach. Nachdem das Tomtier seine Pfoten 9865 mal (geschätzter Wert) im Schlamm unterhalb des Tisches eingematscht hatte, nahm mein goldiges Kind den Hundeball und hat Tom mit viel Gefühl, Hingabe und unter Einsatz diverser Hilfsmittel, dazu gebracht auf den Tisch zu springen. Tucker könne das ja schon lange, dem müsse sie nicht mehr zeigen, wie das gehe, er mache es vollkommen freiwillig. Und führt das auch gleich vor.
Rauf – runter. Rauf – runter. Rauf – runter...
Suuuuuper! Ich bin hocherfreut. Meine Tochter kreativ und der Hund lernfähig.
Wer hätte es gedacht.
Unterdessen sitzen alle drei, zugegebenermassen sehr glücklich, auf dem eingeweichten Teppich und geben sich alle erdenkliche Mühe, dass das dunkle Braun des Matsches, gleichmässiger auf meinem geliebten, hellbeigen, frisch eingeweichten Teppich verteilt wird.
Denn so einzelne Pfotenabdrucke sehen doof aus, findet mein Engelchen.
Gleichmässig braun sei dann doch viel besser und schöner.
Ich war mal wieder bei meinen Atemübungen, die ich bereits fast zur Perfektion beherrsche.
Kind anbrüllen? Hunde anbrüllen? Umdrehen und gehen? Heulen?
Alkohol?
Ich habe mich dann für den Fotoapparat entschieden, damit ich beweisen kann, dass mein Leben so verläuft wie es eben verläuft.
(Selbstverständlich den billigen, kleinen, der miese Fotos mach, denn mein Mann hat sich heute wortlos, den Guten geschnappt).
Zudem habe ich dem Töchterchen untersagt, diese Übung ein weiteres Mal mit den Viechern durchzuführen, zum Schutze meines, nun eher braunen Teppichs.
Seit diesem Zeitpunkt hat sie es nur noch weitere 2565232 Mal (geschätzter Wert) gemacht, mit der Überzeugung, dass Mutter das ganz sicher nicht mitkriegt.
Ich werde lernen müssen, dass keine Rettung in Sicht ist und dass ich mein mir zugeteiltes Schicksal ertragen muss.
Aber schuldig bleibt mein Mann.
Wenn der nicht wäre, wäre mein Teppich noch sauber (zumindest an gewissen Stellen),
somit müsste ich nicht mit Taucherbrille und Gartenschlauch selbigen reinigen und ich bräuchte keinerlei Atemübungen zu perfektionieren.
Wäre mein Leben einfacher, wenn ich ihn los werde?
Wenn ja, Mann oder Teppich?
Wären meine Probleme gelöst? Fragen über Fragen...
Da sitze ich, in meinem Stuhl zu dem ich langsam eine ganz besondere Beziehung aufbaue und denke, mit kaltem Getränk in der Hand, die weniger brennt und das ich mir selbstverständlich alleine organisiert habe, über mein Leben nach.
Nein, ich erwarte keine Antworten darauf. Ehrlich.
Nicht mehr heute.
Morgen ist auch ein Tag.