Ihr seid so lieb mit mir
Soll ich wirklich riskieren, dass mir sämtliche Männer danach feindlich gesinnt sind?
Die Geschichte ist aber nicht amüsant. Sie beschreibt eher die Tragik des Lebens einer Frau
cazcarra
Ne, neimals wird sort nachgesehen werden, wo sich diese diversen Utensilien verbergen
Die folgende Geschichte ist aber etwas persönlich, ganz ehrlich! Und vollkommen OT.
Dies soll nur als Warnung für alle lesenden erwähnt sein.
Morgens, halb 6 in der Schweiz
Oder: Was investiere ich in einen harmonischen Tag?
Ich werde über mein morgendliches Schicksal als verheiratete Frau berichten.
Wie werde ich zur schlechten Ehefrau oder warum bereits um halb 6 die meisten in der Familie schlechte Laune haben.
Unschwer zu erraten, um halb 6 begann das sich anbahnende Desaster.
Anfangs noch völlig harmlos.
Ich war selig am schlafen, als ich sanft aus dem Schlafe gerissen wurde.
Wiederspruch in sich. Der aber einfach zuklären ist.
Erst mal waren es nicht die Hunde, da hätte ich im Notfall noch ein Auge zugedrückt, nein es handelt sich um meinen Mann der das unkontrollierbare Bedürfnis hatte, mich zu wecken. Selbstverständlich mit fehlendem Notfall.
Mann war, oder ist noch immer, der Meinung, dass das Wecken sehr sanft war und ich bestehe darauf, dass er mich aus dem Schlaf gerissen hat.
Ist es schon zu erkennen, weshalb etwas später alle schlechte Laune haben und sich jeder im Recht fühlt?
Der immerwährende Zwiespalt zwischen Mann und Frau.
Männer können nicht zuhören, was ihre Frauen ihnen sagen.
Ja, also Mann grabscht rüber um halb 6 und ist mit der inneren Überzeugung, alles richtig zu machen auf meine Seite gerutscht.
Ja, ich weiss, Männer brauchen viel Nähe und all den Kram, aber hat da schon mal jemand die Frauen gefragt? Wie sieht es denn bei uns aus, so morgens um halb 6? Schlafen da Spuren von Nähe und Zuwendung im Bezug auf den Mann nebenan?
Die Erwartungshaltung des Mannes ist ja, dass Frau freudig überrascht über den morgendlichen Übergriff, sich in seine Arme wirft und ihn mit Zärtlichkeiten überschüttet. Klar würde ich ja auch! Und sogar noch einigermassen freudig.
Aber muss es denn um halb 6 sein?
Bei 30 Grad Raumtemperatur?
Wenn ausnahmsweise der Wecker mal nicht klingelt?
Wenn das Kind netterweise in seinem Bett ausgeharrt hat und sich nicht klammheimlich ins elterliche Bett geschlichen hat? Und nicht nach Frühstück schreit, weil es ansonsten in den nächsten 1.5 Sekunden stirbt am Hungertod?
Wenn beide Hunde zufrieden schlafen und nicht dringendst um halb 6 rausmüssen?
Wenn der nette Nachbarshund, ausnahmsweise mal die Klappe hält und nicht das ganze Quartier über seine Anwesenheit im Garten informieren will?
Muss es denn genau an diesem Morgen sein? Kann es nicht irgendeiner sein, ausser diesem?
Nein. Kann es nicht. Es muss genau dieser sein, zumindest aus der Sicht meines Mannes.
Ja, was macht man da als Frau? Sich in sein Schicksal fügen und gute Miene zum bösen Spiel? (Sorry für das „böse“ Spiel...!)
Nein. Ich bin ja eigenständig und wenn ich nicht will, dann will ich nicht.
Da ich nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen möchte, brumme ich nur mal böse und rutsche etwas weiter weg. Das hätte ich mir allerdings schenken können, denn es hilft wenig.
Im Gegenteil. Mann sieht das als Aufforderung gleich nachzurutschen und noch ein wenig mehr Wärme zu verbreiten.
Somit muss ich etwas klarer reagieren. Also nuschle ich, Finger weg und rutsche noch ein Stück weiter, drehe mich zugleich weg Richtung Tür, und versuche so den etwas lästigen Mann im Hintergrund loszuwerden.
Wer hätte das erwartet? Hilft natürlich auch wenig, nein er meint ich wolle schon etwas Nähe, ich wisse das nur noch nicht.
Klar. Darum rutsche ich ja auch noch ein Stück und bekomme zugleich ein Problem. Das Bett hat ein Ende. Wenn ich weiterrutsche, dann fall ich runter und knalle mit dem Kopf auf den Nachttisch. Super.
Alternative?
Mann klebt noch immer an mir, wie festgewachsen. Ich habe viel Geduld wenn es sein muss. Ehrlich.
Nun ist aber auch die, ähnlich dem Bett bald mal zu ende.
Ich will doch nur schlafen am liebsten noch auf dem Bett ohne hässliche Beulen am Kopf und dazu nicht unnötig angewärmt werden.
Um das zu erhalten muss ich aber anscheinend deutlicher werden, denn Mann kapiert noch immer nichts. Ist heute Morgen wohl zu viel verlangt.
Was soll ich tun?
Auf den Boden umziehen mit Kopfkissen und Decke?
Tom zu Hilfe rufen?
Dem Mann eine runter hauen?
Treten?
Lügen und behaupten, dass ich einen Termin um 5:45Uhr habe?
Ihn grob anschnauzen?
Laut schreien?
Fernseher einschalten oder Buch hervorholen?
Einkaufsliste aufsagen?
Urschrei perfektionieren?
Beiläufig erwähnen dass es Zeit für einen weiteren Hund ist?
Singen?
Ihm erklären, dass ich mir ein Leben als Hausfrau, mit frei wählbaren Arbeitszeiten wünsche? Dazu aber meinen Job schnellstmöglich aufgeben müsse?
Staub saugen?
Erwähnen, dass es Zeit wird die Hunde, die im Bett schlafen mal wieder zu entflohen?
Das Problem bei all den Möglichkeiten ist, dass er bestimmt humorfrei reagieren wird und beleidigte Leberwurst für den Rest des Tages spielt, wenn ich eine dieser Varianten in Betracht ziehe.
Andersrum interessiert es ihn ja auch nicht wirklich wie es mit meiner Befindlichkeit oder meinem Humor steht oder?
Und ich muss handeln, sonst fall ich wirklich runter. Der Kopf hängt bereits über dem Bettrand und ein Bein und ein Arm ebenso. Oder doch nicht. Ich hänge ja unfreiwillig in einer warmen Umarmung meines Mannes.
Dazu kommt, dass ich unterdessen hellwach bin und leicht stinkig werde.
Kind und Hunde sind auch keine Hilfe, obwohl ansonsten alle neben meinem Bett stehen, wenn eine Feder auf den Boden fällt. Vorzugsweise nachts um 2Uhr.
Heute selbstverständlich nicht.
Aber unterdessen ist wohl alles egal, denn wenn ich mich nicht in mein Schicksal fügen möchte, was ich nicht vor habe, dann habe ich bestimmt einen Mann, der die nächsten 24 Stunden nur noch verhalten mit mir sprechen wird. Oder evtl. gar nicht mehr. Glück oder Unglück?
Hilfe ist nach wie vor keine in Sicht, weder in Form eines Hundes, noch eines Kindes.
Weshalb die ausgerechnet dann tief und fest schlafen müssen, wenn man ihre Anwesenheit zu dieser Zeit, ausnahmsweise mal gutheissen würde, weiss ich auch nicht.
So komm ich nicht weiter. Wenn sich was ändern soll, dann nur noch mit beherztem Körpereinsatz, anders lässt sich das Problem Mann nicht mehr lösen.
Mir bleibt also nur, mich mit vollem Körpereinsatz aus meiner misslichen Lage zu befreien. Wie diese körperliche Befreiungsaktion im Detail ausgesehen hat, weiss ich nicht mehr, es ging zu schnell.
Nur soviel. Meine Verdrehungen hätten jedem Harakiri- Meister alle Ehren gemacht.
Mann war dermassen überrascht, dass er keine Chance auf Reaktion hatte. Und sich völlig verblüfft in sein Schicksal fügen musste. Lief eigentlich auch alles nach Plan ausser, dass ich mir selbstverständlich nicht nur den Kopf am Nachttisch angehauen habe, sondern auch noch mit beiden Knien auf den Boden geklatscht bin.
Mein rudernder Ellbogen ist direkt in Mannes Nase gelandet, was ihn schlagartig aus seiner Überraschungsstarre gerissen hat.
Wobei ich wirklich betonen will, dass das keine Absicht war. Ehrlich. Ich hoffe, das glaubt mir noch einer unter diesen Umständen.
Wie auch immer. Meine Aktion hat ihm den letzten Funken von romantischen Gefühlen schlagartig (im wahrsten Sinne des Wortes) aus dem Kopf und sonst wo gepustet und hat ganz anderen Gefühlen Platz gemacht.
Welchen genau, weiss ich nicht. Habe mich darum bemüht, so schnell wie möglich das Feld der Verwüstung zu verlassen. Flucht nach vorne.
Und siehe da, wenn man sie am wenigsten braucht, weil man sich schon selber geholfen hat, stehen alle da.
Im Rücken einen böse schimpfenden Mann, will ich doch nun nur noch ins Bad verschwinden.
Selbstverständlich muss Fräulein Tochter genau jetzt, dringendst aufs Klo. Und nein, sie kann nicht nach unten oder 5 Minuten warten.
Seltsamerweise müssen nun auch zwei Hunde dringendst raus. Auch nicht in 5 Minuten, nein jetzt. Diese Forderung wird durch den Einsatz von allen verfügbaren Hundekrallen unterstützt, die an meinen nackten Beinen rauf und runter schrabben.
Sobald die Hunde im Garten verschwinden, befindet sich selbstverständlich das Töchterchen in der misslichen Lage, den angedrohten Hungertod baldigst zu erreichen, wenn sie keine heisse Milch, in den nächsten 1.5 Sekunden erhält.
Bemüht um Gleichgültigkeit und langsam von 10 rückwärts zählend, begebe ich mich in die Küche um gleich aus dem Eisfach noch den Eisbeutel für meine blauen Knie und die hübsche Beule am Kopf zu holen. Geht ja Gleichzeitig. Milch wärmen und Knie kühlen wenn ich schon dumm rumstehe morgens um 5:45Uhr.
Dabei habe ich ausreichend Zeit ein Ratespiel mit meinen Striemen an den Beinen zu veranstalten. Schaffe ich es, die Striemen dem richtigen Hund zuzuordnen?
Die Stimmung ist etwas angespannt, seit diesem Morgen. Ich übernehme auch freiwillig alle Schuld.
Oder fast alle. Ist doch auch wahr, wieso können Männer nie zuhören, wenn Frauen etwas sagen? Dann wäre alles gar kein Problem gewesen.
Nein, sie müssen immer alles besser wissen und sich am Ende ärgern, wenn es in die Hose geht oder wohin auch immer. Dabei hat man es ihnen doch gesagt. Klar und deutlich.
Womit wir beim Fazit wären.
Wenn Männer ihren Frauen zuhören würden und sich, auch wenn es unmöglich erscheint, daran halten würden, hätten wir keinen Bruchteil an Ehestreits, morgens um halb 6.
Aber nein, sie leben bis heute mit der Überzeugung, dass es genau andersrum ist. Er spricht nämlich auch nach fast 16 Stunden noch nicht mit mir.
Ich werde es überleben und an meiner Kampftechnik arbeiten, damit ich beim nächsten mal schneller bin.
Aber ich habe etwas gelernt, nämlich das Notfallprogramm für die nächste Etappe...